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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aus Cas... Cassis machen statt Castellane«, gab sie zu bedenken.
    Baltasar winkte ab. »Nichts da. Er wird die Karte untersuchen und feststellen, daß es von Castellane nach Draguignan sechzig Kilometer Schlängelstraße durch die Berge sind und daß ich, wenn ich nicht unbedingt über Castellane will, die Straße um die Verdon-Schlucht auch in anderer Richtung verlassen kann. Dann wird er sich sagen, was will der am Verdon? Und dann wird er die Geschichte mit der Vier, die die Fläche verläßt, nachdem es bis dahin um heilige Dreien und Dreiecke ging, begreifen. Er ist ja nicht dumm. Natürlich«, sagte er bescheiden, »nicht so intelligent wie ich. Sonst hätte er das Testament längst entschlüsselt.«
    Maspoli war noch nicht ganz wach. »Was wollen Sie denn am Montag im Verdon? Sie haben doch erst für morgen Grimaud und Konsorten zu einem Spaziergang an einer ganz anderen Stelle eingeladen?«
    »Richtig. Aber da gehe ich nicht hin.«
    Maspoli nickte. »Sie haben sicher Ihre Gründe, aber erwarten Sie nicht, daß ich noch irgendwas davon verstehe.«
    Baltasar malte ein großes Dreieck auf die Papierserviette, die er vom Frühstück übrigbehalten hatte. »Sehen Sie«, sagte er, »das berühmte Dreieck Belfast-Karthago-Samos oder Orange-Cassis-Draguignan. Bronner hat irgendwem weisgemacht, die Strecke Orange-Cassis müßte gedrittelt werden, also etwa hier und hier. Das letzte Drittel beginnt in Cavaillon. So. Dann hat dieser Maharbal ja senkrechte Visionen gehabt, also legt Bronner im oberen Drittel eine senkrechte Linie an. Und die schneidet die Hypotenuse irgendwo in den Vaucluse-Bergen. Nun ist Bronner ein cleveres Kerlchen. Gewesen. Er hat nämlich seinen Gesprächspartnern klargemacht, da die ursprüngliche Reiserichtung des Karthagers Nord-Süd war und jetzt die Strecke Süd-Nord geteilt werden soll, müßte man auch Ost-West vertauschen. Er klappt das Dreieck also um und hat den Schnittpunkt nicht in den Vaucluse-Bergen, sondern bei Les Baux. Da hatte er eine von vornherein falsche Verabredung mit irgendwem. Anschließend ist er getürmt und hat sich, wie wir seit gestern wissen, nach Lacaze zu Demlixh begeben. Demlixh kann also nicht der gewesen sein, mit dem er in Les Baux verabredet war. Und auch nicht Demlixhs Druiden, denn dann wäre Bronner wahrscheinlich nicht anschließend nach Lacaze gefahren. Nehme ich jedenfalls an. Also tippe ich auf Grimauds Leute. Das ist nicht zwingend, wohlgemerkt, und ich kann nicht ›Was zu beweisen war‹ dahinterschreiben.«
    Er bestellte eine neue Runde Kaffee bei der molligen Serviererin, die Maspoli mit besonderer Aufmerksamkeit bediente.
    »Jetzt habe ich Grimaud ein Telegramm geschickt. Den Wortlaut kennen Sie ja, Meister. Wenn Grimauds Leute irgendwie mit der Sache zu tun haben, wovon ich überzeugt bin, werden sie zum Spaziergang auftauchen. Ich habe Grimaud angedeutet, daß er das oberste Dreieck nach Osten legen soll, also wieder umklappen. Wenn er dumm ist, schickt er seine Jungs in die Berge hinter Murs. Wenn er clever ist, macht er etwas anderes, und zwar wird er dieses ominöse Dreieck noch mal, wie der Karthager vorschreibt, durch Senkrechte unterteilen, bis er aus dem oberen Dreieck drei Dreiecke gemacht hat. Der letzte Schnittpunkt der letzten Senkrechten liegt dann oberhalb der Abtei von Sénanque, ungefähr auf halber Strecke nach Fontaine-de-Vaucluse. Ich habe ihm geschrieben, daß ich von der Quelle, also von Fontaine aus, spazierengehen werde.«
    Maspoli zwinkerte. »Ihre Geometrie in allen Ehren, aber ich kenne die Gegend ein bißchen. Wilder
maquis
mit ein bißchen Krüppelgebüsch und viele, viele Steine. Ich glaube, als Ihre Leute im Krieg hier überall saßen, hat sich da oben einiges an Widerstand getan. Das Gebiet ist kaum zu kontrollieren. Fontaine bis Sénanque, das dürften an die fünfundzwanzig Kilometer sein, ungefähr. Sie wollen also nicht hingehen?«
    Matzbach grinste. »Ich denke nicht daran. Aber oben auf der Höhe gibt es eine Stelle mit viel Grün und ein wenig Wasser, laut Karte. Ich könnte mir vorstellen, daß Grimauds Leute mich dort erwarten. Wenn sie tatsächlich hingehen, weil sie meinen, da könnte was sein, wissen wir, daß sie etwas mit dieser Testamentseröffnung zu tun haben. Wenn nicht – Pech gehabt. Ich jedenfalls werde nicht durch diese Geröllhalden latschen.«
    »Wer denn?«
    »Ein paar Leute von Kommissar Ducros, in Zivil, versteht sich. Morgen ist Sonntag, da fallen Spaziergänger nicht weiter

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