Das Disney World Komplott
deiner Höhle bloß nicht zu viele Kinder.«
»Bestimmt nicht.«
»Einen schönen Vierten Juli.«
Kapitel 40
Joshua Wolfe erreichte das Magic Kingdom bei Einbruch der Dunkelheit. Den letzten Teil der Reise legte er in einem der Pendelbusse zurück, die regelmäßig von den umliegenden Hotels abfuhren. Das Magic Kingdom war der dritte Halt nach den Disney-MGM-Studios und Epcot . Für die Strecke von vier Meilen benötigte der Bummelbus endlos lange vierzig Minuten. Das lag vor allem daran, daß der Verkehr sich hier kilometerlang staute. Das ganze Land schien hierher unterwegs zu sein, und keiner kam mehr vor oder zurück. Die Parkplätze, insbesondere die des Magic Kingdoms, hatten sich in wahre Hindernisparcours verwandelt. Busse waren überall dort abgestellt worden, wo sich noch eine Lücke aufgetan hatte, und die nachfolgenden Fahrzeuge kamen nirgends mehr durch.
Der Fahrer des Pendelbusses gab nochmals die Abfahrtszeiten durch, bat die Passagiere aber um Geduld. Schließlich stehe eine lange Nacht bevor. Jeder, der pünktlich zu Hause sein wolle, riet er den Besuchern, solle die Anlage vor der Parade und dem Feuerwerk verlassen.
Endlich öffnete er die Türen, und die Insassen drängten auf den Mittelgang und schoben sich nach draußen. Joshua bekam in diesem Gedränge Atemnot und einen Anfall von Klaustrophobie. Um sich wieder in den Griff zu bekommen, konzentrierte er sich ganz auf die vor ihm liegende Aufgabe: Er mußte die CLAIR-Ampulle aus dem Versteck holen und dann zusehen, daß er wieder aus dem Park kam. In seiner Hosentasche steckte das Fläschchen mit der Substanz, die er in den Labors von Gruppe Sechs geschaffen hatte. Die würde er mit CLAIR mischen, wenn ihm nichts anderes übrigblieb – wenn man ihn dazu zwang.
Joshua konnte sich später kaum noch daran erinnern, wie er aus dem Bus gekommen war, die Eintrittskarte vorzeigte, die er sich schon vor einer Woche besorgt hatte, und dann in die Monorail stieg.
Sein Leben schien erst wieder zu beginnen, als die Zugtüren sich vor dem Eingang zum Magic Kingdom öffneten. Dort mußte er nochmals seine Karte vorzeigen, und man entwertete sie. Und schon gelangte er durch das Drehkreuz auf die Main Street U. S. A. Hier hatte man eine altmodische, typisch amerikanische Kleinstadt wiederauferstehen lassen, komplett mit Pferdewagen, Oldtimern und alten Straßenbahnen. In einer von ihnen stand ein Barbershop-Quartett und gab wunderbaren A-cappella-Gesang zum Besten.
Josh bewegte sich weiter durch die simulierte Kleinstadtwelt. Sein Haar war unter einer Baseballkappe verborgen, so daß er sich in nichts von einem ganz normalen Teenager unterschied.
Er schlenderte von einem Haus zum anderen, staunte über die Lichter und die Darbietungen, genoß den Duft von frischem Popcorn und hörte aus der Ferne die Klänge einer Marschkapelle, die sich durch den Park bewegte.
Und dann sah er sie – die Männer. Ungerührt von dem Trubel hatten sie für alles mögliche Augen, nur nicht für die Attraktionen.
Josh spazierte auf den baumbestandenen Park zu und überquerte einen Platz, auf dem Disney-Figuren vor Staunen sprachlose Kinder dazu drängten, sich zusammen mit ihnen ablichten zu lassen.
Eine Gruppe von Jungs, die alle das gleiche dunkelblaue T-Shirt trugen, rückte zu einer Gruppenaufnahme zusammen. Josh näherte sich dem Jungen, der sich vor ihnen aufgebaut hatte und Schwierigkeiten mit seiner Kamera zu haben schien.
»He, soll ich die Aufnahme machen?« bot er sich an. »Dann kannst du mit aufs Bild.«
»Gute Idee, Mann«, strahlte der Junge und nahm die Kamera ab, die ihm um den Hals hing.
Josh hielt die Minolta schußbereit und wartete, bis der Junge einen Platz zwischen seinen Freunden gefunden hatte. Sie kicherten, stießen sich an und schienen keinen Moment stillzustehen. Joshua spürte, wie die Kamera in seinen Händen zitterte. Viel lieber als diese Aufnahme zu machen, hätte er sich selbst als Teil dieser Gruppe ablichten lassen. Er wollte bei ihnen sein, wollte zu jemandem gehören.
»Wir sind soweit, wenn du es bist!« rief einer der jungen Männer.
Josh drückte auf den Auslöser und machte dann noch ein paar Aufnahmen von der Gruppe, bevor er sie ihren Clownereien und Faxen überließ. Die blauen T-Shirts verschwanden bereits in der Menge und verschmolzen mit ihr.
»He, danke, Mann«, sagte der Junge, dem die Minolta gehörte, und nahm sie in Empfang. »Übrigens, ich heiße Andy.«
Er schüttelte ihm die Hand. »Und ich
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