Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
daran hindern, es loszuwerden“, neckte Miri sie.
Pikiert
reckte Maxi ihr violett schillerndes Kinn und ließ kurz ihre Fänge aufblitzen.
Als das nicht den gewünschten Erfolg zeigte, beschloss sie, ein anderes Mal
beleidigt zu sein und fuhr fort: „Die Chinesen haben das gleiche Schriftzeichen
für das Wort Krise wie auch für das Wort Chance. Alles eine Frage der
Perspektive.“
„Das
ist jetzt nicht dein Ernst“, brauste Miri auf. „Ich muss nur mein Glas als
halbvoll betrachten und alles wird gut?!“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
Kaja
hielt sich wohlweislich raus aus der Diskussion. Im letzten halben Jahr hatte
sie etliche solcher Gespräche mit Lance geführt. Sie konnte sich noch gut daran
erinnern, wie sie jeweils auf solche Drachenweisheiten reagiert hatte.
Maxi
ließ derweil nicht locker. „Lass mich doch erst mal ausreden.“
„Also,
dann rede schon.“ Miri klang nicht sehr aufnahmebereit. Verständlich nach einem
Tag wie diesem.
Maxi
ließ sich davon nicht beirren. Sie kannte das aufbrausende Temperament ihres
normalerweise sehr umgänglichen Schützlings von früher. „Es geht nicht darum,
die Krise selbst toll zu finden.“
„Da
bin ich aber beruhigt.“ Miri schnaubte.
„Hörst
du mir jetzt zu oder nicht?“ Offensichtlich hatte auch Drachengeduld seine
Grenzen. Miri zuckte mit den Schultern.
Maxi
setzte noch einmal an. „Nimm als Beispiel deinen Job.“
„Ja,
was ist mit dem?“
„Richtig
zufrieden warst du in letzter Zeit nicht damit, oder?“
„Schon“,
gab sie widerstrebend zu. „Meine Wohnung und so weiter bezahlen muss ich
trotzdem.“
„Das
ist richtig“, stimmte ihr die Drachin zu. „Aber“, sie legte eine
bedeutungsvolle Pause ein, „aber der Job bei deinem Onkel ist nicht die einzige
Möglichkeit Geld zu verdienen.“
„Das
vielleicht nicht. Aber es war halt ein sicherer Job.“
„Mit
der Betonung auf dem Wörtchen war …“, erwiderte Maxi trocken.
Miri
wollte schon zu einer scharfen Entgegnung ansetzen. Das blöde war nur, dass ihr
beim besten Willen keine schlagfertige Antwort einfallen wollte. So unangenehm
es war, zumindest bis hierhin lag ihr Drache richtig. Total ätzend. Sie rieb
sich ihre müden Augen. „Okay, bis hier hin kann ich dir folgen. Nur löst das
aus praktischer Sicht mein Arbeitsproblem nicht.“
An
dieser Stelle räusperte sich Kaja jetzt doch. „So ganz stimmt das nicht. Wir
haben schon mehrmals über die Möglichkeiten gesprochen, wie du mit deiner Kunst
und deinem Talent Geld verdienen könntest.“
Miri
spuckte beinahe den Tee, den sie gerade trank, wieder aus, weil sie hysterisch
kichern musste. „Dann aber nur mit dir als PR-Managerin. Wenn du es sagst, kann
ich es sogar fast selber glauben.“
Kaja
klopfte ungeduldig auf den Tisch. „Hör doch mal für fünf Minuten auf, das vor
dich herzubeten, was dir dein Onkel und deine Tante offenbar eingebläut haben
und versuche, die Dinge die du herstellst oder die Räume, die du einrichtest,
von außen zu betrachten. Also ehrlich!“
Amüsiert
betrachtete Maxi den Schlagabtausch zwischen den beiden. Es sprach für eine
solide Freundschaft, dass sie sich so direkt die Meinung sagten. Unbemerkt von
den beiden gelang es ihr, einen Klecks Sauce zu stibitzen. Mmh. Lecker. Sie
wollte schon eine zweite Kostprobe nehmen, als sie merkte, dass Miri sie scharf
aus dem Augenwinkel beobachtete. Mist. Sie fing an, ein Lied zu pfeifen und tat
so, als würde sie ihre Krallen konzentriert betrachten.
„Du
bist so was von durchschaubar, Maxi.“
„Ich,
wieso?“
Miri
zog nur eine Augenbraue hoch und schaute demonstrativ auf den Topf auf dem
Herd.
„Ich
verstehe ja, dass du froh um die Ablenkung bist“, mischte sich Kaja ein. „Aber
wir waren gerade dabei, deine beruflichen Möglichkeiten auszuloten. Ich denke,
das ist wichtiger als ein saucenklauender Drache.“
„Also,
ich muss doch sehr bitten.“
Kaja
unterbrach sie. „Wer jetzt nascht, kriegt einfach nachher keine Lasagne, oder?“
Unterstützung suchend sah sie zu Miri hinüber. Die nickte.
Mit
einem „ist ja gut“ kapitulierte Maxi und hob beide Hände.
Bedauernd
wandte sich Miri wieder Kaja zu. Mit einem Drachen zu meutern war definitiv
leichter, als sich mit dem eigenen chaotischen Leben auseinander zu setzen.
„Also gut, lass hören. Ich werde versuchen, deine Vorschläge objektiv zu
betrachten.“
„Du
hast am Samstag selbst gesehen, dass es zum Beispiel auf diesen Kunstmärkten, von
denen viele in der
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