Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
Vom Netzwerk:
Urlaubs dort bleiben und ich hole Sie dann irgendwann wieder ab und Sie bezahlen mich. Gefällt es Ihnen nicht, nehme ich Sie gleich am nächsten Morgen wieder mit und bekomme mein Geld sofort. Zahlen müssen Sie also so oder so.“
    „Gemacht“, sagte Vera. „ Ich bin dabei. Ich checke nur noch im Hotel aus und hole mein Gepäck! Außerdem muss ich noch was erledigen mit dem Folgehotel, ich wollte nämlich heute in eine andere Unterkunft umziehen!“
    „Das ist schon alles erledigt“, sagte der Mann. „Und Ihr Gepäck ist bereits an Bord!“
     

 
    ΦΦ ΦΦ
     
    Sie wird reisen in einer Barke
    Ohne Segel und Ruder
    Und sie wird tragen das Mal Der Einen
    Und Gold auf dem Haupt
     
    Vera glaubte, sich verhört zu haben.
    „Sagen Sie das noch mal!“, zischte sie den Seemann mit schmalen Augen an. „Wer hat das veranlasst?“
    Sie machte einen angriffslustigen Schritt auf ihn zu. Die ganze Abenteuerlust, die Vorfreude, alles war dahin. Hier war doch etwas faul, oberfaul sogar!
    Er hob beschwichtigend die Hände.
    „Hallo, hallo, junge Frau“, sagte er. „Syga, syga, immer schön langsam und gehen Sie nicht auf mich los! Ich bin unschuldig! Da war vor einer halben Stunde ein Mann hier, etwa in Ihrem Alter. So einsachtzig groß, schlank, dunkle Haare. Er hatte einen Koffer dabei und sagte, dass im Laufe der nächsten Stunde eine Frau vorbeikommen und Interesse für mein Boot zeigen würde. Sie hätte ein Problem mit ihrer Unterkunft und ich solle dieser Frau dann anbieten, sie nach Phelisonissi zu fahren, wo sie mit Sicherheit einen schönen Aufenthalt haben würde. Ich solle ihr die Insel und den Aufenthalt dort nur ein wenig schmackhaft machen, sie würde dann schon darauf eingehen. Das sei so sicher, dass er jetzt schon ihren Koffer dabei habe und ihn mir geben könne. Die Extras im Hotel seien auch bezahlt. Ehrlich! So war das. Mir kam es auch ein wenig merkwürdig vor, aber der Mann sah eigentlich recht sympathisch und glaubwürdig aus und ich habe mir gedacht, ich warte eine Stunde ab und wenn bis dann noch niemand gekommen ist, dann bring ich den Koffer eben zur Hafenpolizei. Letztendlich ist es ja auch mein Job, Touristen nach Phelisonissi zu bringen, wenn die das wollen. Und wenn das dann so läuft, wie eben, und ich nur ein wenig trommeln muss - um so besser. Außerdem: Hier ist die Quittung vom Hotel, dass bezahlt wurde. Und es ist alles tatsächlich so abgelaufen, wie der Mann sagte. Sie sind schließlich da, oder?“
    Vera sah ihn stumm an.
    Kurzfristig war sie von der Dynamik, die sich da in ihrem Leben entwickelte, überfordert.
    Sie versuchte, das Positive in dem soeben Gehörten zu sehen:
    Die offene Rechnung vom Hotel war - von wem auch immer - bezahlt worden und ihr Gepäck befand sich anscheinend schon an Bord; um beides würde sie sich nicht mehr kümmern müssen.
    Aber wer zum Henker war der ominöse Unbekannte, der das Ganze eingefädelt hatte?
    „Hat der Mann noch etwas gesagt?“, fragte sie den Piraten.
    „Ja, dass er Ihnen einen schönen Aufenthalt auf Phelisonissi wünscht. Und Sie sollen Grüße an Ioannis ausrichten!“
    „Ioannis?“, fragte Vera gedehnt. „Sie kennen doch sicher die Leute auf Phelisonissi, ist da ein Ioannis dabei?“
    „Tja“, meinte der Mann und wackelte ein wenig mit dem Kopf, „das ist so eine Sache. ‚Ioannis’ ist hier als Name so selten wie ‚Hans’ in Deutschland. Heißt auch im Prinzip nichts anderes. Ich kenne mindestens zwanzig ‚Ioannis’, drei davon auf Phelisonissi. Da werden Sie wohl selbst rausfinden müssen, wen Sie von Mr. Unbekannt grüßen müssen!“
    Er grinste.
    „Und jetzt hätte zur Abwechslung ich eine Frage, wie heißen Sie?“
    „Vera Kremser“, sagte Vera verdattert. Sie hatte gerade das Gefühl, dass da irgendwer oder irgendwas ihr Leben fernsteuerte.
    „OK, das steht auch auf dem Namensschild am Koffer. Willkommen an Bord, wenn Sie noch mitwollen!“ Er hielt ihr lächelnd die Hand hin.
    Eine schwielige Pranke, wie Vera feststellte, als sie die Hand ergriff und er sie galant über die schmale Gangway an Bord führte. Sie hatte sich ergeben, da waren höhere Mächte am Werk!
    Und denen sollte man sich nicht widersetzen, sagte Elke immer.
    Außerdem: Irgendwie wollte sie ja auch tatsächlich auf die Insel, da war dieser zugegebenermaßen rätselhafte Vorfall nur ein vorübergehendes Störgeräusch.
    „Ach ja“, sagte der Seemann noch, während er schon die Leinen losmachte, „die Katze oder der Kater. Der

Weitere Kostenlose Bücher