Das Dorf der Mörder
war, würde sie irgendwann sein Auto sehen und sich der Belagerung stellen müssen. Er machte es sich bequem, so gut es ging. Wenig später war er eingeschlafen.
Jemand klopfte an die Scheibe. Erschrocken fuhr er hoch. Draußen stand Cara. Es war zwei Uhr morgens, und sie trug ein verdrecktes T-Shirt und roch nach Stall, als er die Scheibe hinunterkurbelte und sie sich zu ihm beugte.
»Das ist aber unbequem.«
»Wo warst du?« Mühsam versuchte er wach zu werden.
»Arbeiten. Was denn sonst? Willst du hier draußen übernachten?«
Sie öffnete die Tür und zog ihn aus dem Wagen. Er wollte sie in den Arm nehmen, aber sie trat schnell einen Schritt zurück.
»Ich könnte eine Dusche brauchen. Gibst du mir zehn Minuten? Ich lasse die Tür auf.«
»Okay.« Er war immer noch überrumpelt. Sie trug Jeans und Gummistiefel, die bis über die Knöchel mit getrocknetem Schlamm verkrustet waren.
»Bis gleich.«
Er sah ihr hinterher. Eine Dusche könnte er selbst auch vertragen. Im Handschuhfach hatte er ein Päckchen Kaugummi gebunkert. Er schob sich einen Streifen in den Mund. Als die zehn Minuten vergangen waren, spuckte er ihn aus und überquerte die Straße. Die Tür war zu. Er klingelte mehrmals, der Glockenton geisterte durch die Räume und verhallte weit hinten Richtung Garten.
Das Haus blieb dunkel. Gerade als er sich umdrehen wollte, um sein Handy aus dem Auto zu holen, ertönte der Summer. Jeremy drückte die Tür auf und betrat den Flur. Es war dunkel, doch am Ende, dort, wo eine frei stehende, geschwungene Treppe nach oben führte, die er beim ersten Mal nicht bemerkt hatte, fiel der schwache Widerschein von Licht aus dem ersten Stock. Entweder war es gerade erst angegangen, oder er hatte es von der Straße aus nicht gesehen. Das wunderte ihn, weil das Haus einen transparenten, durchlässigen Eindruck gemacht hatte.
Er folgte dem Schein. Nachdem er eine Wendung der Treppe überwunden hatte, erkannte er, dass das Licht von einer Blockkerze stammte. Sie stand auf der letzten Stufe und tauchte den riesigen, fast leeren Raum in warmes Licht.
Der Boden war aus glattem, spiegelndem Wachsbeton. Am Ende des Raumes erkannte er eine Couchkombination. Italienisches Design, flach, quadratisch, über Eck stehend. Auf ihr lag eine Gestalt, die sich bei seinem Anblick langsam aufrichtete.
»Komm her«, sagte sie. Der Hall trug die leisen Worte zu ihm. Er blieb neben der Kerze stehen und wartete.
»Komm du«, antwortete er.
Die darauffolgende Stille dauerte eine Ewigkeit. Schließlich erhob sie sich. Schwankend, nach Balance suchend, mit den halb ausgebreiteten Armen einer todmüden Equilibristin, die in gefährlicher Höhe ihr Gleichgewicht finden muss. Er war versucht, auf sie zuzulaufen und ihr zu helfen. Doch dann entschied er, dass sie diese Schritte auf ihn zu alleine gehen musste.
Sie trug ein weich fließendes Nachthemd aus dünner, fast durchsichtiger Seide. Die Haare fielen ihr feucht auf die Schultern. Ihre ersten Schritte waren tastend und vorsichtig, dann fing sie sich und lief auf ihn zu. In der Mitte des Raumes begann sie zu rennen und warf sich in seine ausgebreiteten Arme. Der Aufprall war so stark, dass Jeremy Angst hatte, sie würden gemeinsam die Treppe hinunterfallen. Er hielt sie an sich gepresst, spürte ihren Körper und das Verlangen, das ihn durchbohrte wie ein glühender Pfeil.
Sie liebten sich quer durch den Raum. Später, als Jeremy nackt auf dem Sofa lag und auf ihre Rückkehr wartete, betrachtete er mit Vergnügen die einzelnen Stationen ihres Tuns: Krawatte und Hemd an der Treppe, Hose fünf Meter weiter, danach ihr Nachthemd. Strümpfe und Unterwäsche lagen in Armlänge vor der Couch. Er angelte sich seinen Slip und streifte ihn über, als sie mit zwei beschlagenen Gläsern zurückkam, in denen Champagner perlte. Er trank seines in drei Schlucken aus.
Mit einem Stöhnen, das allein der Wonne des Moments geschuldet war, lehnte er den Kopf zurück. Der Schweiß trocknete auf seiner Haut. Sie setzte sich neben ihn und fuhr mit der Hand unter den Saum seines Slips. Sofort spürte er, wie das Begehren wieder wuchs. Zum Teufel mit Brock. Zum Teufel mit Abstand. Er war jung, und das hier war das Leben.
Sie trank in kleineren Schlucken, den letzten behielt sie im Mund und küsste ihn. Er trank gierig und leckte die letzten Tropfen von ihren Lippen. Sie legte sich neben ihn und schmiegte ihren Kopf an seine Brust. Er hob den Arm, fuhr mit der Hand durch ihre zerzausten Haare und küsste
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