Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
mit der Verlegenheitsphase meiner
Teenagerzeit verlassen. Wenn ich etwas im Bereich Theater machen würde, wäre es
wohl eher hinter den Kulissen. Zum Beispiel Bühnenbilder herstellen. Das mache
ich im Prinzip im kleinen Rahmen nebenbei. Ich habe schon öfter für Bekannte
Wohnungen eingerichtet. Oder mit meinen Bastelarbeiten verschönert. Oder
verunziert. Wie man’s nimmt.“
„Das
sind schon kleine Kunstwerke, die du da machst“, korrigierte Maxi sie sanft.
„Ich habe mir den Drachen mal genauer angesehen. Der, nebenbei bemerkt, gar
nicht diese unbequeme Haltung innehat, wie ich sie einnehmen musste.“ Sie warf
ihrer Menschenfreundin einen finsteren Blick zu.
Miri
grinste. „Das ist dir aufgefallen, wie?“
„Klar!
Das wäre dir auch aufgefallen, wenn du stundenlang so dagesessen wärst“,
entrüstete sie sich.
„Tja,
weißt du, euch Drachen muss man ab und zu ein wenig ärgern, sonst passt ihr
nicht mehr in die Wohnung rein vor lauter Wichtigkeit. Wir sind übrigens gleich
da.“ Sie bogen in Miris Straße ein. Als sie nur noch ein paar Meter vom
Hauseingang entfernt waren, sprang ihnen ein großer Hund entgegen und eine
Frau, die an der Mauer gelehnt hatte, stieß sich von dort ab und fing an in
ihre Richtung zu gehen.
„Zorro,
was machst du denn hier? Ist dein Frauchen auch in der Nähe?“, begrüßte Miri
den Hund und tätschelte ihm die Flanken. Den Drachen ignorierte er
geflissentlich. Er hatte keine große Lust sich mit einem neuen Exemplar dieser
Gattung auseinander zu setzen. In der Zwischenzeit hatte sich auch Kaja zu
ihnen gesellt. Miri fiel ihr um den Hals. „Kaja, das ist aber eine
Überraschung. Mit dir habe ich jetzt gar nicht gerechnet.“
„Das
kann ich mir vorstellen“, antwortete Kaja lapidar mit einem bedeutungsschweren
Seitenblick auf den violett-pinken Drachen an der Seite ihrer Freundin. Sie
leinte Zorro an, bevor er ihr entwischen konnte um das umliegende Quartier
unsicher zu machen. „Ist das eine neuere Entwicklung?“, wollte sie wissen.
„Ähm,
ja sozusagen. Seit ein paar Tagen.“
Kaja
lachte. „Ist schon gut. Ich kenne das Gefühl. Als du mir offenbart hast, du
könntest Lance sehen, habe ich ihn auch erst mal zu Hause gelassen. Ich verstehe
dich nur zu gut. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, weshalb Lance am Samstag so aus
dem Häuschen war und wie ein Spürhund rumgestöbert hat.“
„Das
ist Maxi, meine Drachenfreundin aus Kindheitstagen. Ich hatte dir von ihr
erzählt.“
„Ja,
ich erinnere mich.“ Sie begrüßte Maxi, die die ganze Zeit geduldig gewartet
hatte.
„Sag
mal, wollen wir zu mir hochgehen? Dann kannst du mir dort erzählen, was du hier
machst.“ Kaja nickte zustimmend. Zusammen legten sie die wenigen Meter zu dem
alten Wohnhaus zurück, in dem sich Miris Wohnung befand. Im vierten Stock
angekommen, verzog sich Chili unmittelbar nach ihrer Ankunft auf den
Dachvorsprung vor dem Fenster. Ein Drache, ein Hund und zwei Menschen, dafür
war einfach nicht genug Platz, zumindest nach der Meinung des Katers. Miri
verschwand erst einmal im Badezimmer, um sich ihre Jogginghosen anzuziehen. Und
ein T-Shirt statt der drei Schichten, die sie heute früh gegen die morgendliche
Kälte angezogen hatte. Seltsam, sie neigte eigentlich nicht zu plötzlichen
Hitzewallungen. Wahrscheinlich lag es an dem strammen Gehtempo, das sie auf dem
Nachhauseweg angeschlagen hatte. Oder an dem neuen Mitbewohner ihres Körpers,
fiel ihr plötzlich ein.
In
der Zwischenzeit beäugten sich Kaja und Maxi im Wohnzimmer kritisch. Nach einiger
Zeit brach Kaja das Schweigen. Sie wusste aus Erfahrung mit ihrem eigenen
Drachen, dass deren Geduld unermesslich sein konnte, wenn es die Situation
erforderte.
„Du
bist also Miris Drache?“
„Sieht
so ganz so aus.“
„Und
wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?“
„Das
ist eine Sache zwischen Miri und mir.“
„Ein
Geheimnis also.“
„Nein,
nicht unbedingt ein Geheimnis. Aber Miris Geschichte. Du musst sie schon selber
fragen, wenn du es genauer wissen willst.“
Langsam
war Kaja doch leicht irritiert von den kryptischen Antworten des Drachen. „Das
werde ich auch, keine Angst. Ich bin sicher, sie wird es mir auch erzählen. Wir
sind Freundinnen. Die sich Dinge erzählen. Und einander helfen“, schloss sie
spitz.
„Ich
bin sehr froh, hat sie euch gefunden. Vor allem, weil ich nicht da sein
konnte.“
„Nicht
konntest oder nicht wolltest?“ Herausfordernd blickte sie Maxi an. Sie wusste
eigentlich selber nicht,
Weitere Kostenlose Bücher