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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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durchdrangen mit ihrer Sicht ohne jede Mühe die Schwärze und sahen alles, was sich darin verbarg. Unter diesen Bedingungen funktionierten seine Augen ähnlich wie bei einem Tier, nahmen weniger Umrisse als Bewegung wahr.
    Und Bewegung verriet ihm, daß der Pistolenschütze sich vorsichtig durch den Gang schlich, in den er gewichen war, nachdem er das tote Weibsbild abgetastet hatte. Auf beiden Seiten standen hohe Regale voller Erstausgaben, einige von ihnen Jahrhunderte alt. Sie bewirkten eine Art von Tunneleffekt, der Krills nächstem Opfer die Sicht zusätzlich behinderte.
    Krill wartete in der Absicht, den Mann herankommen zu lassen, verwarf den Plan dann jedoch zugunsten einer schöneren Idee.
    Er sah den Mann auf halber Länge des Gangs dahinschleichen, eine Neun-Millimeter-Pistole vor sich ausgestreckt. Krill tat einen Schritt nach rechts und ging geräuschlos in den benachbarten Gang. Langsam bewegte er sich vorwärts.
    Blaine schob sich vorsichtig durch die Dunkelheit und hoffte auf irgendeinen schwachen Lichtschein, um wenigstens etwas besser sehen zu können. Der trübe Schein eines Leuchtschildchens, das auf den Weg zum Ausgang hinwies, erregte seine Beachtung, als er den Gang zwischen den Bücherregalen gerade zur Hälfte durchquert hatte. Eine große Hilfe war das Glimmen nicht, doch zumindest erlaubte es ihm eine gewisse Orientierung.
    Ohne Zweifel hatte der Mörder den Stromausfall vorsätzlich verursacht und war mit irgendeinem Nachtsichtgerät ausgerüstet, das ihm einen enormen Vorteil bot. Wie merkwürdig, daß er sich zuerst auf die Frau gestürzt hatte, obwohl er genauso leicht sofort McCracken hätte angreifen können, statt ihn in Alarmbereitschaft zu versetzen.
    Es sei denn, Gloria Rendine-Wilkins-Tate war sein auserkorenes Hauptopfer gewesen, und die Erfordernis, Blaine umzubringen, bloß eine Nebensache. Aber wer sollte …
    Bücher hagelten auf McCracken herab. Er wirbelte, die SIG-Sauer voran, zu der Stelle herum, von der sie aus dem Regal prasselten. Um sein Handgelenk, das die Waffe hielt, klammerte sich eine Faust, die zupackte, wie Blaine es noch nie erlebt hatte – wie ein Schraubstock, der sich sofort vollkommen schloß. McCrackens Hand zitterte und die Pistole entglitt seinen Fingern und krachte auf den Fußboden.
    Eine zweite Faust fuhr in Blaines Kopfhöhe durch das Wirrwarr der im Regal umgekippten Bücher und wollte sich in seine Kehle krallen. McCracken konnte sie gerade noch mit der freien Hand abwehren. Sein Gegner riß mit heftigem Ruck an Blaines anderem Arm, so daß er gegen das Regal prallte, an dem wieder eine ganze Menge Bücher krachten. Verzweifelt schlug er um sich, um zu verhindern, daß die stahlharten Finger seine Kehle erreichten. Zwischen ihm und seinem Widersacher stand das Regal, also konnte er seine Beine nicht als Waffe verwenden. Ihm blieb zur Verteidigung nur die eine Hand.
    Die Augen … Greif das, was er auf den Augen trägt.
    Auf diese Taktik verlegte er sich aus purer Not; freiwillig hätte er sich nicht dafür entschieden, weil sie dem unmenschlich starken Griff des Gegners seine Kehle entblößte. McCracken wartete, bis er am Arm einen zweiten Ruck spürte. Im selben Moment stieß er die freie Hand aufwärts, in die Höhe, wo er das Gesicht des Mörders vermutete.
    Der Hieb traf einen Kopf, der ein Totenschädel hätte sein können, so wenig Fleisch umhüllte ihn. Die zwanzig Zentimeter, um die sich die Augen des Fremden über Blaines Scheitel befanden, erlaubten den Rückschluß, daß er mindestens zwei Meter maß, also die Körpergröße Johnny Wareagles hatte. Blaine merkte, wie der große Kopf zurückzuckte, während seine Finger über die Stirn glitten.
    Der Killer trug gar kein Nachtsichtgerät. Er hatte nur … seine Augen. Blaines Finger schrammten über das eine Auge, und er versuchte den Daumen anzusetzen, um Druck ausüben zu können. Vor Schmerz gab der Gegner ein Brummen von sich, und sein Griff um Blaines Handgelenk lockerte sich so weit, daß McCracken sich losreißen konnte. Durch den Schwung prallte er rücklings gegen das gegenüberstehende Regal, so daß auch dort mehrere Reihen Literatur von den Brettern rutschten und auf den Boden polterten.
    Blaine hörte einen zweiten Laut, ein rauhes Knurren, dem fast augenblicklich das Berstgeräusch von Metall folgte. Im Dunkeln nach wie vor unsicher, spürte Blaine mehr, als daß er sah, wie ein großes Regaloberteil auf ihn herunterkippte, und schon hagelte es erneut Bücher. Er

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