Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
behauptete Cay, sah aber keinen der Freunde dabei an.
»Und? In welche Richtung sind sie geritten?«, drängte der Zwerg.
Cay zuckte die Achseln. »Das wusste keiner.«
»Dann nützt es uns nichts«. Wie sollten sie die beiden verfolgen und überprüfen, ob es die Gesuchten waren, wenn sie nicht einmal wussten, in welcher Richtung sie beginnen sollten! Und solange es dunkel war, würden sie auch keine Spuren finden.
»Lasst uns ein paar Stunden schlafen«, schlug Lahryn vor und erhob sich. »Im Moment können wir nichts tun.« Nur Ibis widersprach, und so stiegen sie die Treppe zu den Schlafkammern hinauf.
*
»Die Lotsen haben ein Schiff gemeldet. Sie sagen, es sei die Seeschlange, die man schon fast aufgegeben hatte.«
Ibis stürzte in die Schlafkammer.
»Was?« Der Zwerg gähnte und rieb sich die Augen. »Was redest du da? Es ist mitten in der Nacht!«
Ibis, die vollständig angezogen und mit schmutzigen Stiefeln im Zimmer stand, rollte mit den Augen. »Es ist schon fast hell und die Sonne wird bald aufgehen. Ich war im Hafen, als die ersten Fischer zurückkamen, und sie sagen, sie haben die Signale der Seeschlange gesehen. Sie wird noch in dieser Stunde einlaufen.«
Lahryn setzte sich im Bett auf und schlug die Decke zurück. »Dann sollten wir nach dem Frühstück gleich zum Hafen gehen und den Kapitän aufsuchen. Ich hoffe, er und sein Schiff sind so gut, wie man uns gesagt hat.«
»Und ich hoffe, dass wir den Preis, den er verlangen wird, bezahlen können«, fügte Thunin hinzu.
»Frühstück! Wer denkt denn jetzt an Frühstück?«, maulte Ibis. »Wir können am Pier geräucherten Fisch essen.«
Cay erhob sich und zog sich stumm an. Er steckte seine beiden Messer in den Gürtel und band sich das Schwert um. Rolana kam in ihrem Nachtgewand und mit aufgelösten Locken in die Schlafkammer geeilt.
»Ihr wollt jetzt nach einem Schiff sehen? Aber wozu soll das gut sein? Wir müssen die Drachenfigur wiederfinden!«
Lahryn zog sich erst ein Hemd und dann sein langes, weites Gewand über. »Ich bezweifle, dass der silberne Drache noch in Calphos ist. Das war kein Gelegenheitsraub. Und wenn ich mit dieser Vermutung richtig liege, dann steckt Astorin dahinter, und seine Handlanger sind vermutlich schon auf dem Weg zum Tor.«
»Wenn sie wissen, wo es sich befindet«, gab Thunin zu bedenken.
»Ich fürchte, das tun sie«, sagte der Magier und seufzte. »Ich denke, wir sollten nach Xanomee reisen und die goldene Figur suchen. Wenn es uns gelingt, auch nur eine Figur zu vernichten, haben wir es geschafft!«
»Außerdem ist es gut möglich, dass uns die Diebe den silbernen Drachen direkt nach Xanomee liefern«, ergänzte Ibis heiter. »Vielleicht werden wir dort auch auf den Meister persönlich treffen.«
»Wünsch dir das lieber nicht«, sagte der Zwerg und zerrte die Stiefel über seine großen Füße.
»Warum nicht? Ich habe noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen!«
»Denk daran, wie deine erste Begegnung mit ihm ausging«, riet Thunin.
»Ich denke ständig daran«, gab Ibis zurück und sah ihn grimmig an. »Seid ihr so weit? Dann lasst uns gehen!«
Rolana lief in ihre Kammer zurück, schlüpfte in Hemd, Hose und Stiefel und warf sich den Umhang über. Dann eilte sie den anderen nach, die bereits am Fuß der Treppe warteten, Schweigend schritten sie zum Hafen. Die Sonne war inzwischen aufgegangen und leckte die letzten Nebelschwaden auf. Draußen in der Bucht ließ gerade ein schnittiger Zweimaster seine Anker fallen. Das Rasseln der Ketten war bis zum Pier zu hören.
»Es ist die Seeschlange«, sagte Ibis und deutete auf die Fahne, die am Hauptmast flatterte. Auch die anderen konnten ein schlankes, grünes, sich windendes Wesen auf hellem Grund erkennen. Rufe schallten über die Bucht. Dann wurde ein Boot zu Wasser gelassen. Ein Seemann kletterte flink die Strickleiter hinab und griff nach den Riemen. Er sah die Bordwand hinauf, denn oben an der Reling standen drei Personen, die er anscheinend an Land rudern sollte.
Ibis klappte der Mund auf, und sie bekam kein Wort heraus. Die anderen starrten sie erstaunt an. Das hatten sie bei der Elbe noch nicht erlebt.
»Was ist?«, fragte Rolana. »Erkennst du diese Leute?« Sie selbst konnte auf die Entfernung die Gesichtszüge nicht unterscheiden.
Der Zwerg kniff die Augen zusammen. »Sag mir, dass ich mich täusche«, murmelte er nach einer Weile.
»Wer ist es denn?«, drängte nun auch Lahryn.
Ibis kicherte nervös. »Soeben ist unser Freund Seradir in
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