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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Volontäre immer.« Odette nickte, öffnete den Mund und wollte es erklären, aber Mr. Mendholsson hob die Hand und fuhr fort: »Doch ich will ihn nicht hören, vielen Dank.«
    Odette schloss den Mund und saß schweigend da.
    »Zunächst einmal begrüße ich gerne alle Volontäre persönlich, und ich wünsche Ihnen alles Gute. Sie werden während der ganzen Zeit Beurteilungen unterliegen, und wenn Sie nicht das Zeug zur Journalistin haben, endet das Volontariat sofort. Verstanden?«
    Odette nickte.
    »Sie sind der
Women’s Gazette
zugeteilt worden und unterstehen direkt Mrs. Kay Metcalf. Wie gut sind Sie in Kurzschrift?«
    »Äh … nicht so gut, befürchte ich. Ich habe es mir selbst beigebracht.«
    Sie verschwieg, dass sie tatsächlich nie dazu gekommen war, sich die mysteriösen Hieroglyphen beizubringen. Nach einem Blick in das Buch, das Mr. Fitz ihr gegeben hatte, ließ sie es prompt in ihrer Schreibtischschublade liegen.
    »Aber tippen können Sie, nehme ich an.«
    »Ja. Selbstverständlich.«
    »Sie werden zusammen mit den anderen Volontären den Stenounterricht besuchen. Sie werden jeweils mehrere Monate in den verschiedenen Ressorts der Zeitschrift verbringen, und wenn Sie eine Neigung für ein bestimmtes Feld oder eine Richtung zeigen, werden Sie sich im letzten Jahr des Volontariats auf diesem Gebiet spezialisieren. Falls Sie es bis zum letzten Jahr schaffen. Die Ausfallquote ist hoch. Das hier ist nicht der glanzvolle Beruf, der er zu sein scheint.«
    »Ich habe Journalismus nie als glanzvollen Beruf betrachtet«, unterbrach Odette.
    »Ach? Als was betrachten Sie ihn dann?«
    »Als ein Mittel zur Kommunikation, zur Zusammenführung von Menschen. Den Menschen Information und Unterhaltung zu bieten, über andere Menschen, Orte und Ereignisse zu berichten, von denen sie sonst nie erfahren hätten. Ihnen die Wahrheit nahe zu bringen.«
    »Eine Idealistin, was?«
    »Mein früherer Chefredakteur hat mir beigebracht, dass Reporter eine Berufsethik haben, eine moralische Verpflichtung – wie Ärzte.«
    »Das klingt genau nach Fitzpatrick. Wie geht es ihm denn da draußen am Ende der Welt …? Wo befindet sich seine Buschzeitung noch mal?«
    »In Amberville. Der
Clarion.
Es geht ihm gut, er rennt immer noch gegen Windmühlen an.«
    »Ein guter Mann. Habe nie verstanden, warum er in den Busch gegangen ist, hielt ihn immer für einen Stadtmenschen durch und durch.«
    »Ich glaube, es gefällt ihm, sein eigener Chef zu sein und sein eigenes Rennen zu veranstalten«, sagte Odette leise.
    »Ja … hm. Das Mädchen draußen wird Sie zur
Gazette
bringen.«
    Er stand auf und schüttelte ihr die Hand. »Viel Glück, Miss Barber.«
    »Vielen Dank. Ich bin dankbar, dass mir diese Möglichkeit geboten wird. Und ich werde bis zum Ende durchhalten, Mr. Mendholsson.« Sie schenkte ihm ein breites Lächeln, forderte ihn heraus, es zu wagen, ihr zu widersprechen.
    Er nickte und dachte: »Die Kleine könnte tatsächlich bis zum Ende durchhalten.«
     
    Kay Metcalf war eine kleine, attraktive Frau in den Vierzigern mit kurz geschnittenem, graublondem Haar. Ihr Lippenstift war leuchtend rot und ihre Kleidung auf dem neuesten Stand – ein modischer weißer Faltenrock und eine lila Bluse mit Stehkragen.
    Sie gab sich warm und herzlich, und Odette mochte sie sofort.
    Sie setzten sich und redeten ausführlich miteinander, wobei die Ältere auf freundliche Weise so viel wie möglich über Odettes Hintergrund zu erfahren versuchte. Dann zeigte sie Odette den für sie vorgesehenen Schreibtisch.
    Der kleine Holztisch wirkte, als habe man ihn erst nachträglich in diese Ecke geschoben. Er stieß an Mrs. Metcalfs Schreibtisch, der mit Ablagekörben, Druckfahnen und mehreren Spießen voller Zettel bedeckt war. Auf Odettes Tisch stand eine altmodische Remington-Schreibmaschine, Eingangs- und Ausgangskörbe, daneben lagen ein Paket Manuskriptpapier und ein Tischkalender.
    Mrs. Metcalf deutete auf Odettes Tisch. »Der gehört Ihnen, Odette. Tut mir leid wegen der alten Remington, Sie werden beim Tippen auf dem Ding kräftige Arme bekommen wie wir alle. Sie sind hier bei mir untergebracht, weil ich momentan Ressortleiterin und stellvertretende Chefin vom Dienst für Nancy Corrigan bin. Nancy wird Ihnen die Arbeitsgebiete zuweisen, und ich werde Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
    »Ich bin froh, mit Ihnen zu arbeiten, Mrs. Metcalf. Das ist alles ein bisschen überwältigend. Es ist nett, so herzlich willkommen geheißen zu

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