Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
den kleinen Hügel herum. Ein Kranz von Eichen warf Schatten auf drei Granitsäulen, die in einer Reihe auf dem Hügel standen. Der Bach umspülte die Nordostseite der Anhebung.
    Die Menhire ragten etwa mannshoch aus dem Boden. Baltasar zog sich die Kutte über den Kopf und warf sie in den Wagen. Dann ging er mit der Rute über den Hügel, langsam, seitwärts. Deschamps rauchte drei Zigaretten und sah unruhig zu. Er fürchtete sich vor dem Hund, der in der Ferne noch immer jaulte und bellte und auf seiner Kette herumbiß, und er rechnete damit, daß irgendwann demnächst Demlixh und sein Majordomus heimkehren würden, denn er glaubte nicht, daß die Polizei ihnen etwas nachweisen konnte – wer immer die Steine in den Sarg gelegt und die Leiche der armen Louise entfernt hatte, sicher nicht der Schriftsteller eigenhändig. Matzbach ließ sich Zeit. Er untersuchte den Hügel sehr gründlich, mehrmals, von verschiedenen Seiten her. Schließlich kam er zum Wagen und warf die Plastikrute auf den Rücksitz.
    »Seltsam«, sagte er. »Die Steine sind zwar in einer Reihe, aber nur zwei von ihnen stehen auf einer Strahlungsader. Dafür ist unter dem dritten ein Hohlraum.«
    Er bat Deschamps um eine Zigarette. Alphonse gab ihm Feuer und fragte: »Und was heißt das?«
    Matzbach rümpfte die Nase. »Das wüßte ich gern. Angeblich haben die Druiden diese Reihe errichtet, um heilende Erdstrahlen zu sammeln und dem kranken Demlixh so zu helfen. Die Strahlen da vorn sind aber negativ. Und außerdem, wie gesagt, steht der letzte Stein nicht auf der Ader, sondern daneben. Also entweder haben die Jungs nicht richtig gemessen, oder es ist Absicht. Komm mal mit.«
    Sie gingen langsam über den Hügel. An einer Stelle neben der Steinreihe waren Abdrücke im Boden. »Sieht so aus, also ob sich hier manchmal jemand mit einem Stuhl oder so hinsetzt«, sagte Deschamps, nachdem er den weichen Boden genau betrachtet hatte.
    Matzbach sah plötzlich etwas anderes. Summend ging er zu einer Eiche und befingerte die Rinde etwa in Kopfhöhe. Deschamps folgte und sah ihm über die Schulter. Die Rinde zeigte zahlreiche kleine Einschnitte, teils neben-, teils übereinander.
    »Was soll das denn sein?«
    Matzbach spitzte die Lippen. »Entweder heilige Zeichen oder etwas ganz Einfaches. Einer der bösen Buben, die Ariane und mir in Les Baux an den Kragen wollten, hat ziemlich zielsicher mit einem Messer geworfen. Dafür muß man üben ...«
    Er drehte sich um. »An die Arbeit! Ich bin gespannt, was wir unter dem dritten Stein finden.«
    Sie holten die Hacken. Deschamps blickte Matzbach mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen an. »Womit rechnest du?«
    »Vielleicht«, sagte Baltasar gedehnt, »mit Bronners Leiche. Und der von Louise.«
    Die Sonne näherte sich dem waldigen Hügelrand. Deschamps und Matzbach hatten gehackt und geschaufelt, daß es Baltasar eine Wonne gewesen wäre, zuzusehen. Der dritte Menhir war beinahe frei. Deschamps legte das Abschleppseil um den Stein und befestigte es an der Hinterachse des 2 CV. Er schnitt eine skeptische Grimasse, stieg ein und ließ den Motor an.
    Matzbach stellte sich hinter den Stein und drückte. Der Motor jaulte, die Räder drehten sich auf der Stelle. Weiter weg jaulte der Hofhund. Langsam bewegte sich die Spitze des Menhir, dann neigte der granitene Monolith sich gemessen und würdevoll, als wollte er eine Eiche zum Tanz herausfordern, und endlich fiel er um.
    Deschamps schaltete den Motor ab und stieg aus. Matzbach stand neben dem Loch und starrte in die Finsternis der Erde.
    »Wir müssen noch ein bißchen hacken«, sagte er melancholisch. »Da ist eine Tonschicht.«
    Die Sonne war schon untergegangen, als sie endlich den Fund begutachten konnten. Sie lehnten am Wagen und rauchten; auf dem Wagendach lagen Münzen und eine leere Tonröhre. »Wahrscheinlich sind noch mehr Münzen da unten«, sagte Matzbach paffend. »Aber wen, im Prinzip, interessieren die Münzen. Warum hat dieser dumme Karthager nicht besser aufgepaßt!«
    Anders als bei dem Fund nahe Brignoles war hier die Röhre nicht sicher verschlossen gewesen. Es mochte ein Vermögen an Münzen im Boden liegen und auf tapfere Gräber warten – aber die Papyri des Karthagers hatten die Lagerung in feuchter Erde nicht überstanden.
    Matzbach sah sich um. »So was Albernes«, murrte er. »Wahrscheinlich ist der Bach früher anders verlaufen, deshalb habe ich mich mit der Villa verrechnet. Egal. Teilen wir?«
    Deschamps blickte skeptisch

Weitere Kostenlose Bücher