Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
wechselte er das Thema. „Lust auf
ein bisschen Sparring?“
Miri
schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht. Vielleicht später.“ Nicht, dass das Thema
Sicherheit etwas von seiner Dringlichkeit verloren hätte. Im Gegenteil. Es war
aktueller denn je. Nichts desto trotz musste sie erst ihre Batterien aufladen.
„Ich muss ein wenig ausruhen. So ein Drachenkind zu produzieren ist ganz schön
anstrengend. Nach zwei Stunden wach sein bin ich jeweils bereit für das nächste
Nickerchen.“
„Du
Arme. Erst laufen wir uns auf dem Markt mehrere Stunden die Füße wund und
anschließend überfällt dich Simon mit dieser Hiobsbotschaft. Tee?“ Kaja hielt
ihr eine Tasse hin.
„Danke.
Das Einkaufen hat ja auch Spaß gemacht. Ich merke einfach langsam, dass
tatsächlich in meinem Körper etwas vor sich geht. Kann ich mich kurz hier aufs
Sofa legen?“
„Klar.
Da liegt auch noch eine Decke. Bist du sicher, dass du nicht zurück ins Haus
gehen willst?“
„Mir ist
im Moment nach Gesellschaft. Zudem möchte ich nur kurz die Füße hochlegen.
Meine Geschenke stellen sich nicht von alleine fertig.“
Kaja
nickte verstehend und wandte sich wieder ihrer eigenen Arbeit zu. Adrian, der
es sich auf ihrem Tisch gemütlich gemacht hatte, störte allerdings. „Hast du
nichts zu tun?“
„Nein.
Ich stehe ganz zu deiner Verfügung.“
Kaja
verdrehte die Augen. Wie schön. Was sie sich schon immer gewünscht hatte. Statt
einem Personal Assistant hatte sie einen Personal Spirit. Großartig.
„He, das
ist eine Ehre!“ Der Geist blickte ehrlich gekränkt in die Runde. Der Gauner war
wirklich mit allen Wassern gewaschen.
„Schläfst
du schon?“
„Nein,
nein“, kam es schläfrig von der Sofaecke. „Was ist denn?“
„Warst
du schon drüben im Pächterhäuschen?“
„Ja,
gerade eben. Da habe ich doch den Briefbeschwerer gefunden.“
„Stimmt.
Gibt es Neuigkeiten vom, äh, Umbau?“ Kaja grinste.
Miri hob
verschlafen den Kopf. „Du meinst ob Mathias mir eine Nachricht dagelassen hat?“
Sie grinste zurück. „Da musst du meinen Drachen fragen. Maxi hat sie gefunden
und versucht seitdem, mich zu erpressen“, antwortete sie halb im Scherz. „Lies
sie ruhig, falls du sie ihr abluchsen kannst. Ich schlaf jetzt erst mal eine
Runde.“ Sie war so müde, sie konnte kaum noch gerade aus denken.
Maxi
legte den Brief auf das Fensterbrett und setzte sich zu Miri. Leise ein
Schlaflied summend, wachte sie über ihren Schützling. Kaja warf einen Blick auf
das Stück Papier. Trotz Miris Versicherung, es lesen zu dürfen, ließ sie es
liegen. Es war Miris Nachricht. Sie würde noch früh genug erfahren, was drin
stand. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und übte sich darin, den Geist zu
ignorieren.
Kapitel 22
24. Dezember 2012
Miri zog ihren
hochroten Kopf aus dem Ofen und strich sich eine vorwitzige Locke aus der
verschwitzten Stirn. Sie sollte sich bald wieder die Haare schneiden. In den
letzten paar Wochen war so viel passiert, dass sie gar nicht mehr daran gedacht
hatte.
„Macht doch
einen Schönheitstag.“
„Wer?“,
fragte Miri abwesend. Sie war in Gedanken ganz bei dem stattlichen Truthahn,
der bereits seit einer Stunde im Ofen vor sich hin brutzelte. Die Füllung aus
Äpfeln und Maroni hatte sie bereits gestern angefertigt und in sein Inneres
gestopft.
„Na, du
und deine Schwestern.“ Die Drachin warf einen prüfenden Blick auf Miris
Erscheinungsbild. „So findest du sicher keinen neuen Mann. Vielleicht ist es
ganz gut, dass du dich auf eine Briefromanze beschränkst.“
Miri
streckte erst ihrem Drachen die Zunge heraus, zugegebenermaßen kindisch aber
nötig, dann sah sie an sich hinunter. Sie musste zugeben, dass Maxi nicht ganz
Unrecht hatte. Die Kochschürze hatte schon bessere Tage gesehen, ihre Nägel
schon ewig keine Feile mehr, geschweige denn Nagellack, das mit den Haaren
hatte sie eben selber bemerkt. „Hm. Einmal schön machen bitte. Dann bekommen
die im Schönheitssalon einen Anfall und schicken mich zur Rundumerneuerung.“
Sie blickte auf.
Maxi
hatte sich auf den Herd gesetzt und ihren langen Hals vornüber gebeugt, um
einen Blick auf den großen Vogel zu werfen. Eigentlich sah es anatomisch
unmöglich aus, so wie sie da saß. Miri erwartete jeden Moment, dass das große
Untier nach vorne kippte. Nichts dergleichen geschah. Mit einer eleganten
Bewegung brachte Maxi ihren Kopf wieder in die Senkrechte. „Wenn ich ihn ein
wenig anhauchen dürfte, würde er bestimmt noch knuspriger
Weitere Kostenlose Bücher