Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Arbeit. „Okay. Sauberer wird’s nicht.
Jetzt bist du an der Reihe.“
„Als
wenn ich bis jetzt auf der faulen Haut gelegen hätte.“
„Ich
meinte damit nur, dass ich dir dabei schlecht helfen kann. Kommst du alleine
zurecht? Dann würde ich mich um Weihnachtsgeschenke und Farbe kümmern.“
„Kein
Problem“, erwiderte Maxi großspurig.
„Ich
wäre einfach froh, wenn das Haus noch steht, wenn ich zurückkomme.“
„Ja,
ja.“ Sie machte sich an die Arbeit. Es sah spektakulär aus. Fast wäre Miri
versucht gewesen, dabei zu bleiben, um das Flammenschauspiel zu bewundern.“
„Jetzt
geh schon wichtige Dinge erledigen. Eine Feuershow kann ich dir jederzeit
wieder bieten.“ Mit einer Handbewegung wollte sie Miri hinaus scheuchen.
„Halt,
warte. Ich geh ja schon. Ich möchte nur noch schnell Mathias eine Antwort
schreiben.“
„Ach ja,
dein Liebesbrief kann natürlich nicht warten“, spöttelte ihre feuerspeiende
Freundin. Miri ignorierte sie und kaute auf dem Bleistiftende rum.
Hallo
Mathias
Vielen
Dank für die sprichwörtlichen Blumen und noch viel mehr für die Fenster. Bei
diesen Temperaturen hast du dafür noch mehr Punkte gekriegt, als für das Kompliment.
Also nicht dass du Punkte sammeln musst. Oder sammeln solltest. Mist. Das
sollte eigentlich nur eine kurze Notiz und ein Dankeschön werden, nicht eine
Ansammlung von Peinlichkeiten. Leider habe ich keine Zeit (und kein Papier), um
neu zu beginnen. Kurz gesagt, dein Zeitplan ist gut. Ich werde in den nächsten
zwei Tagen die Küche streichen. Falls du morgen die alten Geräte ausbauen
könntest, wäre das toll. Vielleicht schaffen wir es in den nächsten Tagen doch
noch, uns auch tatsächlich zu treffen.
Bis
dahin schriftliche Grüsse von der schönen Unbekannten.
Sie warf
den Stift auf das Blatt. Jetzt schnell weg hier, bevor sie es sich anders
überlegte und den Brief vernichtete. War ja eigentlich ganz lustig, per Brief
ein wenig zu flirten. War nur zu hoffen, dass sie seinen Tonfall auch richtig
interpretiert hatte. Sonst würde es tatsächlich peinlich werden. Wenn sie es
richtig bedachte, war es vielleicht ganz gut, dass sie ihn noch nie getroffen
hatte. Am besten würde sie es so belassen.
Als Miri
zur Tür hinaus verschwand, wischte sich die Drachin mit ihrer Pranke den
Schweiß von der Stirn und schaute ihr hinterher. Das war gerade mal noch gut
gegangen. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr Schützling den Spruch wegen
der Flügel auf echte Drachenjungen bezogen hatte. Nicht auf ihr eigenes Kind.
Was auch gut so war, denn es musste ja noch lange nicht alles stimmen, was
dieser blaue Drache so erzählte, wenn der Tag lang war. Einen Legende. Ts, ts.
Sie hoffte nur, er hielt sich an den gestern beschlossenen Waffenstillstand und
sein Versprechen, Miri nicht mit seinen Märchen zu belasten. Sie sammelte sich
und setzte konzentriert ihre Feuerarbeit an den nassen Wänden fort.
Fünfzig
Kilometer Luftlinie von dem schönen Bauernhof auf dem Randen entfernt, in der Anonymität
der kleinen Schweizer Großstadt Zürich, schlich sich jemand in den Hauseingang
eines älteren Mietshauses. In einen dunklen Wintermantel gehüllt, den Kopf
versteckt unter einem dicken Schal, fiel er nicht weiter auf unter den anderen
winterlich gekleideten Passanten. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Doch er
bemerkte es nicht. Ein roter Nebel aus Hass umhüllte seine Sinne. Nach einem
schnellen Kontrollblick über die Schulter schob die Person einen Umschlag in
einen der Briefkästen. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als das Couvert auf dem
Boden des Briefkastens landete. Die Person wollte sich gerade abwenden, als ihr
etwas auffiel, das sie stutzig werden ließ. Das Namensschild am Briefkasten war
entfernt worden. Fieberhaft überprüfte der Unbekannte die restlichen Namen.
Doch der gesuchte war nicht darunter. Was jetzt? Wütend schlug er gegen das
Metall, um sich gleich darauf erschrocken umzusehen, ob jemand das laute
metallische Dröhnen gehört hatte. Versuchsweise schob er zwei Finger durch den
Spalt und versuchte, den Brief wieder heraus zu fischen. Das durfte doch nicht
wahr sein! Wie konnte so etwas passieren? Für die schattenhafte Gestalt war das
Verschwinden des Namens ein weiteres Zeichen für die Verderbtheit der
Briefempfängerin. Hatte sie vielleicht nur den Namen vorsorglich entfernt? Ein
irres Kichern schallte durch das Treppenhaus. Das würde ihr nur nichts nützen.
Aber wenn sie nun weggezogen war? Panik gesellte sich zu dem Hass
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