Das Disney World Komplott
nötig.«
»Ist es letzten Endes nicht immer nötig?«
Fuchs trat einen Schritt vor. »Nicht unbedingt. Eben deshalb möchte ich, daß Sie uns die Gelegenheit geben, Ihnen einige der Projekte zu erläutern, mit denen wir uns beschäftigen.«
»Ihnen die Gelegenheit geben? Habe ich eine Wahl?«
»Sie sind kein Gefangener, Josh. Ein Wort von Ihnen, und ich lasse Mr. Sinclair Ihre Abreise nach Cambridge arrangieren.« Der Colonel sah ihm direkt ins Gesicht. »Allerdings denke ich, daß wir nicht die einzigen sind, die an Ihnen interessiert sind. Fest steht aber, daß wir Ihnen am verständnisvollsten gegenüberstehen.«
»Und wenn ich nun dorthin will, wohin Sie Harry Lime gebracht haben?«
»Mir ist nicht recht klar, wovon Sie sprechen.«
»Sie kennen meine Akte, Lester, so wie ich Ihre kenne.«
Susan wartete nicht weniger gespannt als Josh auf Fuchs' Antwort.
»Oh, selbstverständlich weiß ich über die verdienstvolle Rolle Bescheid, die Harry Lime in den Jahren Ihres Heranwachsens hatte«, sagte der Colonel. »Aber leider weiß ich nichts über die Gründe seiner gegenwärtigen Abwesenheit. Wir haben Nachforschungen eingeleitet. Es kann sein, daß er zur Zeit einen Regierungsauftrag ausführt. Wenn dabei keine formelle Befehlserteilung erfolgt, ist so etwas sogar für uns schwer nachprüfbar.«
»Das waren heute Ihre Männer in seiner Wohnung.«
»Ja.«
»Und Sie haben ihn nie gesehen?«
»Nein.«
»Mir ist es wirklich sehr wichtig, daß Sie ihn finden, Lester.«
»Wie gesagt, wir versuchen es.«
»Ich hätte gerne, daß Sie ihn herholen, damit wir Zusammensein können.«
»Eine gute Idee. Lohnt sich ohne weiteres, darüber nachzudenken. Aber was halten Sie davon, sich erst einmal von Dr. Haslanger alles zeigen zu lassen? Wäre das ein Problem, Doktor?«
Nervös schüttelte der Alte den Kopf. »Nein.«
Joshua Wolfes Blick streifte nochmals Susan. »Und was ist mit Dr. Lyle?«
»Sie stößt später dazu, junger Freund. Ich muß vorher noch etwas mit ihr besprechen.«
»Wie lautet Ihre Einschätzung, Doktor?« fragte Fuchs, nachdem ein nervöser Haslanger den Jungen fortgeführt hatte.
»Welche Einschätzung?« stellte Susan die Gegenfrage.
»Des Jungen.«
»Ich bin Spezialistin für Infektionskrankheiten, Colonel, keine Psychologin. Ich dachte, das hätten wir geklärt.«
»Und welches Urteil geben Sie als Mensch über ihn ab?« wollte Fuchs erfahren. »Und als Frau.«
Bei der letzten Bemerkung zog Susan die Brauen hoch. »Sie sind es wohl nicht gewöhnt, mit Frauen zusammenzuarbeiten, stimmt's, Colonel?«
Fuchs zuckte mit den Schultern. »Wenn man schon so lange wie ich beim Militär ist …«
»Ich nehme an, den Umgang mit Kindern sind Sie noch weniger gewöhnt.«
»Also betrachten Sie Joshua Wolfe als ein Kind.«
»Allerdings als ein höchst außerordentliches Kind. Aber gefühlsmäßig ist er den gleichen Stimmungsschwankungen und Gemütswallungen wie alle Kinder seines Alters unterworfen.«
»Erwarten Sie, daß daraus Schwierigkeiten entstehen?«
»Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen.«
Fuchs maß sie vorwurfsvollen Blicks. »Dr. Lyle, ich hatte vor, noch einmal mit Ihnen über unser gemeinsames Hauptanliegen zu sprechen. Joshua Wolfe hat etwas, das wir hier bei Gruppe Sechs haben wollen. Wir haben uns dafür entschieden, ihn nicht zu verhören, ihn zu nichts zu zwingen, überhaupt nichts gegen seinen Willen zu unternehmen. Unser Bestreben ist, daß er sich uns aus freien Stücken anschließt, und wir bauen auf Ihre Unterstützung, um ihn davon zu überzeugen, daß es so für ihn am vorteilhaftesten ist.«
»Und wie soll ich nach Ihrer Vorstellung dabei vorgehen?«
Der Colonel lächelte. Er senkte seine Stimme und schlug einen beinahe liebenswürdigen Tonfall an. »Dr. Lyle, die Gründe für Ihren Ehrgeiz, Ihre hochgesteckten Ziele und die Verzweiflung, die Sie dabei antreibt, sind mir vollkommen verständlich. Aber wie weit sind Sie noch von der Art führender Forschungsposition entfernt, die Ihnen vorschwebt? Gruppe Sechs hat in Washington einflußreiche Freunde. Wenn Sie uns in dieser Angelegenheit behilflich sind, würden wir Ihnen bestimmt unsererseits in jeder gewünschten Hinsicht weiterhelfen.«
»Ich habe nie behauptet, ich wäre dort, wo ich bisher war, unzufrieden gewesen.«
»Das hatte sich erübrigt. Mir ist gänzlich klar, daß Sie das SKZ und die Sonderabteilung Brandwacht immer nur als Sprungbrett angesehen haben. Beides die Mühe wert, versteht
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