Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
gesprochen?“, murmelte Maxi.
Miri
hörte sie sehr wohl. „Das ist etwas anderes.“
„Natürlich.
Klar. Hätte ich mir denken können. Inwiefern?“
„Wir
waren ja sowieso gerade am Sprechen.“
Maxi
verdrehte die Augen. „Also gut. Versuchen wir es.“
„Du
musst dir schon sicher sein, dass du die Temperatur kontrollieren kannst. Ich
möchte ungern in einer Brandruine wohnen.“
„Ja, ja.
Jetzt lass uns endlich anfangen. Überlass den feurigen Teil ruhig mir.“
Sie
begannen den Dreck der letzten gefühlten zweihundertfünfzig Jahre runter zu
schrubben. Die gute Nachricht war, dass sich zumindest die oberste Dreckschicht
gut entfernen ließ. Dadurch musste aber das Wasser in den Eimern sehr oft
gewechselt werden. Innerhalb von Minuten war das Reinigungswasser wieder
schwarz. Eine dieser Wasserwechselpausen nutzte Miri, um sich nach dem weiteren
Verlauf des gestrigen Abends zu erkundigen.
„Sag
mal, wohin seid denn du und Lance gestern so schnell verschwunden?“
Maxi
fing an zu pfeifen. Erst dachte sie schon, der Drache hätte sie nicht gehört,
bis ihr die intensive Pinkfärbung der Schuppen am Hals auffiel. Sie klinkte
sich in Maxis Gedanken ein. Logisch. Schließlich hatte sie ihr vorher eben
mitgeteilt, Privatsphäre gäbe es nicht zwischen ihnen. Offensichtlich war das
auch ihrer Drachin klar. Das einzige, was sie mitbekam war der Satz: „Nur nicht
über Lance sprechen“, den sie wie ein Mantra im Geiste vor sich her murmelte.
Gut, wenn der indirekte Weg nicht funktionierte, musste sie sie eben anders zum
Sprechen bringen.
„O Gott,
ihr seid ein Paar geworden. Wie süß! Läuten schon bald die Hochzeitsglocken?“
Maxi
gähnte. Einzig an ihren Reptil-artigen Pupillen die zu schmalen Schlitzen
zusammen gezogen waren, ließ sich erahnen, dass sie das Thema nicht völlig kalt
ließ. Und nach wie vor am verräterisch intensiv schimmernden Farbton ihrer
Halsschuppen.
Eigentlich
niedlich, dass selbst Drachen verlegen werden können, dachte Miri bei sich.
„Dein
Eimer läuft über.“
„Ups,
danke. Aber glaub nur nicht, dass du so einfach ablenken kannst. Wenn schon
mein Liebesleben total hinüber ist, will ich wenigstens an deinem teilhaben.“
„Pah, du
solltest dich besser auf die Suche nach deinem Lover machen, anstatt mir die
wildesten Geschichten anzudichten.“ Miri kletterte auf die kleine Trittleiter
und versuchte die Decke zu erreichen. Mit dem einzigen Resultat, dass ihr das
trübe Wasser ins Gesicht lief und sie fast herunter fiel. Zum Glück war Maxi in
Drachenblitzgeschwindigkeit zur Stelle und hielt sie gerade noch so fest. „Lass
mich das machen. Da drüben gibt es noch eine ebenerdige Wand.“
Miri,
die sich ziemlich erschrocken hatte, protestierte nicht und nahm das Angebot
an. Nach einer Weile nahm sie den Gesprächsfaden wieder auf. „Du bist noch
nicht vom Haken, was das Thema Lance angeht. Und was Matt betrifft, der ist
möglicherweise schon wieder in Australien oder weiß der Geier wo. Nachdem ich
schlecht Interpol um Hilfe bitten kann, um meinen One-Night-Stand wieder zu
finden, werde ich mich wohl damit abfinden müssen, ihn nicht wieder zu sehen.“
„Gibt es
nicht so ein Sprichwort, das besagt, man sieht sich immer zweimal im Leben?“
„Kann
schon sein. Nur nützt mir das nichts, wenn ich zu diesem Zeitpunkt neunzig bin
und merke, dass er mein neuer Zimmernachbar im Altenheim ist.“
„Sind
wir aber positiv heute.“ Miri drehte sich um und entdeckte Adrian. Er stand im
Türrahmen zum Wohnzimmer und ließ einen Gegenstand von einer Hand in die andere
gleiten. Immer wieder. Bis er merkte, dass sie seine Hände beobachtete. Mit
einer fließenden Bewegung ließ er den Gegenstand in seiner Tasche verschwinden.
Sie hatte gar nicht gewusst, dass Geister das können. Oder hatte er etwa nur so
getan und ihn ganz verschwinden lassen? A la Simsalabim nur ohne Worte?
„Ja, das
kann er schon“, ertönte Maxis Stimme in ihrem Kopf. „Vielleicht nimmst du zur
Abwechslung mal ihn ins Kreuzverhör? Wäre interessant zu wissen, womit er
gerade gespielt hat.“ Verwundert warf Miri der Drachin einen Blick zu.
Scheinbar unbeteiligt schrubbte diese die Decke weiter. Worauf wollte sie
hinaus? Sie runzelte die Stirn. Hm.
„Zunge
verschluckt?“, fragte Adrian provokativ und lieferte Miri gleich das
erforderliche Stichwort.
„Klar.
Ich bin immer positiv. Außer manchmal. Aber immer, wenn ich dich sehe“,
süßholzraspelte sie.
„Echt?“
Er schien sich so
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