Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
mit
Maxi hinaus in die kühle Nachtluft. Sie fröstelte und schnappte sich aus dem
Auto ihre Jacke. Die Drachin wartete in ihrer vollen imposanten Größe auf sie
und bot ihr ihren Arm. Miri hängte sich bei ihr ein. Zusammen gingen sie über
den Kiesweg. Chili folgte ihnen und bildete das Schlusslicht. Sie hatte
beschlossen, Sierras Urteil zu vertrauen und hoffte, der Kater würde
tatsächlich genug Verstand besitzen und diesen Ort als sein neues Zuhause
akzeptieren. Der Mond war halb voll. Sein blasses Licht erhellte den Weg vor
ihnen und verliehen dem kleinen Backsteinhaus ein gespenstisches Aussehen. Der
wilde Wein, der sich an den Mauern emporrankte, sah aus, als wäre er lebendig.
Die meisten Fenster waren überwachsen. Nur das rechts von der Eingangstür
schien frei geblieben zu sein. Miri stutzte. Hatte sie gerade etwas aufblitzen
sehen? Eine Gänsehaut überlief sie. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich
auf. Ihre Kopfhaut kribbelte. Sie ließ Maxi los und rieb sich kräftig über die
Unterarme in dem Versuch, das seltsame Gefühl los zu werden.
„Was
ist denn los?“, wollte Maxi wissen, als sie weitergingen.
„Ich
weiß es nicht. Irgendetwas an diesem Haus ist seltsam.“
„Seltsam
gut oder seltsam furchterregend?“
„Hm,
gute Frage. Es ist kein bedrohliches Gefühl. Eher eines, dass mir vertraut ist
Aber ich komme nicht drauf, was es ist.“ Sie runzelte die Stirn und biss sich
auf die Lippen. „Es erinnert mich an meine Kindheit.“
„Nein.
Sag nur nicht… Nein, das kann doch nicht sein, oder?“
Verwundert
blickte Miri sie an. „Wovon sprichst du denn?“
„Ach
nichts, wahrscheinlich nur ein Hirngespinst von mir. Nicht so wichtig. Solange
du dich nicht fürchtest, ist sicher alles gut“, winkte sie ab.
Zweifelnd
blickte Miri sie noch einen Moment an. Doch dann waren sie beim Häuschen
angekommen und sie wurde abgelenkt. Vorsichtig umrundeten sie es einmal. Chili
auf leisen Pfoten, Maxi glitt unhörbar neben ihr her, nur Miri fühlte sich
ungefähr so unauffällig wie ein Büffel im Unterholz.
Maxi
kicherte. „Noch ist es nicht so weit, dass du dich mit einem Büffel vergleichen
müsstest.“
„Aber
bald, meinst du?“, flüsterte Miri, eine Hand auf ihrem Bauch.
„Wieso
flüsterst du eigentlich?“
„Keine
Ahnung“, gab Miri zurück.
„Wenn
du keinen Lärm machen willst, sprich doch via unserer Standleitung mit mir“,
tadelte Maxi sie.
„Ja,
Frau Neunmalklug. Lass uns rein gehen. Von außen sieht man nicht allzu viel.“
Sie zog kurz den Kopf zwischen den Schultern ein. Ein erneuter Versuch, das
seltsam vertraute Prickeln loszuwerden. Den besorgten Blick, den Maxi ihr zu
warf, bemerkte sie zum Glück nicht. Sonst hätte sie vielleicht doch noch
angefangen, sich zu ängstigen.
Nach
zwei Anläufen fand sie den Schlüssel in seinem Versteck hinter dem Rosmarin,
der neben der Eingangstür wuchs. Als sie auf ihrer Suche durch die Zweige streifte,
wehte der aromatische Duft durch die Nachtluft. Sie richtete sich auf und
steckte ihn ins Schloss. Es war ein alter Schlüssel, relativ groß und mit einem
richtigen Bart. Nur mit Mühe ließ er sich drehen. Doch nachdem sie kräftig
gerüttelt hatte, öffnete sich die Tür mit einem Quietschen. Erschrocken über
das in der Stille der Nacht so laute Geräusch sprang Miri zurück. Und rempelte
dabei prompt den Drachen an. Dieser wiederum verfehlte Chilis Pfote nur knapp.
Mit
einem angewiderten Fauchen sprang Chili an den beiden Trampeln, wie er dachte,
vorbei. Nun führte er mit vor Aufregung zuckender Schwanzspitze und
vibrierenden Schnurrhaaren die Erkundungstour an. Neue Plätze und Orte zu
erkunden gehörten zu seiner Lieblingsbeschäftigung. Irgendwie musste er seine
natürliche Neugierde ja befriedigen. Heute war sogar sein Frauchen dabei.
Hervorragend. Da konnte er sogar einigermaßen erfolgreich diese zu groß
geratene Echse ignorieren.
Miri
musste nießen. Sie hoffte, dass der ganze Staub, der sich hier über all die
Jahre angesammelt haben musste, keine erneute Asthmaattacke auslösen würde.
Autsch. Sie musste sich an einem übrig gebliebenen Möbelstück oder ähnlichem
gestoßen haben. Die Weinranken vor den Fenstern hielten erfolgreich das
bisschen Mondlicht, welches ihnen draußen den Weg geleuchtet hatte, fern. Sie
wollte gerade die Taschenlampe einschalten, als Maxi vor ihr einen Lichtball
produzierte, der ein freundliches Licht auf den Raum warf.
„Reicht
das Licht?“, fragte Maxi spöttisch.
„Okay,
ich
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