Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
aufschiebende Wirkung mehr.“ Sie
zwinkerte Kaja zu, um ihr zu signalisieren, dass sie nur Spaß machte. Aber Miri
bekam von dem nichts mit. Sie war schon wieder knapp davor, geistige
Lähmungserscheinungen zu entwickeln.
Kaja
spürte das instinktiv und ergriff das Wort. „Nachdem du das letzte Mal gegangen
warst, haben Miri und ich noch ein paar Geschäftsideen durchgesprochen. Ich
würde gerne einige ihrer Kunstwerke bei mir im Onlineshop verkaufen.“
„Deine
Dinge lassen sich sicher gut verkaufen. Das Pferdchen, das du für mich gemacht
hast, ist wunderschön. Es hat nach wie vor einen Ehrenplatz in meinem
Schlafzimmer.“ Miri lächelte sie dankbar an. Sierra sprach selten ein direktes
Lob aus. Somit bedeutete ihr diese Aussage sehr viel.
„Der
spannende Teil kommt aber erst noch“, mischte sich Kaja wieder ein und warf
Miri einen bedeutungsvollen Blick zu. Diese erwiderte den Blick verständnislos.
„Mein
Besuch? Der Brief?“ Ach ja, der Brief. Den hatte Miri erfolgreich verdrängt.
Darin schien sie zurzeit ja Weltmeisterin zu sein. „Es ist keiner mehr
gekommen. Wie ich vermutet hatte.“
„Immerhin.
Aber ich finde, du hättest etwas unternehmen sollen.“
Sierra,
die den Dialog interessiert verfolgt hatte, unterbrach die beiden jetzt doch.
„Kann mich hier mal einer aufklären? Worum geht es eigentlich?“
„Du
hast ja mitbekommen, dass ich unsere Freundin hier vor knapp zwei Wochen in
Zürich besucht habe.“
„Genau.
Soweit konnte ich noch folgen. Dabei hast du auch entdeckt, dass sie uns ihren
Drachen verheimlicht hat.“
Miri
streckte ihr die Zunge raus. „Warte nur, bis dich dein Drache heimsucht.“
„He“,
mischte sich Maxi ein. „Wir Drachen sind doch keine Heimsuchung!“
Miri
lief rot an und wollte sich entschuldigen, doch Sierra hatte bereits erwidert,
dass das wohl im Auge des Betrachters beziehungsweise des Betroffenen liegen
würde.
Gerade
als das Ganze zu eskalieren drohte, ähnlich einer Kneipenschlägerei, klopfte
Kaja auf den Tisch und meldete sich lautstark zu Wort: „Können wir die
Kindereien für einen Moment beiseitelassen und uns wieder auf das Thema
konzentrieren?“
„Welches
Thema denn?“
Kaja
bedachte sie mit einem finsteren Blick. „Das versuche ich ja schon die ganze
Zeit zu erzählen. Nur warst du zu beschäftigt damit, dir ein Duell mit Miris
Drachen zu liefern.“
Sierra
hob besänftigend die Hand. „Ist gut. Es muss ja etwas Ernstes sein, wenn du
dich so aufregst.“
„Willst
du weiter erzählen?“, fragte sie Miri.
„Nein,
mach ruhig. Ich finde nach wie vor, dass du zu viel Aufhebens um die Sache
machst.“
Kaja
schnaubte nur und fuhr dann mit der Erzählung der Ereignisse fort. „An dem Tag,
an dem ich in Zürich war, verlor Miri neben ihrem Job ja so quasi auch noch
jegliche Unterstützung durch ihre Familie.“
Mitfühlend
drückte Sierra Miris Hand. Diese schenkte ihr ein dankbares Lächeln.
„Und
als wäre das nicht genug, erhielt sie am nächsten Morgen einen Drohbrief.“
Jetzt
war Sierras Aufmerksamkeit geweckt. „Drohbrief? Das hört sich aber nicht gut
an.“
„Siehst
du, ich bin nicht die einzige, die das besorgniserregend findet.“
„Ist
ja gut. Ich habe ihn auch vorerst mal aufbewahrt. Auch wenn mir nach wie vor
nicht klar ist, was das nützen soll. Und wie gesagt, es ist keiner mehr
gekommen. Ich bin mir sicher, es war nur ein dummer Streich.“
„Was
stand denn drin?“, wollte Sierra wissen.
Aus
dem Kopf rezitierte Kaja den ganzen Brief. Miri verbarg stöhnend den Kopf in
ihren Händen. Sie hatte ganz vergessen, dass ihre Drachenschwester ein geradezu
fotografisches Gedächtnis besaß.
Betroffen
schaute Sierra zu ihr hinüber und fragte zweifelnd: „Ein dummer Streich? Also
wenn du mich fragst, besitzt das ganze schon eine sehr persönliche Note. Ich
würde dir auch raten, dieses Vorkommnis ernster zu nehmen.“
„Siehst
du?“
„Deswegen
musst du nicht so triumphierend grinsen“, brummte Miri.
„Ich
habe ihr geraten, sich doch an Simon zu wenden.“
„Ausgerechnet
an Simon.“ Sierra lachte laut heraus. Sie und Simon verstanden sich nicht
besonders gut. Was Kaja ein Rätsel war. Aber gut, man musste ja nicht immer
alles nachempfinden können.
„Wieso
denn nicht? Schließlich arbeitet er in der Sicherheitsbranche“, verteidigte sie
ihren Vorschlag. „Hast du etwa eine bessere Idee?“
„Zur
Polizei gehen? Wo sich professionelle Leute darum kümmern?“
„Du
weißt selber, dass die
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