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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erreichen.
    Während Khamis sich in der erwähnten Weise beschäftigte, tauschten die beiden Freunde ihre Gedanken über den Vorfall aus.
    »Es unterliegt keinem Zweifel, wiederholte John Cort, daß bereits Weiße den Oberlauf des Rio untersucht haben… Weiße auf jeden Fall. Das aus rohem Holz erbaute Floß mag ja ein Werk von Eingebornen sein, doch das Vorlegeschloß…
    – Das Aufklärung gebende Vorlegeschloß… ohne die anderen Gegenstände zu zählen, die wir viellleicht noch finden… fiel Max Huber ihm in’s Wort.
    – Noch weitere… Max?
    – Ei, John, es ist doch möglich, daß wir noch Spuren eines Lagers entdecken, wovon hier allerdings nichts zu sehen ist, denn die Grotte dürfen wir nicht für den Platz eines solchen halten. Sie kann nicht als Ruheplatz gedient haben, und ich bin überzeugt, daß wir als die ersten darin Zuflucht gesucht haben.
    – Das liegt auf der Hand, Max. Laß uns bis an die eigentliche Flußbiegung gehen.
    – Das erscheint um so mehr geboten, John, als dort die Lichtung aufhört, und es sollte mich gar nicht wundern, daß etwas weiter hin…
    – Khamis?« rief da John Cort.
    Der Foreloper trat an die beiden Freunde heran.
    »Nun, wie steht’s mit dem Flosse? fragte John Cort.
    – Das wird sich ohne große Mühe ausbessern lassen. Ich werde das dazu nöthige Holz schon herbeischaffen.
    – Ehe wir an diese Arbeit gehen, schlug Max Huber vor, wollen wir doch einmal das Ufer noch eine Strecke weit verfolgen. Wer weiß, ob wir dabei nicht Geräthe finden, die uns durch eine Fabrikmarke über ihren Ursprung aufklären. Diese könnten unsere recht nothdürftige Küchenausrüstung wohl in wünschenswerther Weise vervollständigen… Eine Feldflasche und nicht einmal ein Kochtopf und eine Tasse…
    – Oho, Freund Max, Du erwartest doch nicht etwa, ein Speisezimmer und einen Tisch aufzustöbern, der schon für Vorüberkommende gedeckt wäre?
    – Ich erwarte gar nichts, John, wir stehen aber hier vor unaufgeklärten Thatsachen. Versuchen wir wenigstens, eine annehmbare Erklärung zu finden.
    – Zugegeben. Max. Es steht doch dem nichts entgegen, Khamis, daß wir noch einen Kilometer weiter hinuntergehen?
    – Vorausgesetzt, daß Sie die Flußbiegung nicht überschreiten, antwortete der Foreloper. Da uns jetzt Gelegenheit geboten ist, auf dem Wasser zu fahren, wollen wir unnöthige Wanderungen doch lieber unterlassen.
    – Richtig, Khamis, stimmte John Cort ihm zu. Später, wenn unser Floß mit der Strömung hinabgeleitet, können wir ja mühelos darauf achten, ob sich an dem einen oder dem anderen Ufer noch Spuren eines Lagers zeigen.«
    Die drei Männer und Llanga folgten nun dem erhöhten Ufer, einer Art Deich zwischen dem Sumpflande und dem Flusse. Schaaren von Vögeln, meist Wildenten und Trappen, flatterten bei ihrer Annäherung rauschenden Fluges davon Unterwegs erlegte Max Huber auf den ersten Schuß einen großen sogenannten Strandreiter, der zum Mittagsmahle dienen sollte.
    Unausgesetzt behielten die Wanderer den Erdboden im Auge, um vielleicht menschliche Fußtapfen oder irgend einen zurückgelassenen Gegenstand zu entdecken.
    Trotz gespanntester Aufmerksamkeit wurde jedoch oben und unten am Ufer gar nichts gefunden. Nirgends verrieth ein Anzeichen, daß hier jemand vorübergekommen wäre oder gerastet hätte. Als Khamis und seine Gefährten wieder die ersten Baumreihen erreicht hatten, wurden sie von dem Geschrei einer Affenbande begrüßt. Die Vierhänder schienen über das Auftauchen von Menschen nicht besonders verwundert zu sein, obwohl sie sich aus dem Staube machten. Daß in den Baumkronen hier Vertreter der großen Affenfamilie hausten, war ja zu erwarten.
    Es waren das Paviane und Mandrillassen, die äußerlich den Gorillas nahe stehen, ferner Schimpansen und einzelne Orang Utangs. Wie alle afrikanischen Arten, hatten sie einen kaum entwickelten Schwanz, der sich voll ausgebildet nur bei den amerikanischen und asiatischen Arten findet.
    »Jedenfalls, bemerkte John Cort, haben diese Burschen das Floß nicht gezimmert, und trotz ihrer Intelligenz werden sie sich noch nie eines Vorlegeschlosses bedient haben.
    – So wenig wie eines Käfigs, setzte Max Huber hinzu.
    – Eines Käfigs, Max? wiederholte John Cort. Wie kommst Du denn darauf?
    – Ich glaube dort… unter dem Dickicht… etwa zwanzig Schritt vom Ufer, ein solches Ding zu erkennen.
    – Das wird ein Ameisenhaufen in der Form eines Bienenkorbes sein, erwiderte John Cort, wie die afrikanischen Ameisen

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