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Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Titel: Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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historischen Zeugnissen Comagraves und der Wunsch, diese zu füllen, zog Forscher wie Cullen zu einer so weit entfernten Welt.
    Hinter Cullen summte leichtes, mobiles Grabungsgerät leise vor sich hin, während Dozentenkollegen und fortgeschrittenere Studenten sich abmühten, die Antworten ans Licht zu bringen, die hoffentlich unter der harten, steinigen Oberfläche des Steilhangs begraben lagen. Ein Vanager kreischte auf, als dieser vor dem Steigen tiefer ging, um schließlich vom Talgrund hoch hinauf in den Himmel zu jagen. Mit seinen lederartigen Flügeln und einer Spannweite, die einem kleinen Luftfahrzeug glich, konnte der heimische Aasfresser für unbegrenzte Zeit seine Kreise in luftiger Höhe ziehen, während er seine beiden Jungen in einem Beutel unterhalb des Nackens mit sich trug. Vanager lebten förmlich in den Wolken, suchten sich einen Gefährten in luftiger Höhe und zogen ihre Nachkommenschaft dort oben auf, ohne je den Boden zu berühren. Um Nahrung aufzunehmen, tauchten sie hinab und schnappten nach allem, was sie auf der Oberfläche oder in der Luft erwischen konnten. Schon seit langer Zeit waren ihre Beine und Füße nur noch rudimentäre Spuren. Ein Vanager, der aus welchem Grund auch immer auf dem Boden aufschlug, konnte nur unbeholfen mit den Flügeln schlagen, doch seine großen Schwingen waren so lange nutzlos, bis ihn ein Windstoß wieder in die Höhe trug - so behaupteten jedenfalls die Biologen.
    Von jenseits des Tals, aus weiter Ferne, starrten die Trauerberge zu Cullen hinüber. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auf gleicher Höhe mit der Kammlinie des Steilhangs befanden sich die aus dem grünlich grauschwarzen Diorit der Berge herausgeschlagenen Gesichter der Zwölf Klagenden (mitunter auch die ›Trauernden‹ genannt). Den hohen Kopfschmuck mitgerechnet, dessen Bedeutung noch nicht enträtselt war, betrug ihre Höhe etwa fünfzehnhundert Meter. Wie sie aus dem Stein herausgemeißelt worden waren, wann dies geschehen war und welches Werkzeug dafür benutzt worden war, war eines der vielen weiteren Rätsel, die Comagrave den menschlichen Forschern in Hülle und Fülle aufgab.
    Auf Grund dieser gigantischen Abbildungen gab es nicht viel daran zu deuteln, wie die Sauun ausgesehen hatten. Hoch gewachsen und schlank, mit länglichen humanoiden Gesichtern und schmalen, horizontal in diesen Gesichtern liegenden Schlitzaugen; auch die Kleidung der riesigen Skulpturen war in den Stein gehauen: fließende Gewänder, geschmückt mit fein herausgearbeiteten Verzierungen und komplizierten Mustern. Ungeachtet ihrer enormen Größe waren die Zwölf mit außerordentlicher Sorgfalt und immensem Detailreichtum dargestellt. Wer sie gewesen waren, wusste niemand. Ausgehend von dem Wissen, dass die Sauun über die Monarchie als Herrschaftsform hinausgelangt waren und sich politisch in einer modernen, planetenweiten Regierung organisiert hatten, hatte man alle Arten von Möglichkeiten durchgespielt. Die Zwölf konnten berühmte Künstler oder Wissenschaftler sein oder Selbstbildnisse der Bildhauer, die sie geschaffen hatten. Oder Politiker oder Kriminelle oder zufällig ausgewählte Personen oder die Zurschaustellung eines Ideals, dem diese Spezies huldigte. Cullen und seine Kollegen wussten es nicht; aber sie brannten darauf, es herauszufinden. Auf eine gemeinsame Grundannahme konnten sie sich so ziemlich alle einigen: Es schien unwahrscheinlich, dass eine Zivilisation sich die Mühe machte, fünfzehnhundert Meter hohe Abbilder aus massivem Fels zu hauen, die Arbeiten abzuschließen und die Bildnisse mit besonderer Sorgfalt zu glätten, um die Erinnerung an ein Dutzend Niemande zu erhalten. Wer auch immer die Zwölf waren: Sie stellten Personen von einiger Bedeutung in der Geschichte Comagraves dar.
    Der AAnn Riimadu war es, der als Erster bemerkt hatte, dass die großen, ernsten Augen der gemeißelten Standbilder auf ein und derselben Höhe mit der Kammlinie des Steilhangs lagen. Er war es, der die Theorie aufgestellt hatte, die pupillenlosen Augen seien, jedes Augenpaar für sich, so ausgerichtet, dass alle Augen annähernd denselben Punkt fixierten - genau den Punkt, an dem Cullens Grabungsmannschaft gerade mit ihren Untersuchungen begonnen hatte. Cullen schuldete dem AAnn einen Gefallen, den zurückzuzahlen schwer werden würde. Das wenigste war, im Anschluss an die Grabungskampagne den Ruhm und den Gewinn jeglicher Entdeckung, die sie machten, miteinander zu teilen.
    Riimadu war der einzige AAnn, der dem

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