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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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hängt. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Wenn er könnte, würde der Bauer seinen Junior schon heute als Jungbauer auf dem Hof einsetzen.«
    Â»Na, na«, relativierte Christoph. »Ich könnte mir aber vorstellen, dass Reimers ausrasten würde, wenn sich jemand an Yannick vergreifen würde.«
    Â»Ich traue ihm zu, dass er das Problem auf seine Weise aus der Welt schafft und den vermeintlichen Unhold biologisch entsorgt. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Â»Dann ist es aber unlogisch, dass er die Polizei alarmiert hat, als er den Finger fand.«
    Â»Keineswegs«, widersprach Große Jäger. »Er gerät in Panik und ist sich nicht sicher, ob sich im Biokompost nicht weitere Leichenteile finden – immer vorausgesetzt, Witte ist wirklich in die Anlage gesteckt worden. Was ist, wenn er etwas übersehen hat und andere darauf aufmerksam werden? Außerdem handeln Täter nicht immer rational. Mit Sicherheit haben wir es hier nicht mit einem Profi zu tun, sondern mit einem Mörder, der über sein Handeln selbst schockiert ist.«
    Â»Sofern wir einen Mörder haben«, warf Christoph ein.
    Der Oberkommissar nickte stumm. Er schwieg, bis sie am Ende der Straße an der außerhalb des Ortes liegenden Grundschule vorbeifuhren.
    Â»Wo willst du hin?«, fragte er Christoph.
    Christoph bog rechts ab. »Ich will einmal durch den Ort fahren, um Eindrücke dieser sehr ländlichen Region aufzunehmen.«
    Â»Das mache ich mit jedem Atemzug, seitdem wir in dieser Sache ermitteln«, lästerte der Oberkommissar. »Gemessen an deinem Wohnsitz Nordstrand leben die hier fast auf einer Hochebene«, gab Große Jäger eine Weile später von sich, als sie das Ortsschild passierten. »Tetenbüll liegt zwei Meter über dem Meeresspiegel. Bis das Wasser hierherkommt, seid ihr schon am Schwimmen.«
    Christoph zeigte auf das Museum »Haus Peters«, das einen ehemaligen Kolonialwarenladen aus dem Jahre 1820 beherbergte. Dieses Museum wurde nicht nur von vielen Gästen aus Nah und Fern besucht, sondern war ein mehr als lebendiges Beispiel vergangener Tage, da es noch heute als Verkaufsraum für zahlreiche Produkte diente.
    Â»â€ºWir wohnen hier nicht nur, sondern wir leben hier‹ lautet der Wahlspruch der Tetenbüller«, sagte Christoph. »Die Menschen identifizieren sich mit ihrer Heimat, fühlen sich dort wohl und engagieren sich für ihren Ort.«
    Â»Nur nicht in Everschopkoog. Zumindest kann man den Eindruck gewinnen. Vielleicht wäre es eine Lösung, wenn das Dorf nach Tetenbüll eingemeindet würde. Immerhin ist Tetenbüll zehnmal so groß.«
    Christoph lachte. »Lass das niemanden hören. Tetenbüll hat sechshundert Einwohner.«
    Â»Und ist damit in dieser Gegend fast schon eine Metropole«, ergänzte Große Jäger.
    Christoph wendete am Ende der Dörpstraat vor der sechshundertjährigen Kirche St. Anna. Wenig später stellte er seinen Wagen auf dem Parkplatz neben der Schule ab.
    Es dauerte eine Weile, bis sie Karen Brunke in der kleinen Schule gefunden hatten. Die junge Lehrerin wies auf den gepflegten Schulgarten.
    Â»Das ist unser grünes Klassenzimmer«, erklärte sie. »Für uns sind alle Räume des Schulgebäudes Stätten, in denen Unterricht stattfindet, sei es die Halle oder die Flure. Wir orientieren uns in der Pädagogik am Motto Maria Montessoris ›Hilf mir, es selbst zu tun‹. Aber Sie sind nicht hier, um sich unsere Schule anzusehen, auch wenn wir um sie kämpfen und bangen, da wir einfach zu wenig Schüler haben und die Schließung droht. Formell sind wir ja auch nur eine Außenstelle der Theodor-Mommsen-Schule in Garding.«
    Sie wurden durch eine Horde von Mädchen abgelenkt, die die Lehrerin umringten.
    Â»Frau Brunke! Was machen wir gleich im Sport? Nicht schon wieder Fußball.«
    Â»Doch«, meldete sich ein kleiner Junge aus dem Hintergrund zu Wort, dem zwei Zähne im Oberkiefer fehlten. »Fußball! Fußball!«
    Â»Immer haben die blöden Jungs das Sagen.«
    Karen Brunke tröstete die Kleinen. »Das überlegen wir gleich gemeinsam. Ja?«
    Â»Siehst du«, rief eines der Mädchen dem Jungen zu. Dann raste die Meute davon.
    Â»So interessant die Schule und Ihre Arbeit hier sind, wir möchten mit Ihnen als Mutter sprechen.«
    Das Erschrecken war ihr deutlich anzumerken. »Ist was mit

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