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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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an die Gurgel ging? Die Waffe benutzen?
    »Cara meint es nicht gut mit mir. Sie verachtet mich. Sie ist jetzt eine Studierte im weißen Kittel. So wie Sie.«
    Jeremy trug keinen Kittel, aber er wusste, was sie meinte.
    »Frau Rubin.« Der ohne Namen versuchte, mit lauter Stimme zu ihr durchzudringen. »Beruhigen Sie sich. Die Zeit ist um. Wir müssen gehen.«
    Sie achtete gar nicht darauf, sondern hob blitzschnell den Zeigefinger. Jeremy zuckte zusammen.
    »Ich habe keine Schwester! Okay? Und ich brauche auch keine. Machen Sie Ihren verdammten Job, wenn Sie ihn tun müssen, aber fangen Sie nicht an, sich irgendwelche Hintertüren zu suchen. Niemand weiß etwas über mich. Niemand kennt die Wahrheit. Keiner. Erst recht nicht Cara.«
    »Okay, okay.« Er zeigte ihr entschuldigend seine Handflächen. Schau her, sollte das heißen. Ich bin unbewaffnet und will dir auch nicht drohen. Dabei ließ er die Schere nicht aus den Augen. Wer sich Bleistifte in die Halsschlagader rammte und Leichen zerstückelte, war wahrscheinlich auch wenig schüchtern, wenn es um Diplompsychologen ging. Mehr als ein Mal lebenslänglich gab es in Deutschland nicht. Verdammt, er hatte Angst.
    »Wir werden das berücksichtigen.«
    »Wenn ich erfahre, dass irgendwas, was über diese Zwangssitzungen hinausgeht, an die Öffentlichkeit kommt, wenn Sie Leute hinter meinem Rücken kontaktieren, weil Sie sonst nicht wissen, was Sie schreiben sollen, mach ich Sie fertig!«
    Sie holte aus. Ob absichtlich oder nicht, ihre Hand riss den Heftklammermagnet um. Er fiel vom Tisch und rollte über den Boden, wobei er seinen Inhalt verteilte. Jeremy bückte sich und begann, die Klammern einzusammeln. Rubin trat einen Schritt zurück und beobachtete argwöhnisch, was er tat.
    Die Polizisten verloren die Geduld. »Kommen Sie bitte, Frau Rubin.«
    Sie drehte sich um.
    »Aber gerne«, sagte sie höhnisch. »Bitte sehr. Darauf wartet ihr doch nur. Dass ich euch einen Grund gebe, damit ihr es mir mal so ordentlich zeigen könnt. Was?«
    Sie präsentierte den beiden ihre gekreuzten Handgelenke. Miesdrosny wurde nun richtig fuchsig.
    »Wir können auch anders. Dann wird es aber nicht gemütlich, das kann ich Ihnen versprechen.«
    Ihre Schultern sackten herunter. Sie fiel geradezu in sich zusammen. Die Polizisten nahmen sie in die Mitte und wollten zum Ausgang. Rubin drehte sich noch einmal zu Jeremy um.
    »Es tut mir leid. Ich bin sonst nicht so. Aber ich habe keine Schwester. Wirklich nicht. Zumindest keine, die Ihnen helfen könnte.«
    Jeremy nickte. Erst als der Tross zur Tür hinaus war und er ihre Schritte die knarzende Holztreppe hinunter hörte, entspannten sich seine schmerzenden Schultermuskeln.
    War das schon ein Zwischenfall oder noch eine ganz normale, etwas aggressive Unterhaltung gewesen? Er war versucht, Brock anzurufen. Dann ließ er es bleiben, weil er den Vorfall nicht hochspielen wollte. Morgen. Morgen hätte er bestimmt noch Gelegenheit dazu. Er stellte den Köcher mit den Stiften und der Schere wieder zurück. Nichts fehlte. Er fühlte sich, als ob er gerade noch einmal davongekommen wäre.

13
    A m nächsten Tag sprach Charlotte Rubin kein Wort. Brock versuchte alles. Freundliches Nachhaken, ausgedehntes Schweigen. Es war Jeremy unangenehm, seinen Professor so versagen zu sehen. Schließlich forderte Brock ihn auf, das Ruder zu übernehmen. Er selbst stand auf und nahm wieder in seinem Sessel am Fenster Platz.
    Jeremy war nervös. Das Gespräch vom gestrigen Tag hatte er noch nicht gebeichtet. Er wusste nicht, ob Rubin ihm daraus einen Strick drehen würde. Vielleicht hatte sie aber auch darüber nachgedacht, dass ihr Ausbruch einen negativen Eindruck gemacht hatte.
    »Ist alles okay?«, fragte Jeremy. »Wollen Sie eine Pause?«
    Sie reagierte nicht. Ab und zu sah sie auf ihre Schuhspitzen, als ob sie sich vergewissern wollte, dass sie noch da waren und sie sich nicht langsam in Luft auflöste. Er sah auf seine Liste. Hunde. Umzug. Wahl des Opfers. In Klammern: Rilke.
    »Wollen Sie mir etwas über die Hunde erzählen?«
    »Welche Hunde?«, fragte sie desinteressiert.
    »Sie haben erzählt, dass in Ihrer Jugend auf dem Land einer anfing zu bellen und alle anderen einfielen. Wie ein Wolfsrudel.«
    »Wölfe sind sehr soziale Tiere.«
    »Und Hunde?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Brock hörte aufmerksam zu.
    »Hunde tun das, was ihre Besitzer ihnen befehlen. Sie gehen aufeinander los. Es gibt Hundekämpfe, aber keine Wolfskämpfe. Warum wohl?«
    »Also

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