Das Doppelgrab in der Provence
auf.«
Maspoli seufzte. »Und was machen Sie in der Zeit?«
»Das wüßte ich auch allmählich ganz gern«, sagte Ariane.
Baltasar nuckelte an einer unangezündeten Zigarre und schlürfte Milchkaffee. »Ich warte. Unter anderem auf Ducros. Er müßte eigentlich bald anrufen.«
»Diese Affäre ist mir inzwischen viel zu verwickelt«, sagte Ariane, »als daß ich noch viel dazu sagen könnte. Nur eines, lieber Baltasar: Du spinnst.«
Kurze Zeit später holte der Hotelier Matzbach ans Telefon. Kommissar Ducros, in schlechter Samstagslaune, hustete sich zunächst einmal aus. »Also«, sagte er dann, »ich habe noch was für Sie. Erstens die Adresse von Ihrem komischen Druiden. Er ist in Montpellier bei einer Nichte oder so. Haben Sie was zu schreiben?«
Matzbach notierte. Die Nichte hatte, im Gegensatz zu ihrem druidischen Onkel, nicht die Angst, beim Telefonieren die Seele zu verlieren, und besaß einen Fernsprecher.
»Zweitens. Halten Sie sich fest. Ich habe die Kollegen in Arles gebeten, sich bei den Bauern südlich von Les Baux zu erkundigen, ob da jemand irgendwas gesehen hat. Gerade ist der Bericht gekommen.«
»Ich bin äußerst interessiert.«
»An dem Morgen, als Bronner mit Ihnen telefoniert hat, bevor er abgehauen ist, haben da unten zwei Wagen gestanden. Sie kennen die Gegend ja. Unterhalb der Felsen ist noch ein kleiner Sockel, dann fängt die Ebene mit Wein und Oliven und Weizen und was weiß ich nicht alles an. Zwei Wagen sind über einen Feldweg bis an den Felssockel gefahren. Da scheint übrigens an einer Stelle früher mal eine kleine Quelle gewesen zu sein – so viel zu ihrer Theorie mit Hügeln und Wasser.«
»Woher haben Sie das alles, und was waren das für Wagen?«
»Zwei Bauern haben sie gesehen. Sie waren weiter weg und konnten nicht viel mehr sagen als zwei Wagen, davon einer groß und schwarz und amerikanisch, wahrscheinlich Ihr Buick mit Grimauds Leibgarde und Evaristo. Der andere normal, Peugeot oder Renault oder so. Einer der Bauern sagt, er hätte da auch weißgekleidete Leute gesehen.«
Matzbach schnalzte. »Interessant. Also offenbar Grimauds Leute und Druiden. Hätte ich nicht gedacht. Aber das macht nichts. Ich habe dafür auch was für Sie.«
Ducros lauschte, ohne zu husten, während Baltasar von Alphonse Deschamps und seiner Geschichte berichtete. »Hoho«, sagte er schließlich, »also kein Fisch an dem Tag? Das wird ja immer verrückter. Grimaud, Druiden, ein irrer Autor, ein Archäologe, Sie und jetzt auch noch keinerlei Fisch! Lassen Sie mich nachdenken ...«
Er schwieg eine Weile. Baltasar lauschte dem Knacken in der Leitung.
»Passen Sie auf«, sagte Ducros plötzlich energisch. »Wir machen zuerst mal so weiter wie vorgesehen. Morgen gehen ein paar Leute mehr als sonst in den Bergen hinter der Abtei spazieren. Montag vormittag werde ich mit den nötigen Papieren und ein paar Kollegen aus dem Département Var den Friedhof von Lacaze aufsuchen und diese Haushälterin ausgraben. Dann werden wir sehen, wie das mit dem Fisch war. Was machen Sie am Montag?«
»Ich habe neue Pläne. Ich werde gleich in Draguignan meine Luftbilder von gestern abholen; der Fotograf hat mir versprochen, daß sie bis zum Mittag entwickelt und abgezogen sind. Wenn Sie nichts anderes von mir hören, werde ich am Montag eine ganze Reihe unauffälliger Verfolger in die Verdon-Schlucht führen und mich anschließend aus dem Staub machen, um andere Fragen zu klären.«
Ducros begann wieder zu husten. Er bat um genauere Erklärungen. Baltasar gab sie ihm. Der Polizeibeamte schwieg eine ganze Weile. Dann sagte er mehrere unfeine Wörter. »Sie, tut das nicht weh, so ein krummes Gehirn zu haben?« sagte er schließlich.
Mit Maspoli verabredeten sie das weitere Vorgehen und einen Treffpunkt am Montag mittag. Er versprach, noch einmal alle Einzelheiten des Abenteuers mit Deschamps zu besprechen. Danach packten Ariane und Matzbach ihre Koffer. Baltasar beglich die Rechnung, dankte für Hilfe und Entleihen der Schreibmaschine und telefonierte mit einer Dame in Montpellier.
Dann holten sie die entwickelten Fotos vom Rundflug ab – die schnelle Arbeit war natürlich nur gegen Extrapreis entstanden. In einem Café zeigte Baltasar Ariane seine Fotofunde, und sie lachten heftig.
Über die Autobahn rasten sie nach Aix-en-Provence, wo Baltasar Wanderschuhe und eine Kutte sowie einen Rucksack kaufte und ein längeres Gespräch mit dem Besitzer eines Tierladens führte, in dem man alles bekommen konnte,
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