Das Doppelbett
seit der gottlose Bengt Anderberg ein Königliches Stipendium abgelehnt hat. Übrigens hast du gestern eine fantastische Schleuderserie gemacht.«
Berit strahlte. Ein Dreispaltenbild im Svenska Dagbladet!
Und Willy lächelte tapfer. Gewiß hatte er gestern ein fantastisches Ergebnis erzielt, daran ist nicht zu rütteln, Teufel noch mal! Sogar bei Gegenwind. Es war gut, daß der Verein einen Kontrolleur hingeschickt hatte. Voriges Mal hatten die Burschen in Stockholm sich nur lustig gemacht und über das Phänomen von Fryksdalen nachher in der Presse gewitzelt. Man hatte es schwer, einen Diskuswerfer zu akzeptieren, der keine Mittelmäßigkeit war.
»Und hier«, sagte Axelsson und stellte die braune Tüte mitten auf den Tisch. »Hier hab’ ich die wirkliche Proteinbombe gefunden.«
Er holte einige Papiertöpfe hervor, die mit der Aufschrift >Pep-Talk< versehen waren.
»So was muß man wohl unter den Armen haben«, sagte Berit mit strahlenden Augen.
»Direkt auf dem ganzen, nackten Körperchen nach dem Bad, was? Ha, ha, ha!« lachte Axelsson. »Nein, kleines Mädchen, da drin ist das wirkliche Wunderpulver. Lies nur, was auf dem VDN-Etikett steht:
Hammelmaul
Wolfsschere
Rotrübensamen
Fischlaich
Mohammedanische Tropfen
Geriebene Rosinenkerne
Glennpillen
Geschabte Esche
Medizinische Zange
Räuberdreck
Quartettzwiebel
Vatermilch
Dollarstock
Fassberg (aus Malmö)
Madonnenblick
Adrian (gnadenweise)
Verakruz
Jollron
Rüppert
Grabhügelerde
Slidicon
Mjukon
Rolloff
Mineva
Nymfa
Vidister
Maulsaat
Rasputin (in Flocken) Runkaband (småländisch) Jukon
Spasmobil (bengalisch) Linkerton
Opolan (in Stücken)
Möller
Majs Zange
Schaum
Gelbe Rebe
Notdurft
»Das sind ja gräßlich viele komische Sachen«, sagte Berit.
»Das ist ein altes Hexenrezept, das die moderne Gesund-heitslehre ausgegraben hat. Ich kenne keinen andern Trainer, der es bisher entdeckt hat.«
»Wird man nicht gedopt, wenn man das Zeug schluckt?« fragte Willy mißtrauisch.
»Nein, keine Spur! Diese ungewöhnlichen, alten, volkstümlichen Drogen sind vollständig harmlos und zugelassen.«
Birger Axelsson riß den Verschluß eines der Papiertöpfe mit Pep-Talk auf.
»Her mit einer Milchflasche!« kommandierte er.
Berit stellte die Flasche vor Willy hin.
»Nimm jetzt eine ordentliche Dosis.«
Willy schüttelte den ganzen Topf in die Milch. Sie rauchte von Spreu und Splittern und Halmen wie eine bessere Dreschmaschine.
Willy rührte um, nahm einen Löffel voll und leerte ihn mit geschlossenen Augen.
»Na?« fragte Birger.
»Pfui Teufel!« krächzte Willy. »Schmeckt nach Pferdescheiße.«
»Ha, ha, aber das wird dir guttun. Schluck noch eine Portion, in einer halben Stunde fangen wir mit dem Konditionstraining an.«
Während Willy auf dem Kiesweg lief (neben Birger auf dem Fahrrad), dachte er an den fürchterlichen Alptraum, den er gehabt hatte, und zum erstenmal fühlte er bei diesen Vorbereitungen für die Olympiade in Mexiko gewisse Zweifel.
Er machte größere Schritte, als sie sich dem Sportplatz näherten, und Birger mußte sich auf die Pedale stellen und tüchtig treten.
»Das war ein starker Ruck, den du zuletzt gemacht hast«, sagte Birger, als sie im Gras vor dem Umkleideraum auspusteten. »Es ist wichtiger, du schonst dich bis zu den Sprinterübungen.«
So war es immer.
Es war die Schnelligkeit, die Axelsson entscheidend fand.
»Diskuswerfen ist eine Frage von Sekunden. Genau wie bei einem Sprinterlauf«, pflegte er zu erklären. »Die Grundkondition und die Stärke sind wichtig, aber die Schnelligkeit ist ausschlaggebend.« Und dann pflegte er am Küchentisch zu Hause bei Berit und Willy auf einem karierten Papier Kurven über die Wirkung der Zentrifugalkraft zu zeichnen, so daß es dem Ehepaar im Kopf herumwirbelte.
»Es ist ein Glück, daß Birger seine Kräfte dir widmet«, pflegte Berit mit strahlenden Augen zu sagen.
Und das hatte was für sich.
Die meisten von Axelssons Ideen war er bereit, zu akzeptieren. Aber das mit der Enthaltung war wirklich beschwerlich.
»Hör mal, Willy«, hatte Birger gleich nach Weihnachten gesagt, als sie von einer Skitour zurückkamen, »ich möchte unter vier Augen mit dir reden.«
Sie gingen ins Klubhaus hinüber.
»Hier, schau dir mal die Abhandlung an, die ich in die Hand bekommen habe. Sie ist einfach sensationell und behandelt die Abhängigkeit der Sportresultate von der Sexualität. Sie ist von der Zentralen Sportakademie in Tirana ausgearbeitet. Die
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