Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
währen sie Kaja hinterher eilte.
Diese
hatte inzwischen ihr Handy aus der Jacke gezogen und eine Nummer gewählt.
„Simon? Bist du noch in Zürich? Ich brauche deine Hilfe.“ Sie hörte kurz zu und
setzte dann wieder an zu sprechen. „Ich brauche die Adresse der kleinen
Buchhandlung in der Enge. Und die Adresse des Eigentümers.“ Sie hörte nochmals
zu, bis sie mit einem knappen Danke das Telefonat beendete. Sie spürte den
erwartungsvollen Blick des Drachen. „Ich habe Simon angerufen. Er sendet uns
die Adressen zu. Bist du zu Miri durchgekommen?“
Maxi
schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider nicht.“
„Schade.
Es würde uns nämlich Zeit ersparen, wenn wir wüssten, wo sie hingefahren ist.
In den Buchladen oder zu ihnen nach Hause. Komm, da vorn steht mein Auto.“
Maxi
versuchte unablässig, ihren Schützling telepathisch zu erreichen. Aber sie
schaffte es nicht, ihre Aufmerksamkeit zu wecken. Nach einiger Zeit gab sie es
auf. „Nichts zu machen. Ich glaube aber, wir sollten uns beeilen. Dass sie sich
so abkapselt, kann eigentlich nur durch eine extreme Stresssituation begründet
sein.“
„Ich
mach ja schon.“ Wenn sich Maxi solche Sorgen machte, musste es ernst sein. Das
Telefon piepste. Kaja schaute die Kurzmitteilung an und steckte das Telefon
wieder weg. „Wir fahren als erstes zu ihren Verwandten nach Hause. Ich habe so
ein Gefühl, sie ist eher dorthin gegangen.“ Sie ließ den Motor an und fuhr los.
„Wie
kommst du denn darauf?“
„Abgesehen
von meiner tollen Intuition meinst du?“ Trotz der Sorge um ihre Freundin musste
sie schmunzeln. Wieder ernst meinte sie: „An ihrer Stelle wäre ich eher nach
Hause gefahren, in der Hoffnung, die Tante alleine anzutreffen. Der Onkel
arbeitet normalerweise doch, oder?“
„Stimmt.“
„Was
nützt mir ein Drache als Aufpasser, wenn er nicht aufpasst, wenn es tatsächlich
mal darauf ankommt!“
Maxi
zuckte unwillkürlich zurück, als ihr Miris wütende Stimme im Kopf dröhnte.
„Miri? Wo bist du? Wir suchen dich.“
„Maxi.
Endlich! Ich konnte dich einfach nicht erreichen.“ Maxi konnte die
mitschwingende Verzweiflung deutlich spüren.
„Frag
sie, wo sie steckt und wie es ihr geht“, wies Kaja sie an, die mitgekriegt
hatte, dass die Drachin endlich mit Miri sprach.
„Wo
bist du denn? Und was ist überhaupt los?“ Miris Gedanken liefen Amok und Maxi
wurde mit einem regelrechten Bilderchaos überflutet. „Blut?!“ Sie warf Kaja
einen besorgten Blick zu. „Soweit ich das verstanden habe, stimmt deine
Vermutung. Sie scheint tatsächlich bei ihren Verwandten zu Hause zu sein. Und
sie kann nicht mehr weg.“
Bei
der nächsten roten Ampel schickte Kaja einen kurzen Text an Simon, damit auch
er Bescheid wusste.
„Beeil
dich“, drängte Maxi. „Ich habe zwar nicht viel verstanden, aber es geht ihr
definitiv nicht gut.“
Kaja
beschloss, alle Fragen auf später zu verschieben und trat aufs Gas.
Zehn
Minuten später hielt sie mit quietschenden Reifen vor der in die Jahre
gekommenen Reihenhaussiedlung an. Sie waren kaum ausgestiegen, als Simon
ebenfalls ankam. Obwohl Kaja am liebsten gleich das Haus gestürmt hätte, zwang
sie sich dazu, auf Simon zu warten. Er hatte bestimmt mehr Erfahrungen mit
solchen Situationen. Simon stieg aus und ließ sich von Kaja kurz die Situation
schildern.
„Okay.
Miri ist nicht zum vereinbarten Treffpunkt gekommen und jetzt hast du das
Gefühl, sie wird hier festgehalten?“, fasste er zusammen.
„Sie
hat mir ein SMS geschickt“, improvisierte sie.
„Kannst
du sie anrufen?“
„Nein,
leider nicht. Es scheint, als sei ihr Akku leer, oder ihr Onkel hat das Handy
an sich genommen.“ Sie schielte zu Maxi hinüber, die sich, von Simon unbemerkt,
dem Haus näherte.
„Also
gut. Dann lass mich Tsar mitnehmen und meine Arbeitsjacke. Das macht Eindruck.
Überlass das Reden mir“, wies er Kaja an.
Sie
war heilfroh, die Verantwortung an ihn abgeben zu können. Gedanklich wies sie
Maxi an, sich auf die Suche nach Miri zu begeben. Die Drachin signalisierte ihr
mit einem verabschiedenden Winken, dass sie verstanden hatte und verschwand in
einer Wolke dunkelvioletter Funken. Simon hatte Tsar inzwischen aus dem
Kofferraum geholt und führte ihn an der Leine den Weg zur Haustür hinauf. Kaja
stellte sich dicht hinter die beiden. Tsar musste nießen und wirkte ein wenig
irritiert. Drachenstaub schien offensichtlich die empfindlichen Hundenasen zu
kitzeln. Sie hoffte nur, dass er sich nicht zu sehr von
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