Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Typ aufgetaucht ist. Ich weiß noch
genau, welches Stück gerade gespielt hat, als er mich angesprochen hat. Fly
Away von Lenny Kravitz “, fügte sie träumerisch hinzu.
„Weiter
im Text“, erinnerte sie Sierra, da Miri offenbar in einem Paralleluniversum gelandet
war.
„Er
sah aus wie Crocodile Dundee in jungen Jahren. Auf jeden Fall was die Kleidung
anging. Auf
dem Kopf trug er einen australischen Lederhut, dessen Kinnriemen lose bis auf
seine Brust hing. Dazu passend eine Lederweste über einem verwaschenen Hemd,
das in engen Jeans steckte. Feste Arbeitsschuhe an den Füssen, ebenfalls aus
Leder.“ Miri merkte selbst, wie sie ins Schwärmen geriet.
„Wie hat
er denn sonst so ausgesehen. Abgesehen von der Kleidung, meine ich“, wollte
Kaja wissen. „Und war er Australier?“
„Er
lebte wohl lange in Australien. Zum Aussehen sage ich nur so viel: strahlend
blaue Augen, umrahmt von dunkelblonden Haarsträhnen, die ihm nachlässig in die
Stirn fielen. Muskulöse Unterarme“, sie seufzte, „ich liebe schöne Unterarme.“
Die beiden anderen nickten zustimmend. „Schmale Hüften, muskulöse Oberschenkel,
noch mehr Details?“
„Nein,
nein“, wehrte Kaja lachend ab. „Ich kann ihn mir bildlich vorstellen. Und wenn
ich dir noch länger beim Schwärmen zuhören und beim Sabbern zusehen muss, buche
ich vielleicht versehentlich einen früheren Rückflug für Tim“, schloss sie
augenzwinkernd.
Sierra
war bei den letzten Sätzen plötzlich hellhörig geworden. Einen Moment lang
hatte sie doch tatsächlich das Gefühl gehabt, Miri spreche von Mathias, ihrem
Bruder. Belustigt schalt sie sich innerlich für diese absurde Idee und
konzentrierte sie sich wieder auf Miri.
„Und was
passierte dann?“
„ Langer Rede
kurzer Sinn, wir sind zusammen im Bett gelandet. Und haben zusammen die ganze
Nacht verbracht.“
„Klingt
doch alles wunderbar! Oder gibt es noch ein unschönes Ende?“
„Nein,
im Gegenteil. Am Morgen war er zwar weg, hat mir aber extra eine Nachricht
hinterlassen. Sehr nett geschrieben, inklusive seiner Nummer. Was mich sehr
gefreut hat. Normalerweise hinterlassen mir meine nächtlichen Bekanntschaften
keine Abschiedsgrüße. Schon gar nicht inklusive Kontaktdetails. Allerdings habe
ich nicht weiter darauf geachtet, da für mich diese Nacht diese Nacht war und
ich mir eigentlich vorgenommen hatte, es zumindest für eine Weile mit
Männerabstinenz zu versuchen und meine Freundschaft zu euch zu vertiefen. Das
hat ja auch sehr gut geklappt. So gut, dass ich jetzt schwanger bin und keine
Ahnung habe, wie ich den Vater aufspüren soll.“
„Wieso
denn nicht, ruf ihn doch einfach an“, kam von der wie immer sehr pragmatischen
Sierra.
„Tja,
so wie es aussieht, habe ich den Zettel nicht mehr… Ich muss ihn verloren
haben. Bewusst weggeworfen habe ich ihn sicher nicht. Aber auffindbar ist er
eben auch nicht mehr.“ Wieder komplett ernüchtert schaute sie ihre Freundinnen
an. „Jetzt kennt ihr die Geschichte. Ich bin aus allen Wolken gefallen und weiß
beim besten Willen nicht, was ich jetzt machen soll. Was die Frage angeht, wie
sicher ich mir mit der Schwangerschaft bin: ziemlich sicher. Klar, bei der
Ärztin war ich noch nicht, aber der Test war positiv. Und es passt zu meinem
Gefühl.“ Sie rechnete es ihren Drachenschwestern hoch an, dass sie nicht ins
selbe Horn stießen wie Maxi und einen Vortrag über Verhütungsmethoden
starteten.
„Oh!“
Dieser Kommentar kam von Kaja.
„Das
ist tatsächlich jetzt ein wenig ungünstig“, meinte auch Sierra.
„Und
wenn du Simon beauftragst, ihn zu suchen, so wie wir es bei Sierra gemacht
haben?“
Von
Sierras Seite kam ein abfälliges Schnauben. Sie und Simon waren einander nicht
gerade gut gesinnt. „Und wonach soll er suchen? ‚Jugendliche Crocodile
Dundee-Ausgabe gesucht, australischer Akzent erwünscht? Vielleicht auf
Durchreise, vielleicht aber auch nicht’? Also ehrlich. Ich denke nicht, dass
das realistisch ist. Ein paar Details mehr braucht auch Wunderkind Simon.“
„Vielen
Dank auch für die aufmunternden Worte“, murmelte Miri sarkastisch.
„Tut
mir leid, aber aufmunternde Worte werden deine Probleme nicht lösen.“
Miri
und Kaja schwiegen. Was wollten sie auch sagen. Wenn auch etwas undiplomatisch
formuliert, im Endeffekt hatte Sierra recht. Nach einigen Sekunden brach Kaja
das Schweigen.
„Und
was machst du jetzt?“
Hilflos
hob Miri die Schultern. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich fühle mich
ziemlich
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