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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Hackklotz und dann – peng. Ab damit.«
    Â»Den Finger?«, fragte Christoph.
    Â»Ja.« Es klang geistesabwesend.
    Â»Haben Sie?«
    Michelsen sah Christoph irritiert an. »Ich? Was? Den Finger?«
    Christoph nickte.
    Â»Ich bin doch nicht bescheuert.«
    Â»Wir fordern jetzt die Spurensicherung an«, entschied Christoph. »Sie betreten den Schuppen nicht und machen einen weiten Bogen drum herum.«
    Er musste Große Jäger nichts erklären. Der Oberkommissar hatte sein altmodisches Klapphandy gezückt und war ein paar Schritte abseits gegangen. Christoph wusste, dass Große Jäger die Spurensicherung anfordern würde.
    Als er nach wenigen Minuten zurückkehrte, sagte er nur knapp »Itzehoe«, um zu erklären, dass die Beamten des dortigen K6 der Bezirkskriminalinspektion diese Aufgabe übernehmen würden, da Klaus Jürgensen mit seinen Flensburgern auf dem Reimers’schen Hof im Einsatz war.
    Â»Wird langsam knapp«, sagte Große Jäger beiläufig. »Nur noch Kiel und Lübeck.« Er zählte damit die beiden anderen Standorte im Land auf, in denen es noch Bezirkskriminalin-spektionen gab.
    Christoph beorderte Michelsen für den nächsten Morgen zur Ausfertigung des Protokolls auf die Husumer Dienststelle. »Acht Uhr!«
    Â»Geht nicht. Der erste Bus ist erst um Viertel nach am Bahnhof. Und außerdem fährt hier keiner. Ich muss ganz bis zum Sandkrug. Hier fährt nur um Viertel nach sieben ein Anrufsammeltaxi. Muss das wirklich sein?«
    Christoph bestätigte es.
    Â»Und wer bezahlt mir das Fahrgeld?«
    Große Jäger klopfte ihm jovial auf die Schulter. »Dafür gibt es eine staatliche Stelle. Die wird von einem Herrn Hartz gemanagt.«
    Mit »Blöder Spruch« verabschiedete Michelsen die beiden Beamten.

VIERZEHN
    Auf dem Weg zum Auto befriedigte Große Jäger zunächst einmal seine Nikotinsucht.
    Â»Was ist von den Anschuldigungen zu halten?«, fragte er zwischen zwei Lungenzügen.
    Christoph wusste es nicht.
    Â»Wir müssen dem nachgehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein Pädophiler hinter der Maske des Biedermannes versteckt.«
    Â»Michelsen hat keine Kinder«, gab Große Jäger zu bedenken. »Ist die Sorge um das Wohl des Nachwuchses aus dem Nachbarhaus nicht vorgeschoben?«
    Â»Das ist schwer einzuschätzen.«
    Große Jäger sog den Rauch tief in die Lungen. Gekonnt entließ er den Qualm in Kringeln.
    Â»Und wenn etwas dran ist? Wenn Michelsen gedroht hat, die Polizei zu informieren, und Witte in Panik geriet? Er sah die Axt und hat die Tür eingeschlagen. Dabei ist er abgerutscht und hat seinen Finger erwischt. Aus Angst vor den Folgen hat er sich versteckt. Das schmerzt und blutet. Aber so etwas lässt sich stoppen. Daran stirbt man nicht.«
    Â»Das wäre theoretisch denkbar«, erwiderte Christoph. »Ich habe aber Zweifel. Wenn wir davon ausgehen, dass Witte Rechtshänder war, so hat er die Axt auch in der rechten Hand gehalten, als er sich befreite. Und wenn man abrutscht und die andere Hand erwischt, kann man bei einer unglücklichen Aktion vielleicht den Zeigefinger erwischen. Oder den kleinen. Die meisten Menschen sind aber so untrainiert, dass sie den Mittelfinger nur wenig und den Ringfinger kaum allein nach vorn strecken können, sodass der ganze Finger abgetrennt wird.«
    Große Jäger wiegte den Kopf. »Deine Theorie klingt einleuchtend. Zudem stellt sich die Frage, ob Witte mit dem abgehackten Finger zu Reimers gefahren ist, um diesen Teil seiner Hand in der Biogasanlage zu entsorgen.«
    Â»Und wenn es nicht Witte war, sondern Michelsen, als er bemerkte, dass Witte auszubrechen drohte? Wenn Michelsen von außen in seiner Wut die Axt genommen hat und zuschlug, als Witte durch einen Türspalt am Schloss fingerte?«
    Â»Tja«, sagte Große Jäger und schnippte die Zigarettenkippe fort. »Deshalb sind wir beide mit den Ermittlungen in diesem Fall betraut und niemand anders.«
    Christoph schenkte ihm einen Seitenblick.
    Â»Angeber.«
    Große Jäger strich sich über den Schmerbauch. »Man nennt mich nicht umsonst den Columbo von der Küste.«
    Â»Mit dem hast du aber keine Ähnlichkeit. Ich habe gehört, dass du einen anderen Spitznamen trägst.«
    Der Oberkommissar grinste. »Klar, kenne ich auch. Schnüffelschwein.« Er schien sogar stolz darauf zu sein.
    Auf dem

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