Das Dorf in der Marsch
Schweià abgesondert.«
»Und?«, drängte GroÃe Jäger.
»Alle haben angeschlagen. Der Hundeführer des Leichenspürhundes meinte, er sei sicher, dass sein Hund fündig geworden ist. Ich kann das nicht deuten, da für mich das Tier recht planlos herumgelaufen ist. Es hat an verschiedenen Stellen angeschlagen, so, als wäre jemand mit der vermeintlichen Leiche Rallye über den Hof gefahren. Man muss dazu allerdings anmerken, dass selbst der auÃergewöhnliche Geruchssinn der Hunde durch die Düfte, die hier herrschen, irritiert wird. Das gilt auch für die Mantrailer , also die Personenspürhunde. Witte war mit Sicherheit auf Reimersâ Hof.«
»Dann fragen wir Reimers«, entschied GroÃe Jäger und machte sich auf die Suche nach dem Bauern.
Es dauerte eine Weile, bis sie ihn gefunden hatten. Reimers saà in einer Art Büro beim Kuhstall und starrte auf einen groÃen Bildschirm.
»Das ist der Leitstand meines Melkroboters«, erklärte er. »So wie in romantischen Darstellungen jede Kuh auf der Alm eine Glocke um den Hals trug, hat bei mir jede einen Transponder. Da ist ihre persönliche Kennung eingetragen. Kommen Sie mal mit, damit Sie verstehen, wie Landwirtschaft heute funktioniert«, forderte er die Beamten auf.
Er verlieà das Büro und führte die Polizisten zu einem nur einseitig mit einer Wand versehenen Stall.
Christoph fragte: »Wie wird der im Winter verschlossen?«
»Gar nicht«, erklärte der Landwirt. »Oben ist ein Dach und zur Wetterseite hin ist es dicht. Den Tieren macht die Kälte nichts aus. Ganz im Gegenteil. Durch die jahreszeitliche Anpassung ergibt sich ein natürlicher Kreislauf, der zudem der Gesundheit der Tiere zuträglich ist. Schädlinge werden zum groÃen Teil abgehalten und müssen nicht bekämpft werden. Sehen Sie hier, die Schlingen um den Hals?«
Er griff zu einem der daran befestigten Geräte einer Kuh, die neugierig ihren dicken Kopf durch das Gitter steckte. Mit der anderen Hand tätschelte Reimers dem Vieh den Schädel.
»Das ist der Transponder. Die Kuh hat gelernt, dass sie durch jenes Tor dort«, dabei zeigte er auf einen schmalen Durchgang, der am Ende durch ein Gatter verschlossen war, »gehen muss, um an einen Automaten zu gelangen. Steckt sie den Kopf in den Automaten, erkennt der Rechner sie an ihrem Transponder und gibt eine bestimmte Menge Schrot frei. Das ist für die Kuh ein Leckerli. Je nachdem, wie lange sie nicht mehr am Automaten war, wird die Menge berechnet.«
»Und wenn sie ständig kommt?«, fragte Christoph.
»Dann gibt es nur ein paar Gramm. Wichtig ist, dass sie nie leer ausgeht. Sie soll lernen, dass sie jedes Mal, wenn sie durch das Tor geht, eine Belohnung erhält.«
»Da würde ich den Kasten nie mehr verlassen«, warf GroÃe Jäger ein.
»Könnte man meinen«, erwiderte Reimers. »Aber irgendwann stehen Sie auch vom bestgedeckten Tisch auf.«
»Und wenn es nur darum geht, eine Zigarette zu rauchen«, stichelte Christoph.
»Den Bereich mit dem Schrot kann die Kuh nur über den Ausgang dort hinten verlassen«, fuhr Reimers fort. »So beginnt der Kreislauf erneut. Nach Ablauf einer gewissen Zeit erkennt das Lesegerät, das in dem Durchgang zum Schrotautomaten den Transponder ausliest, dass die Kuh reif für das nächste Melken ist. Statt des Tors zum Automaten öffnete sich ein anderes Tor, sozusagen eine Weiche. Die Kuh gelangt nun zum Melkstand. Der ist durch Gitter so bemessen, dass die Kuh genau hineinpasst. Dort wird sie ebenfalls mit Schrot belohnt. Im Melkstand fährt seitlich ein Roboterarm heran, der die Lage der Zitzen erkennt und das Melkgeschirr anlegt. Zunächst werden die Zitzen gespült, dann wird eine Probe genommen und automatisch analysiert. Ist alles in Ordnung, beginnt der Melkvorgang. AnschlieÃend öffnet sich das Tor, und die Kuh ist wieder im Stall.«
»Das klingt futuristisch«, staunte Christoph.
»Das bringt gegenüber der konventionellen Melktechnik Vorteile.« Unverkennbar klang in Reimersâ Worten Stolz mit. »Es verschafft uns eine gröÃere zeitliche Flexibilität und Einsparung von Melkzeit, ganz abgesehen von der weniger schweren körperlichen Arbeit. Oben am Bildschirm werden alle Daten angezeigt. Je Tier gibt es ein Logbuch. Ich erkenne die Tages-, Wochen- oder Gesamtleistung einer Kuh, habe eine
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