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Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)

Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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geflügelte
Freundin.
    Überredet
biss sie hinein und begann zu kauen. Es war tatsächlich nicht so schlecht. Ihr
Magen schien auch nichts dagegen zu haben. Während sie langsam weiter aß,
beobachtete Maxi sie besorgt.
    „Was
war das denn eben? Sein normales Verhalten?“
    „Ich
weiß es nicht. Er neigt schon dazu, auszurasten. Bis jetzt hat er sich aber
immer aufs Schreien beschränkt. So angegriffen hat er mich noch nie. Vielleicht
hatte er einfach einen schlechten Tag“, fügte sie nach einer Weile hinzu.
    Maxi
schnaubte ungläubig. „Einen schlechten Tag. Das ist wohl nicht dein Ernst! Was
hat ihn denn so aufgebracht?“
    Miri
schluckte den letzten Bissen Brötchen hinunter. Etwas zu essen war tatsächlich
eine gute Idee gewesen. „Er hat die Quittung aus der Apotheke gefunden. Ich
hatte den Schwangerschaftstest am Freitagmorgen vor der Arbeit gekauft und ihn
mit zur Arbeit genommen. Irgendwann habe ich die Ungewissheit nicht mehr
ausgehalten und bin nach Hause gegangen. Dabei muss mir der Kassenzettel aus
der Tasche gefallen sein. Er hat sie offenbar gefunden und seine Schlüsse
gezogen.“
    „Mir
scheint, der Herr lebt ein wenig an seiner Zeit vorbei. Schließlich schreiben
wir das 21. Jahrhundert“, bemerkte Maxi mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Wem
sagst du das. Ich weiß das, du weißt das. Nur er hat das Memo wohl nicht
gekriegt.“
    „Geht
es dir jetzt etwas besser?“
    „Ja.
Du hattest recht mit dem Blutzucker.“
    Maxi
konnte sich ein selbstgefälliges Lächeln nicht verkneifen. Miri hatte es auch
gesehen. „Soll ich dir auf die Schultern klopfen oder kümmerst du dich gleich
selbst darum?“, fragte sie ihre Freundin gutmütig, worauf diese in lautes
Gelächter ausbrach. Verstohlen sah sich Miri um. Es waren einige Passanten
unterwegs, den Drachen nicht bemerkend. Wirklich unglaublich. „Komm, lass uns
gehen, immerhin haben wir einen freien Tag vor uns.“ Und viele weitere freie
Tage, fügte sie im Stillen hinzu. Schnell unterdrückte sie ihre neu aufkeimende
Panik und hängte sich bei Maxi ein.
    „Wir
gehen am See spazieren und füttern die Enten mit unserem Brot.“
    „Sollte
das Brot nicht hart sein?“, erkundigte sich die Drachin, die sich an unzählige
solcherart verbrachte Nachmittage mit Klein-Miri erinnerte. Zweifelnd blickte
sie auf die Tüte der Bäckerei.
    „Doch,
schon. Aber ich geh mal davon aus, dass die Enten das dieses eine Mal schon
überstehen.“ Miri zuckte mit den Schultern. „Ein Spaziergang würde mir gut tun.
Dir auch.“ Herausfordernd blickte sie ihre Drachenfreundin an. „Ich will nicht
gleich wieder nach Hause. Ich brauche ein wenig Ablenkung.
    Maxi,
die merkte, wenn sie auf verlorenem Posten stand, gab nach. „Also gut. Wo geht’s
lang?“
    Spontan
umarmte Miri sie. „Danke. Du bist die Beste. Ich bin wirklich froh, dass du bei
der hässlichen Szene vorhin dabei warst. Ich bin mir nicht sicher, wie das ohne
deine Unterstützung ausgegangen wäre.“
    „Dafür
sind Drachen doch da“, brummte Maxi gerührt und tätschelte ihr den Rücken.
    „Vielleicht.
Trotzdem danke!“
    Nach
einem viertelstündigen Fußmarsch erreichten sie den Zürichsee.
    „Wurde
aber auch Zeit“, schimpfte die Drachin leise. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah
Miri zu ihr hinüber. „Schon müde? Das kommt vom vielen Fliegen. Das ist deiner
Kondition abträglich.“
    „Schon
gut. Solche Sprüche würde ich auch klopfen, wenn ich keine Flügel hätte“, gab
sie hoheitsvoll zurück.
    Miri
schüttelte den Kopf, streckte die Arme aus und sog tief die kalte Winterluft
ein. Es roch nach kommendem Schnee, nach Algen und ein wenig nach totem Fisch.
Nicht unangenehm, sondern vertraut. Rhythmisch schlugen die Wellen an die
Ufersteine. Im Sommer mied sie den See. Es waren ihr dann immer zu viele Leute
dort. Im Winter war das eine ganz andere Sache. Gerade an bewölkten Wintertagen
verirrten sich nur wenige Menschen ans Seeufer. Sie hatte allerdings noch nie
darauf geachtet, welche Menschen wie sie dem unfreundlichen Wetter trotzten und
sich hier her wagten. Heute hingegen sprang es ihr geradezu ins Auge.
Hochschwangere Frauen, dick eingepackt, Michelin-Männchen ähnlich. Mütter mit
Kinderwagen. Mütter mit ihren Kleinkindern beim Enten füttern. Naja, vereinzelt
waren wohl auch Großeltern unterwegs. In ihrem Hirn überstürzten sich die
panischen Gedanken geradezu. Immerhin. Offensichtlich besaß sie wenigstens eine
erforderliche mütterliche Eigenschaft, stellte sie zynisch fest.

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