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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
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ihr nichts anderes übrig, als sich abzuwenden und eilig dem Durchgang zuzustreben.
    Nach ein paar Schritten blieb sie noch einmal zögernd stehen und blickte zurück: Der Kater saß noch immer da und dann, dann schickte er ihr ein „stummes Miau“ hinterher.
    Vera wandte sich zur Flucht.
     
    Das Abendessen - es gab „Meatballs“ mit den unvermeidlichen, labbrigen Pommes - und die Nacht unterschieden sich nur geringfügig vom Abendessen und der Nacht zuvor.
    Nur dass Vera dank der Ohrstöpsel bei offenem Fenster schlief, was verschiedene fliegende Plagegeister wieder dankend als Einladung auffassten.
    Sie träumte einen ziemlich wirren Traum, in dem sie mit Saphir an der Leine durch die Altstadt von Rhodos spazierte und er ihr die Sehenswürdigkeiten erklärte.
     
    Am nächsten Morgen eröffnete ihr Stavros, dass - ella - mit der neuen Bleibe für sie alles wie verabredet geblieben war. Bei Kalithea, etwas außerhalb der Stadt an der Ostküste, gab es ein Hotel, das der Bruder vom Freund seines Schwagers… und so weiter. Es sei poli oraios, sehr schön, dort und es würde ihr sicherlich gefallen. Gegen 11 Uhr würde ein Taxi kommen und sie dort hinbringen.
    Vera gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und bedankte sich vielmals für die Mühe, die er sich extra für sie gemacht hatte. Stavros lächelte verlegen, murmelte etwas von „Pretty Frau, xenos, no problem“, und verzog sich hinter seinen Vorhang.
    Vera sah ihm lächelnd nach, dann ging sie in „Zelle 17“ um zu packen. Als sie damit fertig war, stellte sie ihren fertigen Koffer in der Hotelhalle ab und beschloss, den Vormittag noch mit einem Bummel am Mandraki-Hafen zu verbringen.
    Sie wandte sich vom Hotel aus nach links, wieder an der sechseckigen Nea Agora vorbei und kam an der Hafenpromenade an. Ihr Weg führte sie zur Einfahrt des Mandraki mit den Figuren von Hirsch und Hirschkuh auf den Säulen. Es roch nach algigem Hafenwasser und den Abgasen der Schiffsdiesel. Ihr Blick fiel zurück entlang des von Schiffen und Booten wimmelnden Hafens mit der Stadtmauer im Hintergrund.
    Vorne im Hafenbecken lag ein größeres Ausflugsschiff, direkt dahinter ragte die Kuppel der Nea Agora hoch. Noch weiter im Hintergrund überragte aus einem Wald aus Palmen heraus der Großmeisterpalast das Panorama. Überall standen üppig blühende Oleanderbüsche. Bäume säumten die Strandpromenade und über allem spannte sich ein leuchtend blauer Himmel. „Reinstes Postkartenidyll“, dachte sie.
    Sie blickte auf die Uhr: in knapp einer Stunde würde das Taxi kommen. Noch Zeit für einen Kaffee. Und vielleicht ein Stück klebrig-süßen Kuchen dazu?
    Sie ging zurück, an den Kähnen und Booten entlang, die alle im rechten Winkel zur Kaimauer vertäut waren und Bug oder Heck präsentierten. Davor saßen die Besitzer oder Kapitäne, hatten große Tafeln oder Flip-Charts mit Fotos darauf neben sich und warben für Ausflüge mit eben ihrem Boot.
    Es gab Fahrten entlang der Küste nach Lindos oder zu Nachbarinseln. Unterschiedlich professionell wirkende Agenturen und Veranstalter lockten zu Tauchkursen oder Tauchausflügen.
    Es gab auch „Disco Cruises“, „Beach Dancing Tours“ ein „Glass Bottom Boat“, „Moonlight Music Travels“, „Dolphin Spotting“ und was der moderne Tourist von heute sonst noch so brauchte oder zu brauchen glaubte.
    Veras Blick blieb an einem Boot, eher einem Kutter, hängen. Ein kleiner, weiß-blau gestrichener Motorkutter. Robust, seetüchtig, zuverlässig. Wie sie in diesen Gewässern zu Tausenden für alle Zwecke eingesetzt werden.
    Er fiel ihr zunächst auf, weil er in seiner offensichtlich zweckgebundenen Schlichtheit zwischen all den im wahrsten Sinne des Wortes aufgetakelten Ausflugsschiffen irgendwie deplatziert und verloren wirkte.
    „ΝΙΚΟΛΑ 22“ stand in ungelenker Schrift an seinem Bug.
    Auf den zweiten Blick sah sie den Besitzer. Er saß auf einem wackligen Klappstuhl auf dem Pier vor seinem Boot, die Beine auf einen umgestülpten Eimer gelegt. Genau so stellte man sich immer einen waschechten Seemann vor.
    Unter dem Schirm einer zerknautschten Schirmmütze war nur teilweise ein wettergegerbtes Gesicht mit grau meliertem Vollbart zu erkennen, in dem ein Zigarillo den ungefähren Standort des Mundes markierte.
    Die Beine steckten in einer groben Cordhose unbestimmbaren Alters, die nackten Füßen steckten in ausgefransten Turnschuhen. Komplettiert wurde dieses verwegene Outfit durch ein ausgeleiertes Sweatshirt. ‚I

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