Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
in Sicherheit und zu Hause sein, dorthin gelangt an Bord unterschiedlicher KK-Schiffe; sie würden sich zurücklehnen und sich darüber freuen, was für gute Arbeit sie geleistet hatten.
Ja, auch einige unschuldige Menschen würden ihr Leben verlieren! Es war sogar denkbar, dass einige seiner eigenen Leute umkamen, obwohl jede nur mögliche Schutzmaßnahme getroffen worden war, um ihnen eine unauffällige und erfolgreiche Flucht zu ermöglichen. Die ahnungslosen Touristen und Messebesucher aber waren dazu bestimmt, als Märtyrer für die gute Sache der Speziesreinheit unterzugehen. Einige Zeit müsste sicherlich verstreichen, aber dann, wenn die Menschheit schließlich wieder zur Besinnung gekommen war und die Absurdität und ebenso die Gefahr begriffen hatte, die in dem Versuch lag, sich mit anderen Spezies zu verschmelzen, würden sich viele Millionen mehr dankbar der Namen der Getöteten erinnern als nur ihre Verwandten und Freunde, die ihren Verlust vielleicht eine Woche oder einen Monat lang betrauerten.
Als Skettle mit erhobener Hand um Ruhe bat, verstummte das Gemurmel leise geführter Gespräche. Alle Blicke - manche verrieten Unruhe, manche Erwartung, manche die Beschäftigung mit der Aktion, die vor ihnen lag - ruhten auf ihm.
»Freunde, Mitstreiter - Kampfer des Dorn-Projekts! Wir stehen an der Schwelle eines der größten Unglücke, das die Menschheit je getroffen hat! Die Unwissenden und unwissend Gehaltenen sammeln sich zu gedankenlosen Herden, um sich von verräterischen politischen Führern ins Vergessen treiben zu lassen! Dürfen wir, die wir uns den Namen Bewahrer gegeben haben, dies zulassen?«
Das ›Nein‹, die entrüstete Antwort auf Skettles Frage, war nicht weniger geeignet, Gänsehaut zu erzeugen, weil es sich so vieler Kehlen nur leise und gebändigt entrang.
Skettles Kiefermuskulatur pulsierte. »Dann, Kameraden, lasst uns den tödlichen Kollisionskurs, auf den uns Verräter an unserer eigenen Art gesetzt haben, herumreißen und diesem Wahnsinn ein Ende machen!« Er lächelte ihnen zu, sich nicht bewusst darüber, dass es ein Lächeln war, das kleine Kinder erschreckt und in die Flucht geschlagen hätte. »Achten wir darauf, dass wir so viele wertvolle Menschen wie möglich töten und die ekelhaften Schaben unter den Messebesuchern schonen.«
Diese letzte Perfidität sollte den Verdacht der Menschen, die mit den Ermittlungen dieser Tragödie beauftragt waren, gegen die Thranx schüren. Es lag eine herrliche Ironie in dem Wissen, dass die, denen die Bewahrer so brennend den Untergang wünschten, durch ihr Überleben diejenigen in Misskredit brachten, die innerhalb ihrer eigenen Art für Aussöhnung standen.
Beskodnebwyls Mitstreiter würden nicht so viel Glück wie die anderen Thranx haben: Skettle ließ seinen Leuten freie Hand darin, so viele von ihnen über den Haufen zu schießen, wie sie konnten, während sie sich ihren Weg suchten aus dem Hexenkessel, der das Messegelände dann sein würde. Doch den völlig verwirrten Durchschnittsthranx wollten sie schonen - damit dieser dann die Verdächtigungen und die sich Bahn brechende Empörung der Menschen zu spüren bekam.
Während Skettles Leute den Konferenzraum verließen, um sich aufzumachen und das Dom-Projekt in Angriff zu nehmen, einzeln oder paarweise, sodass sie nicht die Aufmerksamkeit des Hotelpersonals erregten, blickte der Anführer des Dorn-Projekts aus dem Fenster. Am gegenüberliegenden Ufer des Sees, der im klaren Morgenlicht schimmerte, als wäre er eine dünne blaue Stahlplatte, konnte man in einiger Entfernung gerade so eben die hoch aufragenden Gebäude des Messegeländes erkennen. Am Abend sollte das alles in Flammen stehen, rein, verlassen. Der Name der Messe stünde für Tragödie. Und diese Tragödie würde durch Minusraum-Kommunikation bis in den letzten Winkel des zivilisierten Teils dieses galaktischen Spiralarms getragen.
Skettle nahm sich einen der beiden Tanks mit dem flüssigen Sprengstoff. Martine hatte das Hotel mit ihrem Tank bereits verlassen.
Als Letzter, der den Konferenzraum verließ, zog Skettle sorgsam die Tür hinter sich zu. Er würde sich jetzt auf seiner speziellen Route zum Messegelände begeben. Dort angekommen, würde er sich Zeit für einen Kaffee und einen kleinen Imbiss nehmen, die Augen immer auf seinem synchronisierten Chronometer.
Exakt um halb zwei würde das Dom-Projekt starten. Dann war die Zeit des Tötens gekommen.
Nordelmatcen, einer der Fähigsten unter den Bwyl,
Weitere Kostenlose Bücher