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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Sie ja schon daran, daß ich mir statt eines furchterregenden gallischen Kriegsnamens diesen albernen Pierrot-le-Flonflon zugelegt habe. Ich könnte mich ja auch Vercingetorix nennen.«
    »Weißt du, was Phérex macht, kennst du seinen richtigen Namen, seinen Beruf?«
    »Nein. Ich weiß auch nicht, wie ich das schnell herausfinden sollte. Vielleicht, wenn ich ein Jahr lang alle Bekannten aus den gewissen Kreisen fragte, vielleicht könnte ich dann durch Zufall jemanden treffen, der mehr über Phérex weiß ...«
    Baltasar starrte auf den Aschekegel seiner Zigarre. Langsam und halblaut fragte er: »Machst du mit?«
    Sylvie Ladurie blickte die beiden Männer an. »Wobei?« sagte sie, fast ein wenig ängstlich.
    Pennec übernahm die Antwort. »Bei der Feststellung, ob mein abtrünniger Bruder ein Verbrecher ist.«
    Baltasar nickte. »Es kann gefährlich werden.«
    Pennec hob die Hände. »Das Leben ist ein Notbehelf. Und eine fade Suppe, ohne salzige Erlebnisse. Ich mache mit. Wann geht es los?«
    »Zwei Übernachtungen hier«, sagte Baltasar lächelnd, »gute Unterhaltungen, Wein und angenehme Stunden. Montag morgen fahren wir zum Verdon. Morgen fahre ich mal eben nach Arles und gebe von dort ein Telegramm an den finsteren Grimaud auf. Während seine Leute, hoffentlich, in den Bergen hinter Fontaine-de-Vaucluse herumturnen. Dann werde ich ihm sagen, wo die karthagischen Erbstücke vergraben sind. Habe ich dir eigentlich schon die schönen Fotos gezeigt, die ich von den Fundstätten aus der Luft gemacht habe?«

11. Kapitel
    Der eigentliche Große Canyon des Verdon beginnt südwestlich der Kleinstadt Castellane und windet sich zunächst nach Südwesten, dann nach Nordwesten bis zu seinem Ende bei Moustiers-Sainte-Marie. In bizarren Formationen ragen zu beiden Seiten der Schlucht die Felswände Hunderte von Metern fast senkrecht empor. Neben den Felskunstwerken der Natur zeichnet die Schlucht sich durch eine vielseitige Vegetation aus und ist bei mutigen Wanderern mit guter Kondition ebenso beliebt wie bei Wildwasserfahrern. Der Verdon ist mehrfach gestaut; im Oberlauf nördlich von Castellane wurde ein Wasserkraftwerk angelegt, das in unregelmäßigen Abständen überschüssige Wassermengen in die lange Schlucht abläßt. Fußwanderer sollten daher, heißt es in den Broschüren, nicht durch das Flußbett waten, sondern sich an die Wege halten, die manchmal durch lange, düstere Tunnels, dann wieder über himmelstürmende, steile Eisentreppen führen, wenn das Ufer unpassierbar ist. Unterhalb der Schlucht wurde der Verdon erneut gestaut; dort bildet er den See von St. Croix. Mehrere hochgelegene Straßen führen um die Schlucht bis in Höhen von tausend Meter; südlich erhebt sich das Plateau von Canjuer, von dem bei günstigen Winden das Grollen der artilleristischen Übungen zu vernehmen ist: militärisches Sperrgebiet.
    In der Nähe des Point Sublime, unterhalb der Ortschaft Rougon, führt eine Straße zu einem Parkplatz unmittelbar oberhalb des Verdon; etwa fünfzehn Kilometer weiter flußab windet sich ein anstrengender Serpentinenweg von einem kleinen Lokal einige hundert Meter hinab ins Tal. Den Wanderern wird empfohlen, mit dem schwierigen Abstieg zu beginnen und die durchwanderte Schlucht auf dem nicht sehr schwierigen Kletterstück unterhalb des Point Sublime zu beenden.
    Matzbach sah das natürlich anders – mit gewisser Berechtigung. »Wenn die Ganoven alle da sind«, sagte er munter, »werden sie vermutlich damit rechnen, daß ich an diesem Wanderlokal in die Unterwelt steige. Da sie vorsichtig sind, haben sie wahrscheinlich allenthalben Posten aufgestellt. Wir werden jetzt zum Point Sublime fahren. Ätsch.«
    Ariane steuerte. Auf dem Rücksitz saß Sylvie Ladurie neben ihrem druidischen Onkel; sie hatte es sich doch nicht nehmen lassen, die Expedition zu begleiten. In einer makabren Aufwallung hatte sie abends verkündet: »Wenn schon die Möglichkeit groß ist, nach meinem Mann auch meinen Onkel zu verlieren, will ich diesmal wenigstens dabeisein.«
    Pennec sah Matzbach über die Schulter; der Dicke konsultierte soeben wieder seine alten Chinesen.
    »Hah«, machte er. Er steckte die Münzen ein und blätterte. »Nummer einundzwanzig, das Durchbeißen. Da ist ja wohl was dran. Die Dinge betrachten, das Ding zwischen den Mundwinkeln durchbeißen und Gericht walten lassen. Der Kandidat, behauptet die Wandellinie Vier, beißt auf Knorpelfleisch und erhält dafür metallene Pfeile. Beharrlichkeit und die

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