Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Dramaqueen…
„Siehst
du, sogar du bist gegen mich“, jammerte Miri.
Der
Drache riss das Lenkrad herum und hielt mit quietschenden Reifen am Straßenrand
an. Zum Glück hatte sie den längeren Weg übers Land gewählt und sich gegen die
Autobahn entschieden. Miri schaute entgeistert ihren Drachen an, der kurz vor
der Explosion zu stehen schien. Zumindest den kleinen Flammen nach zu
schließen, die zwischen ihren Fängen züngelten, und dem schwarzen Rauch, der
sich im Auto sammelte. „So Madam. Scheint so, als müsste auch ich mal Klartext
reden mit dir. Du hattest mich schon beinahe überzeugt davon, dass du jetzt
erwachsen bist und so.“
Jetzt
wurde Miri auch wütend. „Das ist auch so. Bild dir nur nicht ein, du könntest
mir Vorschriften machen!“
„Das
vielleicht nicht. Aber dir meine Meinung sagen kann ich sehr wohl. Erwachsen
sein drückt sich nicht hauptsächlich über das Alter aus. Sondern über das Verhalten,
das man an den Tag legt. Nur damit du’s weißt, deines wirkt gerade nicht sehr
erwachsen!“
„Aber…“
„Nichts
aber. Jetzt hörst du zu, was ich zu sagen habe.“ Miri klappte ihren Mund wieder
zu. „Punkt 1: Dass dein Onkel einen an der Waffel hat und deine Tante ein
Mensch ohne Rückgrat ist, wusstest du schon lange. Kein großartiger Verlust,
auch wenn man sich vielleicht wünschen würde, es wäre anders. Tatsache ist, die
beiden sind verschroben, herzlos und unfreundlich. Du hattest das Pech, bei
ihnen aufzuwachsen. Jetzt bist du frei, das hinter dir zu lassen. Punkt 2: Du
hast großartige Freundinnen gefunden. Gute Freundinnen bleiben gute
Freundinnen, auch wenn sie sich manchmal nicht so verhalten, wie man sich das
wünscht.“
„Sierra
war sehr grob und unfreundlich.“
„Stimmt“,
bestätigte Maxi. „Sie war grob und hat sich ungeschickt ausgedrückt. Das ist
verständlich, dass dir das nicht gefällt. Du hingegen bist unentschlossen und
suhlst dich jetzt schon eine ganze Weile in Selbstmitleid. Es ist als auch
begreiflich, dass Sierra davon die Nase voll hatte. Aber wenn es ihr egal wäre,
hätte sie sich nicht die Mühe gemacht, dir die Meinung zu sagen.“
„Auf
so vorgetragene Meinungen kann ich verzichten“, schniefte Miri.
„Das
finde ich etwas kurzsichtig. Es würde sich vielleicht lohnen, die Verpackung
einmal außer Acht zu lassen und dafür den Inhalt zu betrachten.“ Mit diesen
kryptischen Worten startete die Drachin den Wagen und fuhr wieder los.
Miri
hatte erst mal die Nase voll und schaltete das Radio an. Musik von Nightwish erfüllte den Wagen. Na toll. Wenigstens passte das Lied zu ihrer momentanen
Stimmung!
Kapitel 11
09. Dezember
2012
Am nächsten
Morgen wachte Miri früh auf. Sie ließ langsam den Blick durch ihre gemütliche
Wohnung schweifen. Sie war alleine. Abgesehen von Chili natürlich, der sich
gemütlich neben ihr streckte und gähnte. Ugh, Katzenatem früh am Morgen. Sie
rümpfte die Nase. Seinen Bauch kraulte sie trotzdem.
„Du
bist glücklich, was? So ganz ohne fremde Mitbewohner.“
Sie
hatte sich gestern den Rest der Heimfahrt schlafend gestellt. Dabei hatte in
ihrem Kopf ein Gedanke den anderen gejagt. Es hatte auch seine Vorteile, einen
persönlichen Chauffeur zu haben. Maxi hatte gespürt, dass sie nicht sprechen
wollte und sie in Ruhe gelassen. Bis sie zu Hause angekommen waren, hatte sie
einen Entschluss gefasst. Nicht den Entschluss, der ihr ganzes Leben
regeln würde, aber zumindest einen Schritt in die richtige Richtung. Hoffte sie
zumindest. Nachdem alle einstimmig der Meinung waren, dass es Zeit war, Entscheidungen
zu treffen, hatte sie beschlossen, dass sie das wohl für sich alleine tun
musste. Alleine im wörtlichen Sinn. Sprich: ohne sich auf einen persönlichen
Drachen zu verlassen, der den emotionalen Scherbenhaufen jeweils wieder vom
Boden auflas und zusammensetzte. Deshalb hatte sie gestern Maxi gebeten zu
gehen und sich schweren Herzens von ihr verabschiedet. Sie war froh, dass die
Drachin nicht versucht hatte, ihr diesen Entschluss auszureden. Sonst wäre sie
bestimmt schwach geworden und hätte sich anders entschieden. Eigentlich
seltsam, dass sie sich nicht abgelehnt gefühlt hatte, als Maxi so wenig
protestiert hatte. Sie spielte die Szene in ihrem Kopf noch einmal durch und
versuchte herauszufinden, wie sie sich in diesem Moment gefühlt hatte. Verstanden.
Unterstützt und respektiert. Hm. Es schien etwas für sich zu haben, wenn man
wusste, was man wollte und das auch klar kommunizierte.
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