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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Tempo trabten, sodass das Moor mit seinen Dunstschleiern bald weit hinter ihnen zurücklag. Die Sonne stieg über den Hügeln auf und schien auf dürres Grasland. Der Weg schien alt und wenig benutzt und wand sich zwischen den Kuppen. Ein paar Kaninchen stoben davon. Krähen erhoben sich in den blauen Himmel. Es wurde wärmer. Tonya gähnte. Sie fühlte sich schläfrig und hatte bald Mühe, die Augen offenzuhalten. Die Kutsche rumpelte voran und schaukelte sie hin und her. Bald schon sank Tonyas Kopf in die Polster, und sie schlief ein. Den ganzen Tag änderte sich die Landschaft nicht, und auch als es Nacht wurde, hielten sie nicht an. Nur wenn Tonya es gar nicht mehr aushielt, zügelte der Kutscher die Pferde und wartete, bis sie sich hinter einem Busch erleichtert hatte. Sie fand einen Korb mit Essen und zwei Krügen Wein und Wasser im Wagen und griff hungrig zu. Astorin benötigte anscheinend weder etwas zu essen noch eine Unterbrechung. Vielleicht war er gar kein richtiger Mensch mehr, überlegte Tonya, so wie sein Pferd, das nicht mehr ermüden konnte.
    So zogen sich auch am zweiten Tag die Stunden dahin, bis der Weg steiler und immer steiniger wurde. Die Pferde verlangsamten ihren Schritt, dennoch wurde Tonya unsanft hin-und hergeschleudert. Sie fuhr aus ihren wirren Träumen hoch und rutschte näher ans Fenster. Der Tag neigte sich dem Ende zu. Die Sonne war zwischen den dichten Stämmen von Fichten und Tannen nicht mehr zu sehen. Ein stürmischer Wind pfiff durch die Bäume und zerrte an ihren Wipfeln.
    Tonya lehnte sich aus dem Fenster und sah hinauf in das winzige Stück eisgrauen Himmels, das die Bäume über ihr freiließen. Das Heulen eines Wolfes erklang in der Ferne. Ein anderes Tier antwortete. Die Pferde schnaubten nervös. Ramon rief ihnen beruhigende Worte zu, doch Tonya spürte, dass auch er von der Furcht ergriffen wurde, die wie ein Schatten über den Berghang herabglitt. Tonya fühlte ein Kribbeln, das sich an ihren Beinen emporwand und wie kalte Finger über ihren Rücken kroch. Sie ergriff das Amulett ihres Dämonen, das unter ihrem Mieder verborgen um ihren Hals hing. Die Beklemmung ließ nach, und es war ihr, als könnte sie wieder freier atmen. Immer wieder sah Tonya aus dem Fenster, denn sie spürte, dass sie ihrem Ziel nahe waren. Endlich wichen die Bäume zurück. Ramon zog an den Zügeln. Die Pferde blieben mit einem Aufwiehern stehen.
    »Seht Euch das an, Fräulein Tonya«, sagte der Kutscher, der bisher jede Gefühlsregung vermieden hatte, mit einem Keuchen.
    Tonya raffte ihr Kleid, stieß die Wagentür auf und kletterte hinaus. Ihr Blick wanderte den Weg entlang, der an einem jähen Felsabbruch endete. Eine Zugbrücke führte über die Schlucht auf eine Felsnadel hinaus, auf deren Spitze die Burg emporwuchs. Sie war so nahtlos mit dem Berg verbunden, dass man kaum ausmachen konnte, wo der natürliche Fels endete und die Mauern begannen. Vermutlich war bei ihrem Bau Magie im Spiel gewesen. Türme und zinnenbewehrte Mauern reckten sich in den rötlichen Abendhimmel. Schwarz und abweisend sahen sie auf die kleinen Menschen herab. Obwohl die Burg nicht baufällig war, wirkte sie kalt und verlassen.
    »Nicht sehr einladend«, murmelte der Kutscher und legte den Kopf in den Nacken. Zwei Adler zogen über ihnen ihre Kreise und krächzten heiser. Tonya fragte sich, wie viel Ramon über ihren Auftrag wusste. Hatte man ihm gesagt, dass sie den mächtigsten Vampir aller Länder um das Thyrinnische Meer aufsuchen wollten? Vermutlich nicht.
    Astorin, der bis zur herabgelassenen Brücke geritten war, kehrte um und hielt sein Pferd neben der Kutsche an.
    »Was ist? Was steht ihr hier herum?«
    »Es ist ein gewaltiger Anblick«, sagte Tonya. »Eine mächtige, düstere Festung, einem mächtigen, düsteren Herrscher angemessen.«
    »Hm, ja«, brummte der Magier und warf der Burg einen flüchtigen Blick zu. »Aber nun lasst uns in den Hof reiten. Ich vermute, dass unser Gastgeber bald erwachen wird. Vielleicht können wir uns vorher schon ein wenig umsehen.«
    Tonya fühlte einen Kloß im Hals und schluckte mühsam. Sie nickte nur, raffte ihre Röcke und stieg in die Kutsche. Astorin schlug die Türe zu. Sie rollten das letzte Stück über den Weg und dann auf die Zugbrücke hinaus. Die Wagenräder dröhnten auf den Holzbalken, dann knirschte Kies unter ihnen. Ramon lenkte in einen Bogen ein und brachte die Pferde zum Stehen. Er kletterte vom Kutschbock und öffnete den Schlag. Tonya nahm seine Hand

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