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Das doppelte Lottchen

Das doppelte Lottchen

Titel: Das doppelte Lottchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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›Luise Millerin kommt zu Lady Milford‹, denkt sie amüsiert, denn sie ist ziemlich gebildet.
    Als das Kind ins Zimmer tritt, befiehlt Fräulein Gerlach dem
    Stubenmädchen: »Mach uns eine Schokolade! Und bring von den
    gefüllten Waffeln!« Dann wendet sie sich liebreich ihrem Gast zu.
    »Wie nett, daß du mich besuchen kommst! Da sieht man’s, wie
    unaufmerksam ich bin. Ich hätte dich längst schon einmal einladen sollen! Willst du nicht ablegen?«
    »Danke«, sagt das Kind. »Ich will nicht lange bleiben.«
    »So?« Irene Gerlach verliert ihre freundlich gönnerhafte Miene
    keineswegs. »Aber zum Hinsetzen wirst du hoffentlich Zeit haben?«
    Das Kind schiebt sich auf eine Stuhlkante und wendet kein Auge
    von der Dame.
    Diese fängt an, die Situation unhaltbar albern zu finden.
    Doch sie beherrscht sich. Es steht immerhin einiges auf dem
    Spiel. Auf dem Spiel, das sie gewinnen will und gewinnen wird.
    »Bist du zufällig vorbeigekommen?«
    »Nein, ich muß Ihnen etwas sagen!«
    Irene Gerlach lächelt bezaubernd. »Ich bin ganz Ohr. Worum
    handelt sich’s denn?«
    Das Kind rutscht vom Stuhl, steht nun mitten im Zimmer und
    erklärt: »Vati hat gesagt, daß Sie ihn heiraten wollen.«
    »Hat er das wirklich gesagt?« Fräulein Gerlach lacht glockenhell.
    »Hat er nicht eher gesagt, daß er mich heiraten will? Aber das ist wohl Nebensache. Also: Ja, Luiserl, dein Papa und ich, wir wollen heiraten. Und du und ich werden gewiß sehr gut miteinander
    zurechtkommen. Davon bin ich fest überzeugt. Du nicht? Paß auf –
    wenn wir erst einige Zeit mitsammen gewohnt und gelebt haben,
    werden wir die besten Freundinnen geworden sein! Wir wollen uns beide rechte Mühe geben. Meine Hand darauf!«
    Das Kind weicht zurück und sagt ernst: »Sie dürfen Vati nicht
    heiraten!«
    Die Kleine geht entschieden ziemlich weit. »Und warum nicht?«
    »Weil Sie es nicht dürfen!«
    »Keine sehr befriedigende Erklärung«, meint das Fräulein scharf.
    Mit Güte kommt man ja hier doch nicht weiter. »Du willst mir
    verbieten, die Frau deines Vaters zu werden?«
    »Ja!«
    »Das ist ja wirklich allerhand!« Die junge Dame ist aufgebracht.
    »Ich muß dich bitten, jetzt nach Hause zu gehen.
    Ob ich deinem Vater von diesem merkwürdigen Besuch erzähle,
    werde ich mir noch überlegen. Wenn ich nichts erzählen sollte, dann nur, um unserer späteren Freundschaft, an die ich noch immer
    glauben möchte, nichts Ernstliches in den Weg zu legen. Auf
    Wiedersehen!«
    An der Tür wendet sich das Kind noch einmal um und sagt:
    »Lassen Sie uns so, wie wir sind! Bitte, bitte…« Dann ist Fräulein Gerlach allein.
    Hier gibt es nur eins. Die Heirat muß beschleunigt werden. Und
    dann ist dafür zu sorgen, daß das Kind in ein Internat gesteckt wird.
    Umgehend! Hier kann nur strengste Erziehung durch fremde Hand
    noch helfen.
    »Was wollen Sie denn?«
    Das Stubenmädchen steht mit einem Tablett da. »Ich bring’ die
    Schokolade. Und die gefüllten Waffeln. Wo ist denn das kleine
    Mädchen?«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!«
    Der Herr Kapellmeister kommt, da er in der Oper dirigieren muß, nicht zum Abendbrot. Resi leistet dem Kind, wie in solchen Fällen immer, beim Essen Gesellschaft.
    »Du ißt ja heute gar nix«, bemerkt die Resi vorwurfsvoll. »Und
    ausschauen tust grad zum Fürchten. Was hast denn?«
    Lotte schüttelt den Kopf und schweigt.
    Die Haushälterin ergreift die Kinderhand und läßt sie
    erschrocken fallen. »Du hast ja Fieber! Gleich gehst ins Bett!« Dann trägt sie, ächzend und schnaufend, das völlig apathische Geschöpf ins Kinderzimmer, zieht ihm die Kleider vom Leib und legt es ins Bett.
    »Nichts dem Vati erzählen!« murmelt die Kleine. Ihre Zähne
    klappern. Resi türmt Kissen und Bettzeug übereinander. Dann rennt sie zum Telefon und ruft den Herrn Hofrat Strobl an.
    Der alte Herr verspricht, sofort zu kommen. Er ist genauso
    aufgeregt wie die Resi.
    Sie ruft in der Staatsoper an. »Gut is’!« antwortet man ihr. »In der Pause werden wir’s dem Herrn Kapellmeister ausrichten.«
    Resi rast wieder ins Schlafzimmer. Das Kind schlägt um sich und stammelt wirres, unverständliches Zeug. Die Decken, Kissen und das Bettzeug liegen auf dem Boden.
    Wenn bloß der Herr Hof rat käme! Was soll man machen?
    Umschläge? Aber was für welche? Kalte? Heiße? Nasse? Trockene?
    In der Pause sitzt der befrackte Kapellmeister Palffy in der
    Garderobe der Sopranistin. Sie trinken einen Schluck Wein und
    fachsimpeln. Die Leute vom

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