Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
man wirklich mal da langgehen«, murmelte er.
    Eine Weile später fuhren drei Wagen auf den Parkplatz: ein Buick, ein Peugeot und ein Golf. Aus dem Peugeot stiegen drei Gestalten in Weiß, aus dem Buick ein Herr mit grauen Schläfen und Nadelstreifen sowie ein weiterer Mann mit ausdruckslosem Gesicht und durchtrainierter Figur. Im Golf saß ein einzelner Mann. Einer der Weißen debattierte halblaut mit dem Graumelierten, der schließlich nickte und dem Mann im Golf einen Wink gab. Der Wagen wurde wieder in Bewegung gesetzt und fuhr rasch bergauf. Buick und Peugeot mit je einem Mann Besatzung blieben zurück; die drei weißgekleideten Druiden, der Graumelierte und sein Gardist stiegen unter Protestgeräuschen die Treppe hinunter und machten sich auf den Weg in die Schlucht.
    Etwa zwanzig Minuten später stieg schwer atmend ein Mönch die Treppe zum Parkplatz hinauf. Er trug eine braune Kutte, seine bloßen Füße steckten in Sandalen, und auf dem Rücken, unter der Kapuze, baumelte ein brauner Rucksack. Auf dem Parkplatz blieb er stehen, zog seufzend ein Tuch aus einer Tasche der Kutte und fuhr sich damit über die glänzende Rundung auf seinem Haupt, die von einem dünnen Haarkranz umstanden war. Dann kratzte er sich den langen, grauen Vollbart und näherte sich dem Buick.
    Der Fahrer blickte ihm mißtrauisch entgegen und öffnete langsam das Fenster.
    »Eine schöne Gottesgabe, diese Schlucht«, sagte der Mönch. Mit dem Daumen wies er über seine Schulter zurück. »Aber erschöpfend. Du hast nicht zufällig ein wenig Wasser für mich, mein Sohn?«
    Der Fahrer schüttelte bedauernd den Kopf. »
Non, mon père
. Aber vielleicht ...« Er drehte sich um, kramte auf dem Rücksitz, dann hob er eine Thermoskanne hoch. »Darf es auch schwarzer Kaffee sein?«
    Der Mönch streckte die Hand aus. Der Fahrer goß den Schraubbecher der Kanne voll und reichte ihn aus dem Wagen.
    »Herzlichen Dank, mein Sohn«, sagte der Mönch. Er trank den Kaffee in einem langen, glucksenden Zug aus und gab den Becher zurück. »Ich werde dich in mein Tischgebet einschließen. Adieu.«
    »Auf Wiedersehen, Pater«, sagte der Fahrer. Er schraubte die Kanne wieder zu.
    Der Mönch ging den Berg hinauf. Schnaufend marschierte er, bis er die Straße von Castellane nach La Palud erreicht hatte. Dann wandte er sich nach rechts. Hinter der nächsten Kurve stand auf einem kleinen Aussichtsparkplatz ein ramponierter Deux-Chevaux. Der Mönch öffnete die Beifahrertür und ließ sich aufatmend auf den Sitz fallen.
    »Fahr zu, Alphonse«, sagte er.
    Deschamps grinste ihn von der Seite an, drehte den Zündschlüssel und ließ den Wagen auf die Straße rollen. »Sieht sehr echt aus«, sagte er dabei. »Nehmen Sie eigentlich auch die Beichte ab, Eminenz?«
    Matzbach öffnete den braunen Rucksack, den man von beiden Seiten verwenden konnte und der innen weiß war. Er riß sich die Tonsurperücke und den Vollbart ab und stopfte beides in den Rucksack, in dem Socken, Wanderschuhe und anderes steckte.
    »Kurs Lacaze«, sagte er. Er wühlte unter den Socken und fand sein Zigarrenetui.
    Gegen 15 Uhr überquerten sie den Hof zwischen Demlixhs Villa und den Stallungen. Deschamps navigierte vorsichtig den unebenen Weg entlang, der dem Bach aufwärts folgte und zum eichenbestandenen Hügel führte, auf dem die Druiden ihre Steine errichtet hatten. Deschamps starrte sorgenvoll in den Rückspiegel.
    »Ich finde, die Polizisten hätten außer Demlixh und seinem Butler auch diesen furchtbaren Hund mitnehmen können.«
    Ein riesiger Köter undefinierbarer Abstammung zerrte kläffend an seiner Kette und versuchte, das Schlußstück durchzubeißen. Matzbach grinste plötzlich. »Zwischen den Mundwinkeln muß man etwas durchbeißen«, sagte er, »sonst kommt man nie zu Knorpelfleisch und Metallpfeilen.«
    »Fehlt Ihnen was?« Deschamps blickte ihn besorgt an.
    »Wir sollten«, sagte Baltasar, »dieses Siezen lassen. Wir riskieren schließlich gemeinsam unseren Hals hier, oder?«
    Danach setzte er Deschamps auseinander, daß er morgens ein chinesisches Orakel befragt hatte.
    »Schau mal«, knurrte er schließlich. Sie hatten den Hügel erreicht und waren ausgestiegen. Baltasar breitete die Karte auf der Motorhaube aus.
    »Ich habe dir doch von diesem Karthager erzählt und seinem Testament. Es läuft darauf hinaus, daß man ein Dreieck Orange-Cassis-Draguignan malt und es durch Senkrechte unterteilt, bis man drei Dreiecke hat. Die erste Senkrechte geht von Cassis hier oben nach

Weitere Kostenlose Bücher