Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Feuer ginge auch, aber ist eben ziemlich
brandgefährlich. Vor allem in einem alten Haus wie diesem.“
Chili,
der gemerkt hatte, dass es schon wieder Neues zu entdecken gab, sprintete von
hinten an ihnen vorbei die steile Treppe hoch. Miri blickte erst zweifelnd
hoch. Trotz Maxis Licht konnte sie nicht viel erkennen. Prüfend belastete sie
die erste Treppenstufe. Bis auf ein leises Knarren des Holzes passierte nichts.
Sie würde wohl halten. Hoffte Miri zumindest. Sie setzte an, die Treppe hochzusteigen,
als Chili fauchend wie eine Kanonenkugel herunter geschossen kam, das Fell
gesträubt, der Schwanz doppelt so dick wie sonst. Mit einem Satz stürzte er
sich auf Miri und klammerte sich mit den Krallen an ihrer Schulter fest. Was
nicht besonders lustig war, wenn es sich bei der besagten Katze um einen sieben
Kilogramm schweren Maine-Coon-Kater handelte. Sie unterdrückte ein Jaulen und
beeilte sich, ihn mit einer Hand fest zu halten und mit der anderen Hand die
Krallen aus ihrer Haut und dem Pulli zu entfernen.
„Was
ist denn los, Kleiner? Du bist ja gerannt, als wären sämtliche Höllenhunde
hinter dir her.“ Sie lehnte sich ein wenig zurück um ihn besser betrachten zu
können. „Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“
Er
hatte nach wie vor die Ohren flach an den Kopf gelegt. Aber das Fell glättete
sich langsam, nachdem er jetzt wusste, das Miri begriffen hatte, was los war.
Dem war nicht so. Miri hatte das nur so dahin gesagt. Wie richtig sie damit
lag, wurde ihr erst bewusst, als Maxi sich räusperte.
„Wir
haben Besuch“, meinte sie kryptisch und warf einen bedeutungsvollen Blick nach
oben.
Dort
auf dem obersten Treppenabsatz war ein Schatten auszumachen. Maxi ließ den
Lichtball bis nach oben schweben. Dort saß ein Mann, Johnny Depp in seiner
Piratenrolle nicht unähnlich. Einige schwarze Locken fielen ihm ungebändigt in
die Stirn. Den Rest seiner Haarpracht hatte er am Hinterkopf zusammengebunden.
Seine dunklen Augen blitzten, im Gesicht hatte er ein verwegenes Lächeln. Miri
blinzelte und kniff die Augen zusammen. Dieses Drachenlicht beeinträchtigte
irgendwie ihre Sicht. Die Silhouette des Mannes schien sich ständig zu
verändern.
„Das
kommt daher, dass er ein Geist ist“, kam prompt Maxis telepathische Erklärung.
Verblüfft schaute Miri zu ihrem Drachen und dann wieder zu der Gestalt auf dem
oberen Treppenabsatz. Geistesabwesend streichelte sie das Fell des Katers, der
sicherheitshalber immer noch auf ihrem Arm verharrte.
„Willst
du dich nicht wenigstens vorstellen?“, fragte sie irgendwann, einen
herausfordernden Ton in der Stimme.
Mit
einer lässigen Geste strich sich der Geist das Haar aus der Stirn und kam die
Treppe herunter geschlendert. Chili fauchte so laut er konnte. Aus der Nähe war
erkennbar, dass er eine enge Kniebundhose trug, kombiniert mit einem Frack, der
schon bessere Tage gesehen hatte und einem Spitzenhemd. Spitzenhemd? Miri
verkniff sich ein Grinsen. Das war wohl erst angebracht, wenn sie genauer
wusste, mit wem oder was sie es hier zu tun hatte.
„So,
so. Das ist ja ganz was Neues. Menschen, die mich sehen, sind eine Sache.
Menschen, die mich sehen und glauben, was sie sehen, schon eine andere. Wenn
sie dann noch mit mir sprechen, sieht das Leben gleich wieder interessant aus.
Vor allem, wenn sie in Gesellschaft eines Drachen und einer Kampfkatze
auftauchen.“ Er musterte die bunte Ansammlung in seinem Wohnzimmer.
Miri
stellte fest, dass sie ihn so laut und deutlich denken wie sprechen hören
konnte. „Dein Wohnzimmer?“, platzte sie heraus, ihren vorsichtigen Kurs über
den Haufen werfend. Maxi warf ihr einen genervten Blick zu. Die Drachin fand es
offensichtlich keine gute Idee, gleich alle Geheimnisse Preis zu geben, wie es
schien. Zu spät. Mit flinken Augen beobachtete der Geist den wortlosen
Austausch zwischen der jungen Frau und ihrem schuppigen Begleiter.
„Pardon,
du sprichst nicht nur, du kannst dich auch telepathisch austauschen. Respekt.“
Miri,
die gehofft hatte, es sei dem fremden Wesen nicht aufgefallen, dass sie sich in
seine Gedanken eingeklinkt hatte, stöhnte innerlich. Na toll. Einfach toll.
Maxi hatte schon recht. Ein besonders geschickter Schachzug war das nicht
gewesen. Aber da musste sie jetzt wohl durch. „Wie meinst du das, dein
Wohnzimmer? Ich wollte eigentlich gerade hier einziehen.“ Irgendwie schien ihre
Zunge gerade mit ihr durchzugehen. Diplomatisch konnte man den Ansatz definitiv
nicht
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