Das Disney World Komplott
Postamt, einen Supermarkt und für Güterzüge einen Gleisanschluß zur Long-Island-Eisenbahnstrecke. Personenzüge fahren nicht hin. Also mach dir keine falschen Hoffnungen.«
Inzwischen hatte McCracken sich die von Sal ausgebreiteten Fotos angesehen. »Ziemlich viele Häuser. In welchem ist Gruppe Sechs untergebracht?«
»In keinem dieser Gebäude. Ein paar davon sind alt, aber die meisten neu. Jedes hat seinen eigenen Sinn und Zweck. Eines ist eine Wetterstation, in einem anderen Bau steht ein Partikelbeschleuniger, und in diesem Riesenklotz da steht ein nuklearer Brutreaktor. Der Rest entfällt auf Gentechnik, hochmodernen Molekularscheiß und diversen sonstigen biotechnischen Krempel, von dem ich nicht mal die Bezeichnungen aussprechen kann.« Sal tippte mit dem Finger auf eine Stelle in der Mitte der Blaupause. »Und da haben wir eine hauseigene, ganz gewöhnliche, hochgiftige Sondermülldeponie. Die Anwohner sind richtiggehend begeistert. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Beschwerden über Grundwasserverunreinigung verzehnfacht.«
»Sag nichts. Seit Gruppe Sechs dort aktiv ist?«
Sal lächelte und nickte. Nun wies sein Finger auf eine zerknitterte Stelle in der oberen rechten Ecke der Gesamtübersicht. »Ihr Hauptquartier ist im nordöstlichen Winkel Brookhavens eingerichtet. Man kann vom übrigen Gelände aus nicht mal den Zaun drumherum sehen, außer vielleicht von diesem Acker aus, auf dem wer weiß was gezüchtet wird. Die Kiefern geben eine natürliche Tarnung ab. An der Rückseite, auf dem alten Truppenübungsplatz, ist reichlich Platz für Waffentests jeder Art.«
McCrackens Blick wanderte über den Plan. »Na schön, und wie komme ich hinein?«
»Gar nicht«, entgegnete Sal. »Was Gruppe Sechs innerhalb ihres Zauns an Schutzvorkehrungen hat, verleiht dem Begriff Hochsicherheit eine völlig neue Bedeutung.«
Belamo entrollte auf dem Bett drei andere Blaupausen, entnahm dem Aktenkoffer weitere Abzüge vergrößerter Satellitenaufnahmen und legte sie unordentlich auf den Zeichnungen aus.
»Gruppe Sechs hat ihren Standort zwar auf dem Brookhaven-Grundstück«, erläuterte er, »aber damit hört die Gemeinsamkeit auch schon auf. In Wirklichkeit ist sie eine Institution innerhalb einer anderen Institution. Daß Gruppe Sechs überhaupt dort sitzt, ist tatsächlich nur darauf zurückzuführen, daß Brookhaven die zusätzlichen, neuen Gebäude hingestellt bekam, kurz bevor die Verantwortlichen zu der Einsicht gelangten, daß sie kein Geld und keinen Bedarf an Experimenten mehr hatten. Gruppe Sechs dagegen hatte beides. Sie wurde dort in Rekordzeit eingerichtet, und ihre Sicherheitsanlagen waren schon komplett, als gerade mal die ersten Aktenschränke eintrafen. So was an Hochsicherheit kannst du dir gar nicht vorstellen.«
»Und ich dachte, in dieser Hinsicht könnte ich keine Überraschung mehr erleben …«
»Heute hat das Leben gleich einige Überraschungen für uns auf Lager, Boß. Weißt du, normalerweise werden keine dreifach gestaffelten Hochsicherheitsanlagen installiert, um einzelne Eindringlinge abzuwehren. Sie dienen zur Verteidigung gegen Überfälle bewaffneter Kommandogruppen oder terroristische Aktionen. Aber bei Gruppe Sechs verhält es sich anders. Dort sorgt man sich hauptsächlich wegen Sabotage und Spionage, und bei solchen Unternehmungen sind einzelne oder zwei Leute effektiver als eine größere Gruppe. Sämtliche Sicherheitssysteme sind darauf abgestellt. Wirf mal einen Blick auf das hier, dann kapierst du, was ich meine.«
Sal beugte sich vor, um Blaine zu zeigen, was ihn beeindruckte. Belamos Knie knackten, und sein Rücken wurde bucklig.
»Wir haben es da, wie erwähnt, mit einer dreifach gestaffelten Hochsicherheitsanlage zu tun, allerdings weicht sie von herkömmlichen Modellen ab. Den Elektrozaun rund um den Komplex zähle ich nicht mit, das heißt, die erste Abwehrzone liegt in diesem schraffierten Bereich.« Belamos Hand strich über einen blauen Streifen, der sich auf der Gesamtübersicht rings um das Gruppe-Sechs-Hauptquartier erstreckte. »Dort sind Sensoren versteckt, Bewegungsmelder mit unterirdisch verlegten Kabeln, die auf Veränderungen an der Oberfläche ansprechen. Du tust einen Schritt, wühlst dabei ein bißchen Erde auf, und schwupp!, schon merkt man, daß du dich da herumtreibst.«
Sals Finger deutete auf einen roten Ring innerhalb des blauen Streifens. »Hier sind die üblichen Lichtschranken, man geht hindurch, und schon ist man erkannt.
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