Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
nicht, weshalb sich sein
Frauchen einen Winzling nach dem anderen anschaffte. So wie er das verstanden
hatte, sollte es ja bald noch einen Miri-Winzling geben. Angewidert begann er
sich in der sicheren Höhe des Fensterbretts zu putzen. Maxi setzte sich zu ihm.
Auch das noch. Er suchte bereits nach einer Fluchtmöglichkeit, als die Drachin
ihn ansprach.
„Entspann
dich. Ich fresse dich schon nicht.“
„Pah.
Als wenn ich Angst vor dir hätte“, konterte er großspurig.
Sie
ignorierte die Angeberei, die vermutlich sowieso der Wahrheit entsprach. Katzen
bildeten sich immer ein, größer, stärker und gefährlicher zu sein als alle
anderen. Ob es stimmte oder nicht.
„Ich
wollte dir nur die Geschichte eines kleinen Katers erzählen.“
Jetzt
spitzte Chili die Ohren. Eine Katzengeschichte? Das war ja ganz was Neues. Maxi
erzählte ihm Nepomuks Geschichte. Nur dass sie den kleinen Hund durch ein
kleines Kätzchen ersetzte. Chili war schockiert und voller Mitgefühl für das
kleine Ding.
„Und
jetzt? Kommt es auch zu uns?“ Insgeheim hoffte er, die kleine Katze würde bei
Sierra bleiben. Mitgefühl hin oder her. Das hier oben war sein Revier und
kleine Kätzchen würden irgendwann groß…
Der
Drache sah ihn an. „Nein“, sagte sie dann. „Du musst dir keine Sorgen machen.
Keine neue Katze auf dem Hof. Aber ein kleiner Hund. Der selbst ausgewachsen
höchstens ein Drittel von dir wiegen wird. Das war seine Geschichte.“
„Oh.“
Jetzt hatte ihn dieses geflügelte Untier tatsächlich ausgetrickst. Seine
Schwanzspitze zuckte. Aber gut. Mitleid hatte er schon mit dem Kleinen, Hund
hin oder her. Aus der Revierperspektive betrachtet war es vielleicht ganz gut,
dass es sich um einen Hund handelte. Immerhin waren die ziemlich dumm. Denen
konnte man leicht etwas vormachen. Er beschloss, den Winzling zu begrüßen. Wie
war noch der Name? Nepomuk? Mit einem Plumpsen sprang er auf den Boden.
Natürlich konnte er das auch lautlos. Wenn es nötig war. Jetzt war es eben
nicht nötig. Zielstrebig marschierte er auf Nepomuk zu, der sich unter Miris
Stuhl gerade eine Auszeit gönnte.
„Chili?
Benimm dich gefälligst“, warnte ihn sein Frauchen, die sich über seine
Absichten nicht ganz im Klaren war.
Nepomuk
versuchte sich mit einem Knurren, hörte aber wieder auf, als er merkte, dass
das große pelzige Tier nur an ihm schnuppern wollte. Vorsichtig reckte er seine
kleine Schnauze und schnupperte zurück.
„Willkommen
in der Familie, du Zwerg!“
„Ich
heiße Nepomuk.“
„Ich
weiß. Herzlich willkommen im Rudel. Pass gut auf Miri auf. Nerv nicht. Das sind
die Regeln hier.“ Mit diesen knappen Worten drehte sich der stattliche Kater
abrupt um und stolzierte zurück zum Fenster. Mit einem eleganten Sprung landete
er wieder auf dem Fensterbrett und äugte konzentriert in die Nacht hinaus.
Nepomuk,
sowieso schon völlig überwältigt von den Ereignissen des Tages, schlief nach
dieser Eröffnung auf der Stelle ein.
Behutsam
hob Miri ihn hoch. „Ich gehe dann auch mal ins Bett“, eröffnete sie ihren
Freunden.
„Jetzt
schon?“
„Ja,
jetzt schon. Das Ausbrüten macht wahnsinnig müde“, gab sie zu. „Ich brauche
deutlich mehr Schlaf als sonst. Auch wenn man noch gar nichts sieht.“ Sie legte
sich eine Hand auf den immer noch sehr flachen Bauch. Erst eine winzige Wölbung
war spürbar. Sie verabschiedete sich von allen. Auf dem Weg nach oben fiel ihr
ein, dass sie gehofft hatte, Mathias würde auch kommen. Das schien wieder
einmal nicht geklappt zu haben. Schade. Sie hatte sich schon so gefreut.
Besonders, seit sie in ihm ihre australische Bekanntschaft vermutete.
„Das
wären ein bisschen viele Zufälle auf einmal. Ich denke, du steigerst dich in
etwas rein. Deine Theorie erscheint mir ziemlich unwahrscheinlich.“
Na toll.
Jetzt musste sich Maxi einmischen. Die Stimme der Vernunft. Sie biss die Zähne
zusammen. Sie wusste, was sie wusste, dachte sie stur bei sich.
„Ach,
jetzt bist du schon so weit, dass du es weißt .“
Sie
ignorierte den Drachen. In ihrem Zimmer platzierte sie den Familienneuzugang in
seinem von Sierra gestifteten Körbchen. Wurde Zeit, dass ihr eigenes Zuhause
fertig gestellt wurde, überlegte sie. Ihr Zimmer platzte mit seinen Bewohnern
langsam aus allen Nähten.
Von Miri
unbemerkt war ein Auto auf den Hof gefahren. Mathias stieg aus und schaute zum
Haus hinüber. Im Wohnzimmer brannte noch Licht. Schön. Dann war er nicht
umsonst hier hochgefahren. Er warf einen Blick auf das
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