Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
wieder
von der Tür weg.
Innerhalb
von Sekunden öffnete sich die Tür und eine ältlich wirkende Frau trat heraus.
Die farb- und formlose Kleidung passte zu ihrem schütteren, von grauen Strähnen
durchzogenen Haar, welches sie in einem straffen Knoten zurück gebunden hatte.
Sie musste tatsächlich gleich hinter dem Eingang gewartet haben.
„Hallo
Greta.“
„Hallo.
Was willst du hier?“ In ihrer Stimme war weder Ablehnung noch ein Willkommen zu
hören. Jegliche Emotionen fehlten.
Den
schlechten Vorahnungen zum Trotz war Miri jetzt doch ein wenig überrascht über
diese abweisende Frage.
„Dich
besuchen. Und dich etwas fragen. Dürfen wir…“, Miri fing sich gerade noch, „äh,
darf ich reinkommen?“
„Ich
habe dir nichts mehr zu sagen. Paul hat mich bereits informiert über dein
sündiges Verhalten. Es ist besser, wenn du gehst.“
„Das
meinst du jetzt nicht ernst.“ Miri konnte nicht fassen was sie da hörte.
Sicher, ihr Verhältnis zu Greta und vor allem zu Paul war immer schwierig
gewesen. Aber es war die einzige Familie, die sie kannte.
„Es
ist besser, wenn du gehst“, wiederholte die ältere Frau stur, ihr Gesicht
völlig ausdruckslos. Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich auf dem
Absatz um und ging wieder ins Haus. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte,
hörte man, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.
Kapitel 7
Etwas
verdattert starrte Miri noch einige Sekunden auf die geschlossene Tür. Dann
drehte sie sich mutlos um und ging den Weg zurück, den sie gekommen war, in
Richtung Straßenbahn-Haltestelle.
„Alles
gut?“, fragte Maxi fürsorglich.
Miri
lief immer schneller. Was für eine Frage. „Natürlich nicht. Nichts ist gut. Wie
auch. Schwanger, Kindsvater sozusagen unbekannt, Job weg, meine jämmerliche
Familie wie es scheint, ist auch weg…“ Wütend wischte sich Miri die Tränen aus
den Augen und zog die Nase hoch, während sie in riesen Schritten voran
marschierte.
„Äh,
sind wir jetzt an der Haltestelle nicht schon vorbei?“, erkundigte sich Maxi
vorsichtig.
„Doch.
Aber ich kann mich schlecht so unter die Leute mischen. Heulend, mit laufender
Nase und einem drohenden Nervenzusammenbruch! Und ich will nichts hören, von
wegen anstrengend. Wenn du nicht mithalten kannst, flieg meinetwegen. Oder nimm
auf meiner Schulter Platz.“
Wohlweislich
verzichtete Maxi darauf, irgendetwas auf diesen letzten Ausbruch zu erwidern.
Im Grunde war sie froh, dass ihr Schützling mit Wut reagierte. Wut war
Mutlosigkeit bei weitem vorzuziehen. Außerdem musste sie selbst die Ereignisse
des heutigen Tages erst einmal verdauen. Mit Grauen dachte sie daran, dass ihre
Miri bei diesen Leuten aufgewachsen war. Wenn doch nur… Aber durch
wenn-wenn-wenn-Sätze ließ sich die Vergangenheit auch nicht ändern. Sie beeilte
sich, mit Miri Schritt zu halten, die ein ziemliches Tempo an den Tag legte. Da
ihr Orientierungssinn am Boden nicht der beste war, beschloss sie nach einer
Viertelstunde doch einmal nachzufragen, wohin sie eigentlich unterwegs waren.
„Nach
Hause“, lautete die knappe Antwort.
Die
Versuchung war groß, einfach voraus zu fliegen. Aber Maxi unterdrückte das
Bedürfnis erfolgreich und begleitete Miri solidarisch zu Fuß. „Ich würde dich
ja gerne nach Hause fliegen“, versuchte sie die Stimmung ein wenig
aufzulockern. „Aber ehrlich gesagt, trau ich mich nicht. Stell dir vor, ich
habe nicht genug Energiereserven und lasse dich mitten in der Luft fallen.“
„Wär
vielleicht nicht das schlechteste“, murmelte Miri vor sich hin und kickte
wütend einen Kieselstein vor sich her.
Maxi
verdrehte die Augen. Ihre Kleine hatte schon immer ein wenig den Hang zur
Melodramatik gehabt.
„Was
ist eigentlich aus deinem Plan, Schauspielerin zu werden, geworden?“
„Ich
bin erwachsen geworden“, antwortete Miri kurz angebunden.
„Wie
meinst du das?“
„Na,
wie wohl.“ Jetzt klang ihre Stimme wieder ungeduldig. Zufrieden mit dem
Resultat wartete die Drachin den Rest der Erklärung ab. „Ich hatte einfach
keine Lust, mich in die Reihe der brotlosen Künstler einzureihen. Bücher hatte
ich schon immer gemocht und tata, mein Onkel hatte ja eine Buchhandlung.“
„Wo
du jetzt ganz dick verdienst und dir alles leisten kannst und total zufrieden
bist. Lagermitarbeiterin war ohnehin schon immer dein Traum“, folgerte Maxi
ironisch.
Jetzt
zuckten Miris Mundwinkel doch. „Nicht ganz. Nein, wenn ich ehrlich bin, hat
mich mein Faible für Schauspielerei
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