Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
weshalb sie diesen wunderschönen Drachen so ins
Kreuzverhör nahm. Im Grunde genommen ging es sie ja nichts an. Sie erinnerte
sich jedoch noch gut an Miris wehmütigen Blick, als sie ihr das erste Mal von
ihrer Drachenfreundin aus Kindheitstagen erzählt hatte. Dieses Bild ließ sie
einfach nicht mehr los.
„Du
bist sehr loyal. Miri kann sich glücklich schätzen, dich zur Freundin zu
haben.“
„Das
gilt umgekehrt genauso.“
„Natürlich.
Das ist mir bewusst.“ Die Drachin lächelte nachsichtig und ließ dabei die
Spitzen ihrer zahlreichen messerscharfen Zähne sehen.
Was
tue ich da eigentlich? dachte Kaja, die sich plötzlich etwas unbehaglich
fühlte. Nur weil ich es mit einem Drachen in meinem Leben zu tun hatte, bilde
ich mir ein, ich würde alles über diese Spezies wissen. War ja gut möglich,
dass dieser hier gerne Frauen, die nervige Fragen stellten, zum Nachmittagstee
verspeiste.
„Keine
Angst, ich fresse dich nicht.“ Jetzt klang sie eindeutig amüsiert. Kaja wurde
rot. Jetzt war ihr auch noch ein völliger Anfängerfehler unterlaufen, nämlich
laut zu denken. Na ja, laut für Drachen zumindest.
„Weil
ich deine Hartnäckigkeit, mit der du Miris Interessen verfolgst, schätze,
beantworte ich deine letzte Frage. Ich konnte nicht bei Miri bleiben. Auf jeden
Fall nicht ohne gravierende Konsequenzen für beide Seiten.“ Sie zuckte mit den
Schultern. Ihre violett schillernden Flügel raschelten leise. „Ich habe das
gemacht, was ich für das Beste hielt.“ Sie machte eine kleine Pause. „Wenn wir
schon über abwesende Drachen sprechen – wo ist denn deiner? So wie ich das
verstanden habe, begleitet dich auch seit einiger Zeit ein Drache. Wie hieß er
nochmal?“
„Äh,
Lance heißt er. Er ist ja nicht mein Kindermädchen. Zudem ist er im Moment mehr
mein Teilzeitdrache.“
„Aha.“
„Nichts
aha. Das ist so zwischen uns abgesprochen. Was von dir und Miris Trennung nicht
behaupten kannst.“ Oje. Jetzt war ihr Mund mal wieder schneller gewesen als das
Hirn. Zum Glück kam in diesem Moment Miri endlich aus dem Badezimmer und
zerstreute die Spannung zwischen den beiden.
„Willst
du was trinken?“, fragte sie Kaja.
„Ja,
gerne. Hast du Kaffee?“
„Für
mich auch“, mischte sich Maxi eifrig ein, jetzt wieder völlig entspannt.
Miri
grinste. „Klar. Ich bin auch selber schuld, habe ich euch doch beide mit diesem
leckeren hawaiianischen Kona-Kaffee bekannt gemacht.“ Sie drehte sich um, um in
die Küche zu gehen.
„Lass
mal“, warf Kaja hastig ein. „Ich mache das schon. Du siehst ziemlich fertig
aus.“ Auf keinen Fall wollte sie schon wieder mit diesem fremden Drachen
alleine im Wohnzimmer sitzen und sich um Kopf und Kragen reden.
„Bist
du sicher? Ich hätte tatsächlich nichts dagegen, mich für einen Moment
hinzusetzen. Für mich allerdings lieber keinen Kaffee. Lieber ein Glas Wasser,
ich habe solchen Durst.“
Verwundert
zogen Kaja und Maxi unisono eine Augenbraue hoch. „Was ist?“, fragte Miri
irritiert.
„Nichts“,
gab Kaja zurück. „Ist bis jetzt nur noch nie vorgekommen, dass du eine
Kaffeepause auslässt.“
„Tja,
scheint, als wäre im Moment einiges anders, ob ich will oder nicht“, antwortete
Miri etwas pampig.
Kaja
beschloss, nicht weiter auf dem Thema herumzureiten und beeilte sich, in die
Küche zu kommen. Als erstes füllte sie ein großes Glas mit frischem
Leitungswasser und brachte es Miri. Sie nahm es dankbar entgegen und leerte es
in einem Zug. Dann reichte sie es Kaja zurück und bat sie, es gleich nochmals
aufzufüllen.
„Du
kannst aber ruhig erst den Kaffee aufsetzen. Mein erster Durst ist gelöscht.“
Miri lehnte sich auf dem Sofa zurück und kuschelte sich an Maxis warmen
Drachenbauch. „Ich bin völlig geschafft. War ein bisschen viel heute“, murmelte
sie.
Statt
einer Antwort fing der Drache an zu summen und legte eine Pranke um ihre
Schulter. Als Kaja mit einem Tablett und den Getränken zurückkam, schreckte sie
hoch.
„Jetzt
wäre ich doch beinahe eingedöst.“ Müde rieb sie sich die Augen. „Du hast ja
Muffins mitgebracht. Schau, Maxi, sie hat Muffins mitgebracht.“
„Ist
das gut?“, fragte Maxi.
„Ob
es für dich gut ist, weiß ich nicht. Für mich auf jeden Fall. Kaja bäckt sie
selber und sie sind total toll. Gemacht aus einem Teig aus Sauermilch und Crème
Fraîche, gefüllt mit einem zartschmelzenden Inneren, eigentlich ein
Schokoladentruffe im Teigmantel“, schwärmte Miri.
Zögerlich
nahm sich die
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