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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sich zufällig an die Nummer, die Sie gewählt haben, oder daran, wie der Mann sich gemeldet hat?«
    »Also, gemeldet hat er sich nur mit ›Hallo‹.«
    »Kein Name?«
    »Kein Name, Monsieur.«
    »Aber der Mann war sofort dran und wußte sofort Bescheid?«
    »Ja, Monsieur. Die Nummer weiß ich natürlich nicht mehr, aber sie war im Departement Var, sie fing mit 94 an.«
    Ariane chauffierte, da Baltasar seine Hand pflegen mußte. »Das kommt davon, daß man seine Finger nicht aus fremden Angelegenheiten und Messern raushalten kann«, sagte Ariane. Langsam und mit Genuß kurbelte sie die alte Pallas durch die Serpentinen der Bergstrecke nach Saint-Rémy. Über Baltasars Funde war sie nicht besonders verblüfft. »Man gewöhnt sich daran, von dir nur das Unmögliche zu erwarten.«
    Vor dem
Hôtel de la Lune
hielt sie an. Baltasar stieg aus und stiefelte zur Rezeption, wo er sich danach erkundigte, ob für ihn oder seinen Freund Monsieur Bronner ein Brief aus Les Baux eingetroffen sei. Der Angestellte nickte und begann zu suchen.
    »Da wir Ihren Namen nicht kannten, dachten wir, es müsse sich um ein Versehen handeln oder Sie würden noch kommen.«
    »Was hätten Sie gemacht, wenn ich nicht gekommen wäre?«
    »Nach einer Woche zurückgeschickt. – Voilà, Monsieur, Ihr Brief. Leider ist er aufgegangen. Ich hoffe, daß nichts fehlt.«
    Baltasar steckte seinen Ausweis wieder ein und untersuchte den Brief. Wie der Hotelier in Les Baux prophezeit hatte, war die Verklebung aufgegangen. Der Umschlag enthielt ein einziges zur Hälfte beschriebenes Blatt. Es begann mit den aufschlußreichen Worten: »die Druiden damit zu tun haben!«
    »Offensichtlich fehlt einiges, mindestens ein weiteres Blatt.«
    Der Hotelangestellte hob die Hände. »Ich bedaure unendlich, Monsieur, aber der Verlust muß bereits bei der Post eingetreten sein. Hier ist mit dem Brief nichts geschehen.«
    Baltasar bedankte sich und verließ das Hotel. Am Wagen angekommen, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr; dann stieg er ein.
    »Kurz vor zwölf«, sagte er. »Die Post müßte noch geöffnet sein.«
    Sie hatten keine Schwierigkeiten, das Postamt zu finden. Baltasars Nachforschungen ergaben nichts – niemand hatte die Eingeweide eines Briefes herumschleifen sehen oder aufgelesen.
    In einem kleinen Laden im Zentrum, wo man Postkarten, Schreibwaren, Schnürsenkel und Bücher erstehen konnte, erkundigte er sich anschließend nach einem lateinischen Wörterbuch.
    »Ah, ich bedaure, Monsieur, aber so etwas führen wir nicht.«
    Die Dame zwinkerte freundlich, da Baltasar all seinen Charme hatte spielen lassen. Durch dicke Brillengläser musterte sie ihren beleibten Kunden; sie zupfte an ihrem Dutt.
    »Hat vielleicht vor einigen Wochen jemand nach einem ähnlichen Werk gefragt?«
    Sie nickte verblüfft. »Ja, Monsieur.«
    Baltasar beschrieb Bronner; Madame bestätigte, daß es sich um diesen Herrn gehandelt haben müsse. »Er sprach mit einem kleinen Akzent, etwa wie ein Elsässer«, sagte sie. Baltasar teilte ihr höflichst mit, er werde dieses Kompliment weitergeben, denn ein solches sei es, da es sich bei seinem Freund um einen Deutschen handle. Madame brachte ihre Verwunderung zum Ausdruck und vermutete, Matzbach stamme aus der Touraine, nicht wahr?
    Höchst befriedigt stiefelte Baltasar zum Wagen zurück. Er informierte Ariane über die Ergebnisse und seinen aufkeimenden Hunger. Sie fuhren einmal durch den ganzen Ort und hielten auf dem Parkplatz eines Restaurants, das ihnen viel zu versprechen schien.
    Beim Aperitif las Baltasar halblaut den verstümmelten Brief vor.
    »›. .. die Druiden damit zu tun haben! Übrigens hat Demlixh seine ersten Bücher, die hier entstanden sind, R. H. gewidmet, mit Dank für Hilfe und so; in den neueren Auflagen fehlt die Widmung. Aber mir ist das alles zu hoch. Ich hoffe, Du hast Deine Wünschelrute dabei, wegen des Wassers und der Hügel. Ich schicke alles zum Mondhotel in St. Remigius, weil ich nicht weiß, wie ich heil rauskommen soll. Zum Abhauen ist es zu spät, die langen Arme reichen bestimmt bis Bonn. Meine einzige Chance ist es, so viel Material zusammenzutragen, daß ich angreifen kann, statt angegriffen zu werden. Mal sehen, wann die Kanaillen in Les Baux auftauchen. Orte und Namen kennst Du jetzt, und falls wir uns nicht schon gesehen haben, grüß mir meine Leiche. Gehab Dich wohl. William.«
    Ariane stützte die Ellenbogen auf den Tisch, faltete die Hände unterm Kinn und rümpfte die Nase. »Sehr

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