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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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eingetragen hatte.
    Gaultier sah den Oberkommissar an. Er schwieg. Seine Augen schienen wie gebannt auf Große Jägers Nasenspitze fixiert zu sein. Nach einer ganzen Weile setzte der Oberkommissar nach.
    Â»Ich hatte Ihnen eine Frage gestellt. Schweigen führt Sie nicht weiter.«
    Doch über Gaultiers Lippen kam kein Ton. Reglos saß er vor den beiden Polizisten und stierte sie fast unbeweglich an. Den linken Mundwinkel hatte er in einer verächtlich wirkenden Weise herabgezogen, das linke Augenlid fast geschlossen. Lässig hatte er sich ein wenig zur Seite abknicken lassen.
    Christoph wusste, dass man in solchen Situationen Geduld haben musste. Irgendwann gab jemand nach. Sie hatten mehr Erfahrung als der Verhörte. Deshalb ließen sie Gaultier gewähren. Der erwies sich als hartnäckig. Kaum wahrnehmbar war der Wimpernschlag. Kein Muskel zuckte im Gesicht. So viel Nervenkraft hätte er dem Maler nicht zugetraut. Man musste wohl so kaltblütig sein, um sich über die Gefährlichkeit einer Ansteckung hinwegzusetzen und in Kenntnis der eigenen Erkrankung mit anderen intim zu sein. Minuten verstrichen, ohne dass Gaultier sich rührte.
    Große Jäger wurde es zu bunt.
    Â»Hallo? Sind Sie noch da? Wir sind es.« Er bewegte seine Hand vor Gaultiers Gesicht. »Auch wenn Sie sich in einen Trancezustand versetzen … Wir bleiben am Ball.«
    Tatsächlich schien Gaultier sie nicht mehr wahrzunehmen. Als Große Jäger sich ein wenig zur Seite bewegte, blieb der Maler wie versteinert sitzen.
    Â»Da stimmt etwas nicht«, sagte Christoph.
    Auch Große Jäger schien es bemerkt zu haben. Christoph bewegte seinen Zeigefinger vor Gaultiers Augen.
    Â»Herr von Eckstein?«, sprach er ihn mit seinem bürgerlichen Namen an. »Ist alles in Ordnung?«
    Gaultiers linke Gesichtshälfte sah aus, als hätte sie sich unmerklich verschoben und wäre ein Stück nach unten gerutscht. Der Mundwinkel hing herab. Jetzt lief Sabber zwischen den Lippen hervor, suchte sich den Weg über das Kinn und troff auf Gaultiers Brust. Kaum merklich folgten die Augen in Zeitlupe Christophs Finger, obwohl er ihn ganz langsam am Gesicht vorbeiführte.
    Â»Verdammt«, sagte Große Jäger, griff nach Gaultiers linker Hand und drückte sie leicht. Sie lag schlaff in der des Oberkommissars. Nachdem er es mit der rechten versucht hatte und dort leichten Widerstand spürte, sah er Christoph an. Der nickte.
    Â»Schlaganfall.« Christoph wählte die Notrufnummer und forderte den Notarzt und einen Rettungstransportwagen an. Er gab auch seinen Verdacht durch.
    Sie wechselten einen hilflosen Blick. »Was macht man in einem solchen Fall?«, fragte Große Jäger.
    Christoph war ebenfalls ratlos.
    Große Jäger wühlte sein Handy hervor und wählte einen Teilnehmer über eine Kurzwahltaste an, wie Christoph registrierte.
    Â»Ich bin’s«, sagte er knapp. »Wir haben hier einen akuten Schlaganfall. Vermutlich. Der Notarzt ist informiert. Können wir irgendetwas unternehmen in der Zwischenzeit?«
    Der Oberkommissar musste nichts erklären. Christoph wusste, dass er mit Heidi Krempl, der Ärztin aus Garding, sprach. Die Antwort bestand nur aus wenigen Worten. Große Jäger steckte das Handy weg.
    Â»Wir sind machtlos«, erklärte er.
    Christoph musterte Gaultier. Vorsichtig ergriff er dessen rechte Hand. Mit dem Daumen fuhr er sanft über den Handrücken.
    Â»Hilfe ist unterwegs, Herr von Eckstein«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Der Arzt wird gleich da sein.«
    Mit einem kaum wahrnehmbaren Zwinkern bestätigte der Maler, dass er Christoph verstanden hatte.
    Die folgenden Minuten dehnten sich zu einer Ewigkeit. Gaultier hockte auf dem Stuhl, während Große Jäger sich hinter ihn gestellt hatte und mit beiden Händen die Schultern fixierte, damit der Mann nicht herabfiel. Christoph redete auf Gaultier an, während er weiter die Hand hielt und sie sanft streichelte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, dem Kranken Mut zuzusprechen, zu versuchen, ihn durch Körperkontakt zu beruhigen. Was mochte in dessen Verstand – Christoph wollte nicht von Hirn sprechen – vorgehen? Was passiert in einem Menschen, der plötzlich die Kontrolle über seinen Körper verloren hat?
    Auch wenn der Maler gewissenlos riskiert hatte, andere Menschen mit einer unheilbaren Krankheit anzustecken, berührte es

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