Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Biologen, die an Bord gewesen waren, entdeckte man nur noch Blutspritzer auf dem Deck und der Seitenverkleidung, über die die hungrigen Picker die von Harpunen aufgespießten Körper von Bord gezerrt hatten. Mit Blick auf die Szene des heimlichen Gemetzels besprachen sich die Neuankömmlinge, die Stimmen gedämpft, flüsternd, gelegentlich unterbrochen von Zzwack- Lauten der in den Unterboden und das gepanzerte Dach einschlagenden Harpunen.
Als die einzige AAnn an Bord vorschlug, sie und ihre Art sollten vielleicht die Feldforschung über die Picker übernehmen oder zumindest die Arbeiten überwachen, willigte der verantwortliche Mensch vor Ort sofort ein. Wenn die AAnn bereit waren, sich mit diesen gerissenen Fleischfressern herumzuschlagen - jedenfalls so lange, bis man genug über diese Räuber wusste, um in ihren Revieren in relativer Sicherheit arbeiten zu können - sah er keinen Grund für längere Diskussionen. Sollten doch die Reptiloiden ihr Leben dabei riskieren!
»Esss issst weniger Risssiko für unss dabei«, versicherte ihm die AAnn durchaus einfühlsam. »Wir ssind ess gewohnt, im Ssand zu leben, wo auch diesse Art von Kreaturen haussen. Ssie bekommen von allen Berichten Kopien, die wir erstellen, und werden immer auf dem neuessten Stand unsserer Forschung ssein.«
»Bei Feldforschungen sollten besser mehrere Personen in Gruppen unterwegs sein als nur einige wenige«, schloss der deprimiert klingende menschliche Expeditionsleiter. Zu einer anderen Zeit, unter anderen Umständen wäre er nicht so frustriert gewesen, doch er war bestürzt über den unerwarteten Verlust zweier Kollegen. Und was war auch schon schlimm daran, die Geländearbeit mit den bereitwilligen AAnn zu teilen? Sie waren in einer Gegend wie dieser tatsächlich eher zu Hause als die Menschen, und ihre Bereitwilligkeit, andere an ihren Forschungsergebnissen teilhaben zu lassen, hatten sie bereits unter Beweis gestellt. Sollten sie doch ruhig einen Teil der schweren Arbeit erledigen! Damit, eine völlig neue Welt zu studieren, zu katalogisieren, zu analysieren und Berichte darüber abzufassen, wurde seine Forschungsgruppe schon über Gebühr strapaziert. Es gab gewiss noch genug anderes außer Pickern, mit dem sie sich beschäftigen konnten.
»Das verstehe ich nicht.« Hibbing stand neben dem Pergamin-Turm und starrte unschlüssig auf die Anzeigen, die in dessen glatte, leicht gewölbte Seite eingelassen waren. »Alles funktionierte gestern um diese Zeit doch einwandfrei!« Ganz in der Nähe kontrollierten Tyree und Souvingnon den Relaiskasten, der sich bodennah dicht an die Turmseite schmiegte.
Tyree sah hoch. »Alles arbeitet auch jetzt einwandfrei, Sir. Die Extraktoren fördern nur eben kein Wasser.«
Hibbingwandte sich um, und sein Augenschoner verdunkelte sich, als er nach Osten blickte. Das Gelände, das man für die größte Ansiedlung auf Comagrave ausgewählt hatte, bot einen grandiosen Blick auf die eindrucksvollen Carmine Cliffs, eine geologische Verwerfung karminroten Gesteins, die den Klippen ihren Namen gebenden hatten. Bis zu tausend Meter hoch, verlief sie Hunderte von Kilometern von Norden nach Süden. Unterhalb der Cliffs, nach Westen hin, lagen Salzwüsten, die Bergemon Salt Fiats, ein absolut flaches Becken ohne jede Vegetation, ohne Grundwasser und ohne tektonische Instabilität. Im Norden lag ein Labyrinth aus schmalen Canyons, denen man ihrer Form wegen den Namen Fingerlings gegeben hatte. Es handelte sich um eines der an Fauna und Flora reichsten und biologisch interessantesten Gebiete auf diesem Planeten und war doch nur einen Katzensprung von den Außenbezirken der Gemeinde Comabraeth entfernt.
Unterhalb des Siedlungsgebietes hatten Hydrologen eine beachtliche prähistorische Schicht entdeckt, die Wasser führte. Ein Grundwasserreservoir, groß genug, um eine Stadt mit einer halben Million Einwohner sechshundert Jahre lang zu versorgen. Einen besseren Platz für die Hauptstadt der Kolonie auf Comagrave gab es auf dem gesamten Planeten nicht. Es gab Wasser im Überfluss, mehr als genügend Platz zum Landen für Shuttles und Gleiter draußen im flachen Becken sowie reichlich biologisch und geologisch Interessantes, das man praktisch zu Fuß erreichen konnte. Monate waren vergangen, ohne dass es den Hauch von Problemen gegeben hätte, Zeit, in der die ursprüngliche Ansiedlung zu einer kleinen Stadt mit mehr als zehntausend Einwohnern herangewachsen war. Man sprach schon darüber, diese Stadt auch formell
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