Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
die kurz
geschorenen Haare. Die Neuigkeiten schienen nicht von der guten Sorte zu sein.
Sie gesellte sich zu den anderen an den Tisch. Simon tigerte durch die Küche.
„Was ist
denn los, Simon? Setz dich doch.“ Miri deutete auf einen Stuhl.
Zögerlich
setzte er sich hin. „Es gibt keine Möglichkeit, das, was ich zu sagen habe, zu
beschönigen. Das ist es nämlich nicht. Schön, meine ich. Sondern höchst
besorgniserregend.“
Die drei
Frauen blickten einander an. Sierra, wie immer die schnellste mit
schlagfertigen Antworten, nahm das Gespräch wieder auf. „Gut. Das hättest du
jetzt erreicht. Besorgt sind wir jetzt. Verrätst du uns jetzt endlich, um was
es geht?“
„Ja.
Sorry. Ich bin ein wenig durch den Wind.“
„Was an
sich schon meine Alarmglocken läuten lässt“, konstatierte Kaja trocken. „Du
bist doch sonst so ruhig und abgeklärt.“
Er holte
tief Luft. „Ich höre ab und zu den Polizeifunk mit. Natürlich aus rein
nostalgischen Gründen.“
Miri
kicherte nervös.
Ja,
klar, dachte Sierra. Und ich bin die Elfe vom Weihnachtsmann.
„Heute
Morgen war ich in der Region Zürich unterwegs. Offenbar wurde in deine Wohnung
eingebrochen.“ Er hielt inne und wartete Miris Reaktion ab.
Etwas
perplex verarbeitete Miri diese Auskunft. „Eingebrochen? In meiner Wohnung. Das
ist doch nicht weiter schlimm, oder? Ich wohne doch nicht mehr dort. Es gibt
auch nichts mehr, was man klauen könnte, abgesehen von ein paar Wollmäusen.
Also, danke für die Info, aber was hat das mit mir zu tun? Abgesehen davon,
dass ich zufälligerweise bis vor kurzem da gewohnt habe?“ Etwas ratlos schaute
sie die anderen an.
„Ich
glaube, das ist noch nicht alles, stimmt’s?“, mutmaßte Sierra.
„Ja,
Sierras Vermutung ist ganz richtig. Ich habe einen alten Kollegen angerufen,
als ich die Adresse erkannt habe. Es sieht wohl so aus, als hätte jemand mit
einer Mordswut die ganze Wohnung systematisch zerstört. Die Rollläden sind
eingetreten worden. Überall wurde das Wasser angestellt. Elektrische Leitungen
wurden herausgerissen, so dass sie fast bis zum Boden reichten. Offenbar war es
dem Eindringling egal, ob er einen Kurzschluss verursacht. Oder sich der
nächste, der in die Wohnung kommt einen elektrischen Schlag holt. Ich habe
Bilder gesehen. Die Verwüstung sieht schlimm aus.“
Wie
betäubt hörte Miri zu. Das Grauen, das sich bei seiner Beschreibung in ihrem
Inneren gebildet hatte, wurde immer größer. Chili, der bis jetzt still auf der
Ofenbank sein Nickerchen gehalten hatte, war von der Aufregung im Raum
aufgewacht. Er spürte Miris Unbehagen. Unauffällig schlich er sich zwischen den
großen Hunden hindurch und sprang auf ihren Schoß. Geistesabwesend streichelte
sie ihn. Der Kater begann zu schnurren.
Kaja
fragte gerade, ob man den Eindringling erwischt hatte.
„Nein.
Leider nicht. Obwohl der ganze Vandalismus sicher nicht lautlos vonstattenging,
will niemand etwas gehört haben.“
„Wie hat
die Polizei denn überhaupt davon erfahren?“
„Als bei
den Nachbarn unter Miris Wohnung das Wasser anfing von der Decke zu tropfen,
haben sie sich bei der Hausverwaltung gemeldet. Die ihrerseits ist nachsehen
gegangen und hat dann verständlicherweise die Polizei informiert.“
„Also
tappt die Polizei völlig im Dunkeln? Oder haben sie eine Spur?“
„Wie
man’s nimmt. Der Vandale hat ein Schreiben hinterlassen. Sozusagen.“
„Nein.
Nicht schon wieder.“ Miris Gesicht verlor jegliche Farbe. Ihre Hände krallten
sich in Chilis langes Fell.
„Leider
doch. Es scheint so, als hätte dein Drohbriefschreiber die nächste Stufe
erklommen. Und das ist gar nicht gut. Psychos, die anfangen zu eskalieren,
werden immer gefährlicher. Es eliminiert auch sehr effektiv die Möglichkeit
eines dummen Jungenstreichs.“
„Mir ist
schlecht.“ Miri stand auf, platzierte den überraschten Chili auf Sierras schoss
und hastete aus dem Wohnzimmer. Betroffen schauten die anderen ihr nach. Der
Kater sprang auf den Boden und folgte ihr.
„Soll
ich nach ihr schauen?“, fragte Kaja besorgt.
„Gib ihr
doch einen Moment Zeit. Bestimmt kommt sie gleich wieder.“
„Ich
setze frischen Tee auf. Das tut ihr bestimmt gut.“
„Kann
die Polizei denn jetzt wenigstens herausfinden, wer dieser Stalker ist?“
Simon
schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe wenig Hoffnung. Natürlich hat die
Spurensicherung die Wohnung und den neuen Drohbrief akribisch überprüft. Wenn
wir Glück haben, hat er uns wenigstens seine
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