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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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in beide Hände.
    »Wir werden ihn begraben. Ich verspreche es dir. Lass uns zu Walburga gehen und es ihr schonend sagen. Wir brauchen eine Decke, sie soll ihn so nicht sehen. Ich kümmere mich um den Rest. Aber ich will, dass du von hier verschwindest. Hier ist jemand, der alten Hunden die Kehle aufschlitzt. Das gefällt mir nicht.«
    »Okay.«
    Sie lächelte. Es war ein dünnes, hilfloses Lächeln, so weit entfernt von Freude wie Bruno von seinem Ball. Es war das Lächeln eines Menschen, der Hilfe suchte und nicht wusste, ob er abgewiesen würde oder nicht.
    Er küsste sie. Ihre Lippen schmeckten nach Salz. Er fürchtete sich vor dem, was an Arbeit auf ihn zukommen würde. Aber er wusste, dass er Brock an seiner Seite hatte und dass Cara, so widersprüchlich, verletzlich und abwehrend sie war gegen alles, das sie berühren würde, mit ihm gemeinsam den Kampf aufnehmen würde. Er würde sie niemals abweisen.
    »Kommst du?«, fragte er sie.
    Sie nickte und legte ihre in seine ausgestreckte Hand.
    In diesem Moment knallte das Tor zur Straße zu. Erschrocken fuhren sie auseinander. Jeremy trat schnell ans Fenster, aber es führte nach Süden hinaus auf die alten Ställe. Er konnte nicht sehen, wer es geschlossen hatte. Aber er hörte schwere Schritte.
    Cara stand da wie gelähmt. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie ihn an.
    »Jemand kommt auf deinen Hof.«
    »Auf meinen Hof?«
    »Wir sollten runtergehen und nachsehen, wer es ist.«
    Sie warf einen letzten Blick auf Bruno, als ob der tote Hund ihr noch helfen könnte.
    »Okay«, sagte sie. »Sehen wir nach, wer sich hierhertraut.«
    Sie verließen das Dachgeschoss und schlichen vorsichtig die Treppe hinunter. Schon im ersten Stock konnten sie hören, dass sich jemand in der Küche zu schaffen machte. Pfannen und Töpfe klapperten, Wasser lief, wurde abgedreht, Fett zischte.
    Langsam, ganz langsam stiegen sie die letzten Stufen zum Erdgeschoss hinab. Die Tür, die als einzige verschlossen gewesen war, stand jetzt sperrangelweit offen. Jeremy sah leere Regale, einen uralten Gasherd, zwei Stühle und einen Campingtisch, auf dem sich Teller, Gläser und anderes Geschirr stapelten. Und einen Mann am Herd, der sich in dieser Küche offenbar wie zuhause fühlte und gerade in einer Schüssel mehrere Eier miteinander verrührte. Er war mittelgroß, schlank, hatte dunkle, kurze Haare und den durchtrainierten Körperbau eines Sportlers. Er trug alte, verdreckte Jeans und ein verwaschenes T-Shirt. Als Cara leise den Raum betrat, drehte er sich um.
    »Wer … Marten? Bist du das?«, fragte sie.
    Er stellte die Schüssel auf den Tisch und drehte das Gas auf dem Herd kleiner – Speck brutzelte in der Pfanne. Ein Geruch, der in Jeremys Kehle Brechreiz auslöste. Dann trocknete der Mann sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, das über einem Stuhl hing. Er hinkte. Er wäre ein gutaussehender Mann gewesen, wenn nicht inmitten seiner durchaus angenehmen Züge eine Boxernase geprangt hätte. Platt, halb schief und so hässlich, dass Jeremy schockiert war, dass man sie ihm nicht gerichtet hatte. Dies gab seinem wachen, im landläufigen Sinne vielleicht sogar gutaussehenden Gesicht einen erschreckend brutalen Zug. Dafür klang seine Stimme erstaunlich sanft.
    »Cara. Lange nicht gesehen. Was treibt dich so plötzlich hierher?«
    Erschrocken drehte sie sich zu Jeremy um. Der legte seine Hand beruhigend auf ihre Schulter.
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«, sagte er in barschem Ton.
    »Natürlich. Aber ich bin Ihnen keine Antwort schuldig.« Immer noch klang seine Stimme sanft und beruhigend. Genau das bewirkte, dass sich Jeremys Nackenhaare aufrichteten. »Ist es wegen Charlie? Ich habe es im Radio gehört. Eine schlimme Sache. Es tut mir leid. Nun ist gar keiner mehr da, nicht? Nur ich.«
    »Ich muss dich bitten zu gehen«, sagte Cara. »Du hast kein Recht, hier hereinzukommen und so zu tun, als wärst du zuhause.«
    »Das sehe ich anders. Warum bist du hier?« Sein Blick ging abschätzend von Cara zu Jeremy und wieder zurück. »Und dann auch noch mit Verstärkung.«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Willst du wieder hier einziehen?«
    »Eher fackele ich das ganze Ding ab. Ich bin hier, weil ich etwas über meine Vergangenheit herausfinden möchte.«
    »Und dann triffst du mich.«
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«, wiederholte Jeremy.
    Der Mann warf das Geschirrhandtuch in die Spüle. »Sag deinem Lover, er soll draußen warten.«
    »Das werde ich nicht tun.« Jeremy stellte sich

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