Das Dornenhaus
kippte sie in den Mund. Die Unterseite seines Kinns hatte einen Bartschatten. Ich fand das sexy. Auch sein Holzfällerhemd und die dunklen Härchen auf seinen Armen und die kleine weiße Narbe auf seinem Handrücken gefielen mir. Kurz hatte ich eine sexuelle Phantasie, die nichts mit Paläontologie zu tun hatte. Schockiert von meinen schmutzigen Gedanken, verdrängte ich sie sogleich wieder. Ich streckte die Hand aus und berührte den Stoff von Rickys Hemd.
Ricky lächelte. »Mach dir keine Sorgen wegen deiner Noten. Die sind für das Volontariat gar nicht so wichtig. Die Professoren legen mehr Wert auf Enthusiasmus und die richtige Einstellung als auf deine Abschlussnoten.«
»Also an der richtigen Einstellung mangelt es mir bestimmt nicht«, sagte ich. Ich hatte das Kinn in die Hand gestützt, doch plötzlich rutschte es herunter. »Ups«, sagte ich und kicherte.
Jago kniete ehrfürchtig neben Ellen, seine Hand lag auf ihrem Bauch. Er betrachtete sie im Mondschein. Obwohl ihr zum Weinen zumute war, lächelte sie tapfer.
»Wir werden also ein Baby bekommen?«
»Mm.«
»O Gott, das ist wunderbar. Es ist das Schönste, was mir je passiert ist. Abgesehen von dir, Ellen, natürlich.«
Er beugte sich hinab und küsste Ellens Bauch unterhalb ihres Bauchnabels. Ellen drehte den Kopf zur Seite und machte die Augen fest zu.
Auf dem Parkplatz des Smuggler’s Rest küsste mich Ricky. Er presste die Lippen so fest auf meine, dass es wehtat und unsere Zähnen kurz zusammenstießen. Seine Zunge erkundete hartnäckig meinen Mund. Es war mein erster, richtiger leidenschaftlicher Kuss, und ich war aufgeregt. Ricky fuhr mit der Hand unter mein T-Shirt, und ich zog den Bauch ein. Seine Finger schoben sich unter meinen BH, und ich sog vor Überraschung und Entzücken die Luft ein, als er sanft meine Brust massierte. Inständig hoffte ich, er würde weitermachen.
Ellen und Jago hatten sich wieder angezogen. Sie kehrten über den Friedhof zurück, vorbei an den Gräbern der Seeleute. Jago war so glücklich, so von Freude erfüllt, dass ihm war, als schwebte er über dem Boden. Seine Sinne waren geschärft. Er nahm die Fledermäuse wahr, die vom Kirchturm herabstießen, und die Schreie der Nachtvögel. Er konnte sogar die Wellen hören, die in weiter Ferne an die Küste schlugen. Er wünschte, er wäre jetzt da draußen, an Deck der Eliza Jane, denn nur das Meer war groß genug, um sich mit seinem Glück zu messen. Ellen, die ein kleines Stück vor ihm ging, hatte den Kopf gesenkt.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Jago. Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich werde mich um dich kümmern. Um euch beide. Ich werde nicht zulassen, dass euch etwas zustößt. Alles wird gut …«
»Bist du sicher?«
»Natürlich! Wir haben doch uns, wir werden ein Baby bekommen und eine richtige Familie sein. Wir werden zusammen von hier weggehen. Schon morgen können wir …«
»Nein, nach meinem Geburtstag.«
»Gut, dann nach deinem Geburtstag, oder sobald du willst.«
»Wenn mein Vater herausfindet, dass ich schwanger bin …«
»Pscht, Liebling.« Jago hielt sie an der Schulter zurück, damit sie stehen blieb, drehte sie zu sich um. Nahm ihr geliebtes Gesicht in seine Hände.
»Wie soll er es denn herausfinden?«, fragte er. »Weiß es denn sonst noch jemand?«
Ellen schüttelte den Kopf. »Ich habe es nicht einmal Hannah erzählt.«
»Gut«, sagte Jago. »Lass uns vorsichtig sein. Dann kann nichts passieren. Bis zu deinem Geburtstag sind es nur noch wenige Wochen, nicht einmal mehr zwei Monate. Die werden wir auch noch überstehen.«
Wir waren in Rickys kleinem Wagen, und ich war erhitzt, berauscht und glücklich. Ich legte den Kopf in den Nacken und lachte. Ricky küsste mich noch einmal, dann löste er sich von mir, kletterte auf den Fahrersitz zurück und zog den Reißverschluss seiner Jeans hoch.
»Wow!« Er strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Hannah, das war echt klasse!«
Ich lachte glücklich. Ich spürte mein Haar, das auf der Rückenlehne des Sitzes ausgebreitet lag, nahm meine Kleidungssstücke wahr, die unordentlich um mich herumlagen, und die angelaufenen Scheiben. Der Wagen stand in der hinteren Ecke des Parkplatzes an der Mauer und musste ganz schön geschaukelt haben, wie in einem Comedy-Sketch. Wenn uns jemand gesehen hatte?, fragte ich mich. Es war mir egal. Ich schämte mich nicht, sondern war einfach nur glücklich, glücklich, glücklich.
Ricky verknotete das gebrauchte Kondom am Ende.
Auch das
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