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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Frau und ich haben … äh … bisher noch kein Kind bekommen, und das bedrückt Catherine sehr. Sie sehnt sich nach einem Baby. Sie hat so viel Liebe zu geben und fühlt sich unausgefüllt trotz unserer glücklichen Ehe und unseres angenehmen Lebens.«
    »Ich verstehe. Sie wollen damit sagen, dass Mrs. MacIntyre … dass Sie beide ein Kind adoptieren möchten?«
    »Das ist es, was Catherine sich wünscht. Sie hat lange darüber nachgedacht. Es ist keine unüberlegte oder plötzliche Entscheidung.«
    »Und was ist mit Ihnen, Mr. MacIntyre? Wie denken Sie darüber?«
    »Ich möchte alles, was meine Frau glücklich macht. Ich hatte gehofft, dass uns ein Kind geschenkt werden würde, aber da das nicht der Fall ist, halte ich eine Adoption für eine vernünftige Lösung.« Als er den fragenden Ausdruck im Gesicht der Heimleiterin sah, fügte er hinzu: »Natürlich bin ich sicher, dass ich das Kind mit der Zeit als mein eigenes betrachten werde.«
    »Sie scheinen Bedenken zu haben.«
    »Nun ja, ehrlich gesagt, Catherine hat ihr Herz an ein kleines Mädchen verloren, mit dem sie sich hier angefreundet hat. Ich hätte lieber einen Sohn. Zanana ist eine große Verantwortung und ein gewaltiges Erbe, verstehen Sie.«
    »Selbstverständlich. Aber was das betrifft, nichts kann Sie daran hindern, ebenfalls einen Jungen zu adoptieren.«
    »Ja. Daran hatte ich nicht gedacht. Natürlich wird es recht einsam für ein einzelnes Kind sein«, sagte Robert nachdenklich. Sein Gesicht erhellte sich, und er lächelte, sein Entschluss war gefasst. »Ja, in der Tat. Aber gut, einen Schritt nach dem anderen. Könnte ich die kleine Mary sehen, ohne dass sie den Grund meiner Anwesenheit erfährt?«
    Robert stand im sonnendurchfluteten Schulzimmer der Kinder. Das Gebäude war jetzt während der Spielstunde so gut wie leer. Auf dem Hof unter dem Fenster sah er eine kleine Gruppe von Mädchen, die Seilspringen und Himmel und Hölle spielten. Mary spielte in ihrer Nähe, aber allein, sie war mit einem Phantasiespiel beschäftigt, für das sie Grasbüschel und kleine Zweige gesammelt hatte. Zwei Mädchen, ein bisschen älter als Mary, näherten sich ihr mit einem Springseil und forderten sie offenbar auf mitzuspielen. Mary sah nicht auf, schüttelte aber den Kopf und schien dem selbstgemachten Spielzeug, das sie in der Hand hielt, etwas vorzusingen, es war eine grob geformte Puppe aus getrocknetem Gras.
    »Unabhängige kleine Miss«, dachte er. Es war ein gutes Zeichen, dass sie sich selbst beschäftigen konnte. In Zanana gab es keine anderen Kinder bis auf den kleinen Sohn von Sid und Nettie Johnson.
    Da er nun den Entschluss gefasst hatte und recht eingenommen von der kecken kleinen Mary war, suchte er Hock Lee auf und erzählte ihm von seinem Plan.
    »Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee, Robert. Es wird Catherine glücklich machen, und du musst an die Zukunft von Zanana denken.«
    »Allerdings. Wenn Catherines Herz nicht daran hinge, die kleine Mary zu adoptieren, hätte ich einen Jungen gewählt. Nun werde ich erst einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln, und dann vielleicht später einen älteren Jungen bei uns aufnehmen. Ich würde einen älteren Jungen vorziehen, damit man wenigstens einen kleinen Eindruck von seinem … Charakter hat. Schließlich muss Zanana an den ältesten Sohn übergehen.«
    Dann stattete Robert seinem Anwalt Charles Dashford einen Besuch ab.
    Der vornehme, arrogante Dashford sagte wenig, aber seine Haltung war missbilligend. »Das ist ein großer Schritt, Robert. Und ich meine, man weiß ja nie … wo diese Kinder herkommen. Sie legen sich da lebenslang fest.«
    Robert tat seine Bemerkungen mit einer Handbewegung ab. »Ich habe mich entschieden. Machen Sie nur die erforderlichen Papiere fertig, bitte.«
    Catherine und Robert fuhren gemeinsam zum Waisenhaus, um Mary abzuholen. Die Heimleiterin hatte Mary bereits erklärt, dass sie von nun an in Zanana leben würde, aber das Kind glaubte ihr einfach nicht. Doch als sie ins Büro der Heimleiterin kam und Robert und Catherine lächelnd dort sitzen sah, blieb sie ganz still stehen und betrachtete die Erwachsenen im Zimmer. Ihre natürliche Überschwänglichkeit verwandelte sich in Schüchternheit und Ungläubigkeit. Sie konnte nicht glauben, dass dieses bedeutsame Ereignis tatsächlich stattfand.
    Catherine öffnete die Arme, doch diesmal stürzte sich Mary nicht hinein, sondern schritt langsam auf sie zu, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den

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