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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Das Herz wurde ihm schwer, und doch fühlte er sich allein bei diesem Klang glücklich. Er wartete, bis die Reiter zu ihm aufschlossen. Thomas beendete gerade eine lustige Anekdote. Lamina lachte hell auf.
    »Oh Seradir, du kommst einen Augenblick zu spät«, begrüßte sie ihn. »Thomas, du musst diese Geschichte nachher noch einmal erzählen. Sie ist zu komisch.«
    Ihr Gesichtsausdruck hatte die Strenge abgelegt, die sie auf Theron immer mit sich herumtrug. Vielleicht waren Mauern auch ihr eine Last, und sie fühlte sich nur in der Natur leicht und frei. Oder war es die Verantwortung als Landesherrin, die auf ihre Schultern drückte?
    Seradir lächelte zurück. Er würde jeden Augenblick genießen, in dem er sie wieder so erleben durfte, wie er sie in Erinnerung hatte!
    »Ich habe die Lichtung am Bach wiedergefunden, auf der wir das letzte Mal gelagert haben«, berichtete er.
    »Wie schön. Das ist ein guter Platz für die Nacht«, bestätigte Lamina, doch er spürte, wie ihre Vorsicht zurückkehrte. So wandte er sich ab und führte die Männer zur Lichtung. Sie stiegen von ihren Pferden, befreiten sie von Gepäck und Sätteln und banden ihnen die Beine so zusammen, dass sie zwar grasen konnten, sich aber nicht zu weit entfernten. Zwei der Männer machten sich daran, ein Feuer zu entfachen, andere sammelten Holz, um es die Nacht über unterhalten zu können. Ein einfaches Zelt wurde für die Herrin errichtet. Thomas holte einen eisernen Kessel heraus, füllte ihn mit Wasser und gab dann Salz und Kräuter hinzu. Während das Wasser warm wurde, schnitt er Gemüse und Fleisch in Stücke.
    »Du kochst heute für uns?«, wunderte sich Lamina und setzte sich neben ihren Hauptmann. »Soll das nicht einer der Männer übernehmen?«
    Thomas grinste und strich sich das mausgraue Haar aus dem Gesicht. »Nein, lieber nicht, Gräfin. Ich weiß, dass das nicht meine Aufgabe ist, aber ich fürchte, wenn ich das einem meiner Männer überlasse, dann taugt es vielleicht gerade so zum Überleben, ist aber sicher kein Genuss.«
    »Da bin ich aber gespannt!«
    »Thomas, willst du unsere Suppe mit etwas Wild anreichern?«, fragte Seradir und griff nach seinem Bogen.
    »Darf ich mit?«, rief Lamina impulsiv und biss sich dann auf die Lippen.
    Seradir tat, als wäre ihm nichts Ungewöhnliches aufgefallen. »Wenn Ihr gern möchtet, sicher. Bleibt hinter mir.«
    Sie nickte und folgte ihm durch das Unterholz. Sie schwiegen, um das Wild nicht aufzuscheuchen, und dennoch war es ein gutes Schweigen. Vielleicht war in der Natur alles einfacher.
    Als sie mit zwei Kaninchen und einem Fasan zum Lager zurückkehrten, glühten Laminas Wangen. Ihre Augen strahlten.
    »Ach, ist es schön hier«, sagte sie und bückte sich zu ein paar blauen Blumen hinab, die am Bachufer wuchsen. »Wenn der Anlass nicht so ernst wäre, würde ich ewig weiterreisen wollen. Alle Länder rund um das Thyrinnische Meer möchte ich erkunden – und so frei sein wie unsere Freunde.« Er hörte die Sehnsucht in ihrer Stimme.
    »Ja, frei sein von unseren Zwängen ist unser größter Wunsch, den wir ein Leben lang in uns tragen und der niemals ganz erfüllt werden kann.«
    Lamina drehte sich zu ihm um und trat einen Schritt auf ihn zu. Wie weich und voller Zärtlichkeit ihr Blick war. Oder sah er nur das, was er sehen wollte?
    »Ah, die Jäger sind zurück! Habt Ihr reiche Beute mitgebracht?«
    Einer der Männer hatte sie zwischen den Zweigen erspäht. Der Augenblick der Nähe zerbrach. Lamina raffte ihr Reitkleid und trat auf die Lichtung.
    »Aber ja, Seradirs Pfeile gehen niemals fehl.«
    *
    Je näher sie Dijol kamen, desto mehr wuchs die Anspannung. Was würde sie dort erwarten? Sie lagerten in einiger Entfernung, so dass sie von den Dörflern nicht aus Versehen entdeckt werden konnten. Dann machte sich Seradir auf, die Lage zu erkunden. Vor allem sollte er sich vergewissern, ob eines der Piratenschiffe vor den Klippen ankerte. Lamina schritt unruhig auf und ab. Es war unsinnig, sich Sorgen zu machen, doch sie konnte ihre Nervosität nicht bezwingen.
    Er ist ein erfahrener Waldläufer, sagte sie sich immer wieder, aber es half nichts. Ihr Herz schmerzte bei der Vorstellung, was ihm allein alles zustoßen könnte. So eilte sie ihm mit offenen Armen entgegen, als er in der Abenddämmerung endlich auftauchte. Sie hätte ihn fast umarmt, als ihr gerade noch einfiel, wie ungehörig dieses Verhalten war. Verlegen ließ sie die Arme sinken und sah zu Boden. Doch er hatte ihr

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