Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
oder einfach zu ihr
nach Hause geflogen war, um sich mit Chili zu streiten. Den letzten Teil des
Weges hatte ihr Fiesta nur unter einigem Stöhnen zurückgelegt. Sie konnte froh
sein, dass es noch nicht geschneit hatte. Das hätte ihr kleines Gefährt
definitiv nicht geschafft. Hinweisschilder wiesen zudem darauf hin, dass diese
Straße im Winter nicht geräumt wurde. Aus diesem Grund hatte Kaja ihren treuen
alten Peugeot kürzlich gegen einen fast genauso alten Jeep mit Vierradantrieb
eingetauscht. Kajas neues Zuhause lag auf dem Randen, einem plateauartigen
Höhenzug, der sich nördlich des Rheins auf Schweizer wie auch auf deutschem
Boden erhob. Der Hof selbst lag auf fast 700 Metern über Meer und bot einen
fantastischen Ausblick bis in die Alpen. Er gehörte an sich Sierras Eltern, die
ihn aber schon längere Zeit nicht mehr bewirtschafteten. Kaja hatte vor ein
paar Monaten für sich und ihr kleines Unternehmen ein neues Zuhause gesucht und
dank Sierras Vermittlung hier gefunden. Immer wenn Miri hierher kam, erfüllte
sie ein Gefühl der Ruhe. So auch heute. Kein Wunder, es war ziemlich am ‚Arsch
der Welt’. Aber schön. Vor dem Haus parkte neben Kajas Jeep ein weiteres, vom
Leben gezeichnetes Auto: Sierras alter Ford Explorer. Gut, alle da, dann wollen
wir mal, sprach sie sich selber Mut zu und trat ein.
„Hallo
zusammen“, begrüßte sie die beiden Freundinnen und kraulte gleichzeitig Zorro,
der sie stürmisch willkommen hieß, beide Ohren.
„Hallo
du, alles gut bei dir?“ Kaja und Sierra freuten sich offensichtlich, Miri zu
sehen. Sie saßen in der Küche vor dem alten, mit Holz befeuerten Herd, in der
Hand je einen duftenden Kräutertee. Seit Kaja die Entscheidung getroffen hatte,
in die Fußstapfen ihrer Großmutter zu treten, hatte sie aufgehört, sich gegen
das alte Kräuterwissen zu wehren und stürzte sich seither mit großem
Enthusiasmus in die Arbeit, begierig darauf, möglichst viel über die heilende
und unterstützende Wirkung von Pflanzen und ihren ätherischen Ölen zu lernen.
Als frischgebackene Geschäftsfrau wollte sie natürlich auch aus erster Hand
wissen, ob die Dinge ihre erwartete Wirkung zeigten, weshalb Miri und Sierra
oft als Versuchskaninchen herhalten mussten. Miri störte das nicht,
interessierte sie sich doch selber für solche Dinge, auch wenn sie lange nicht
so viel darüber wusste wie Kaja. Bei Sierra sah die Sachlage ein wenig anders
aus. So lange ein Kraut half, ein Pferdebein wieder heile zu machen oder einen
verstimmten Hundemagen zu beruhigen, kannte sie es wahrscheinlich und wusste
auch, wie es anzuwenden war. Für sich selber hielt sie solche Dinge für höchst
unnötig. Miri hängte ihre Jacke an einem von den von ihr selbst gefertigten
Haken auf, die sie Kaja zur Wohnungseinweihung geschenkt hatte. Diesmal
handelte es sich um kleine detailgetreue Grizzlies, die man erst erkannte, wenn
man genau hinsah.
„Ja,
soweit ist alles gut bei mir“, antwortete sie den beiden erst mal ausweichend
und nahm dankbar eine Tasse Tee entgegen. Es blies heute ein ziemlich kalter
Wind. Kein Wunder, es war schließlich schon Ende November. Das Herumstehen auf
dem Markt hatte sie regelrecht ausgekühlt und die Fahrt in ihrem alten Auto
hatte sie nicht aufwärmen können. Sie setzte sich zu den beiden an den Tisch,
während es sich Zorro zu Kajas Füssen bequem machte. In kürzester Zeit war ein
lebhaftes Gespräch im Gange. Miri erzählte von ihren Eindrücken auf dem Markt
in Schaffhausen, ihren Bekanntschaften mit den Marktfahrern und was sie dabei
in Erfahrung gebracht hatte.
„Ich
habe die Telefonnummer von der Frau bekommen, die diesen Markt organisiert. Du
sollst dich einfach telefonisch bei ihr melden und mit ihr die Details wie
freie Standplätze und die Höhe der Platzmiete besprechen. Newcomern gegenüber
kann sie wohl etwas schwierig sein. Was aber helfen sollte, ist, dass du aus
der Region kommst, Pluspunkt eins. Und Pluspunkt zwei ist die Tatsache, dass es
sich um ein Jungunternehmen handelt – darüber freut sich wohl die
Standortförderung des Kantons Schaffhausen immer – und du zudem mit deinem
Kleinunternehmen eine Familientradition weiterführst.“
„Das
klingt sehr viel versprechend. Auf diesen Markt zu gehen könnte ich mir sogar
vorstellen. Gerade wegen des regionalen Bezugs. Dann besteht auch immer die
Möglichkeit, dass Freunde und Bekannte vorbei kommen. In fremden Städten kann
der Tag ganz schön lang werden, wenn man so gar niemanden kennt. Ich
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