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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tonlos. »Wir leben wirklich noch, Bob!«
    »Du warst fabelhaft, John.« Miller taumelte in die Mitte des Ringes. John kam ihm entgegen, und sie umarmten sich und lehnten sich gegeneinander. »Ich hätte nie geglaubt, einmal einen solchen Freund zu haben.«
    »Ich auch nicht, Bob. Ich bin glücklich.«
    »Was uns unser Leben auch noch bringt … wir sollten nie vergessen, daß wir Freunde sind.«
    »Nie! Laß dich umarmen, Wassja Grigorjewitsch.«
    »An meine Brust, Andrej Nikolajewitsch.«
    Sie umarmten sich, küßten sich nach russischer Sitte dreimal auf die Wangen und gingen Arm in Arm zu den Kabinen.
    »Verrückte!« sagte Fulton, der sie heimlich beobachtete. Dr. William Ford kaute an einem Fruchtbonbon. »Bestätigen Sie es, Doktor: Das sind doch Verrückte!«
    Später saßen John und Bob in Millers kleinem weißen Holzhaus zusammen und tranken einen erfrischenden Orange Blossom , den Bob an seiner winzigen Hausbar mixte. Aus dem Kühlschrank hatte er zwei dicke rohe Steaks geholt und sie Barryl auf der flachen Hand serviert.
    »Leg die auf deine Augen, John«, hatte er gesagt. »Das tut gut. Ein alter Profitrick. Die Kullerchen schwellen schneller ab. Guck nicht so blöd … leg sie auf deine blauen Sterne.«
    Jetzt lag Barryl halb auf der Couch, die Augen mit den beiden blutigen Steaks bedeckt, und nippte den zweiten Orange Blossom. »Ich fange Montag mit der Weizenernte an«, sagte er. »Habe ich dir das schon erzählt? Wir haben einen richtigen amerikanischen Drescher bekommen. Was die hier machen, tun sie perfekt.«
    »In einer halben Stunde wechseln wir die Steaks«, antwortete Bob Miller. Er kühlte seine geschwollenen Augen noch mit verdünntem Alkohol. Es brannte höllisch. »Schaffst du es allein, John?«
    »Was?«
    »Das Mähen. Mir fällt gerade etwas ein. Ich habe bis vier Uhr Dienst bei Hillmoore, dann schlafe ich fünf Stunden, mehr brauche ich nicht … ich könnte dir ab elf Uhr helfen.«
    John Barryl lächelte. Es sah absurd aus, wie er da auf der Couch hockte, den Kopf nach hinten gelegt, die blutigen Fleischbrocken auf den Augenhöhlen. »Wenn du willst, Bob.« Seine Stimme wurde weich. So hart er auch war, so war er doch leicht zu rühren durch Dinge, die in die Tiefe seines Herzens drangen. Und echte Freundschaft wächst aus dem Herzen. »Es wäre schön –«
    »Ich komme, John.« Miller lehnte sich an die Wand und sah Barryl an.
    Warum müssen wir uns später zerfleischen, dachte er mit Bitterkeit. Gott möge verhindern, daß wir in den Staaten aufeinandertreffen. Es wäre furchtbar, John. Würdest du dann der sowjetische Offizier sein oder mein Freund? Das gleiche kannst du auch mich fragen, und ich muß dir antworten: Ich weiß es nicht. Möge dieser Fall nie eintreten!
    »Warum hast du das von Norma gesagt?« fragte Barryl.
    »Ich wollte dich wild machen, John.«
    »Das ist dir gelungen.«
    »Aber du hast dir keine Blöße gegeben, wie ich hoffte. Ich habe dich nicht von den Beinen holen können.«
    »Ich dich auch nicht, Bob. Wir sind wie Zwillingsbrüder.«
    »Wer hätte das gedacht!« Bob trat an John heran. »Und nun gib die Steaks her. Meine Augen fühlen sich an wie Wassersäcke.«
    Sie wechselten die Plätze. Bob packte sich das blutige Fleisch auf die Augenhöhlen, und John Barryl mixte aus Gin, Vermouth dry und Grenadine einen Cocktail, den Miller ›Atta Boy‹ nannte und von dem er behauptete, ihn habe zuerst Harry Craddock vom Savoy in London kreiert. Barryl war das gleichgültig; ihm schmeckte es, und er billigte Bob neidlos zu, Experte in alkoholischen Gefilden zu sein.
    Sie waren Freunde … und doch trennten sie Welten, weil Ideologien aus Menschen Tötungsmaschinen machen. Es bleibt die Frage, ob Gott bei der Erschaffung des Menschen auch das bedacht hatte.
    Fünf Tage später.
    John ratterte mit seinem Monstrum von Mähdrescher über die weiten Weizenfelder am Bug, der hier, innerhalb der Sperren, Silver River hieß. Zweimal war Bürgermeister Bulder draußen gewesen, sah zu, wie die Ernte funktionierte und fragte: »Irgendwelche Beschwerden, John? Schaffen Sie es allein?«
    »Spielend, Sir!« rief Barryl aus seiner Glaskanzel. »In einer Woche können Sie mich an andere Sowchosen verleihen. Da bin ich hier fertig.«
    James Bulder lachte, winkte Barryl väterlich zu und fuhr in seinem amerikanischen Straßenkreuzer zurück nach Frazertown. Mittags gegen halb zwölf erschien dann Bob Miller, kletterte auf den Mähdrescher, gab dem Häckselkasten einen Tritt, was aber

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