Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
noch wegen Pferdediebstahls verfolgt werden wollten – nicht für einen Diener, für den sie ohnehin keine Verwendung hatten! Außerdem gab es eine andere Aufgabe für ihn. Vertos schrieb vor ihrem Aufbruch schnell noch eine Nachricht an den Kapitän der Seeschlange, versiegelte sie und drückte sie Pierre mit einem schweren Beutel in die Hand.
»Sieh zu, dass kein anderer diesen Brief zu sehen bekommt. Wenn der Kapitän einverstanden ist, soll er dich an Bord nehmen. Dann werden wir uns vielleicht sehr schnell wiedersehen.«
Pierre standen Tränen in den Augen. Er küsste Vertos die Hände und dankte ihm mit tonlosen Worten. Der Magier wich angewidert zurück.
»Lass das. Sieh lieber zu, dass uns keiner folgt und das Schiff auch wirklich nach Osten fährt.«
So brachen sie kaum eine Stunde nach dem Überfall auf die Priesterin auf und ritten nach Osten, bis die Morgensonne den Horizont vor ihnen mit ihren ersten Strahlen in Brand setzte.
*
Die ganze Nacht durchstreiften Ibis, Thunin und Cay die Stadt und den Hafen, lauschten auf Gespräche und Gerüchte und horchten die zunehmend Betrunkenen der Nacht aus, erhielten aber keine Hinweise, wer Rolana überfallen haben könnte. Ein paarmal setzte Cay an, die Frau zu beschreiben, die sie suchten, fand aber nicht den Mut, seine schreckliche Dummheit einzugestehen. Er konnte Ibis' Spott und Thunins ungläubigen Vorwurf jetzt schon spüren. Vielleicht gelang es ihm ja, alles wieder gutzumachen?
Er trennte sich von den anderen und versuchte, das Haus wiederzufinden, in das Saranga ihn gebracht hatte. Warum nur hatte er nicht auf den Weg geachtet? Warum nur so viel getrunken? Cay sah sich um. Die Gassen und Häuser um ihn herum waren ihm völlig unbekannt. Er ging wieder zum Hafen zurück und versuchte es erneut. Sein Blut war in Wallung gewesen, und er hatte nur auf den Körper neben sich geachtet, hatte sich ganz der Führung des schwachen Weibes überlassen, das so seltsam stark war. Er versuchte, die Bilder zu verscheuchen. Dieses Haus kam ihm bekannt vor. Ja, hier waren sie in die Gasse zur Linken abgebogen. Er erinnerte sich an das hölzerne Fass neben dem Eingang, auf dem eine gefleckte Katze gesessen hatte. Cay ging weiter. Erinnerungen huschten durch seinen Geist. Schließlich blieb er vor dem Tor eines recht stattlichen Hauses stehen. Ja, hier war es gewesen. Cay verbarg sich neben dem Eingang und beobachtete das Haus eine Weile. Die Fensterläden waren geschlossen und alles war ruhig. Entweder war es verlassen oder die Bewohner schliefen. Sollte er sich dort drin einmal umsehen oder lieber Ibis und Thunin suchen? Sie würden eine Erklärung verlangen, warum es ihn ausgerechnet in dieses Haus zog. Außerdem könnten die beiden Gesuchten entwischen, während er die Stadt nach den Freunden durchkämmte – wenn sie sich nicht bereits aus dem Staub gemacht hatten!
Cays Mut sank, als er einen Blick in den Stall warf. Er war leer. Nicht ganz geräuschlos verschaffte er sich Zutritt durch die Hintertür und gelangte in eine Küche. Er zog sein Schwert und wartete, aber niemand kam, um dem Eindringling entgegenzutreten. Cay durchsuchte das ganze Haus, fand aber keine persönlichen Dinge oder Kleidungsstücke, obwohl es das richtige Gebäude war, kein Zweifel. Rasch verließ er das Gemach, in dem er mit Saranga in der Nacht gewesen war. Ihr Geruch, der noch immer in der Luft hing, lenkte ihn ab.
Es war wohl nicht zu leugnen: Sie hatten sich mit der Drachenfigur aus dem Staub gemacht. Doch wohin? Im Haus fand Cay keinen Hinweis. Er kehrte zum Hafen zurück und suchte die Schänke auf, in der er mit Saranga gesprochen hatte, und versuchte, aus dem Wirt etwas herauszubekommen. Der gab zwar zu, Saranga schon ein paarmal gesehen zu haben, behauptete aber, nichts weiter über sie zu wissen.
Dass sie die Stadt verlassen haben könnte, bezweifelte er. Eine Stadtmauer und Tore gab es um Calphos nicht, sodass auch niemand einen Hinweis geben konnte, in welche Richtung sie geritten sein mochten.
Es war schon Stunden nach Mitternacht, als Cay aufgab und in ihr Quartier zurückkehrte. Er fand Lahryn und Rolana in der Küche, und kurz darauf kehrten auch Thunin und Ibis zurück.
»Und, habt ihr eine Spur?«, fragte Lahryn. Der Zwerg und die Elbe schüttelten die Köpfe.
»Es ist zum Verrücktwerden! Sie scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Keiner kann oder will etwas sagen.«
»Ich habe gehört, dass zwei Reiter die Stadt verlassen haben, ein Mann und eine Frau«,
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